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87.2.24. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 12490

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

Datierung:

1439 (122rb).

Lokalisierung:

Tirol?

Besitzgeschichte:

Ir Antonius de Annenberg (ca. 1420–1480; Südtirol); oberer Schnitt: Nummer 94, die Signatur des Kartäuserklosters Schnals in Südtirol; Ir Kaufvermerk der kaiserlichen Hofbibliothek, 1839.

Inhalt: Medizinisch-astrologische Sammelhandschrift (auch wenige geistliche Inhalte), ausführlich zum Inhalt Menhardt 3 (1961) S. 1241f., darin u. a.:
1. 3va–51rb Ortolf von Baierland, ›Arzneibuch‹
mit Zusätzen
2. 96v–100r Von den sieben Planeten
3. 113va–116rb Rezepte
mit Auszügen aus Konrad von Megenberg, ›Buch der Natur‹
4. 116rb–122rb Konrad von Megenberg, ›Buch der Natur‹
Teilabschrift
5. 123r–125r Ps.-Albertus Magnus, ›Secreta mulierum‹, deutsch
Auszüge; vgl. auch Nr. 87.5.
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + 131 Blätter (nach der alten Foliierung fehlen neun Blätter nach Bl. 122, ein Blatt nach Bl. 124, sieben Blätter nach Bl. 127, elf Blätter nach Bl. 128; diese Beschreibung folgt der modernen Foliierung), 304 × 215 mm, »gotische Eilschrift« (Menhardt 3 [1961] S. 1242), eine Haupthand (I 1ra–125va), E. G. (122r), zwei zusätzliche Hände (II 1v, 3r–v, III 126v–127r, 128v, 130v) sowie eine Nachtragshand des 16. Jahrhunderts (13v–131r), zweispaltig, einspaltig: 97r–100r, 126v–127r, 128v, 130v–131r, 38–45 Zeilen, Raum für Initialen ausgespart, Randzeichnungen und Drolerien (siehe Gross [1993] S. 297), Rubrizierung.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

Acht Deckfarbenmalereien. Ein Illustrator.

Format und Anordnung, Bildaufbau und -ausführung:

Eine fast ganzseitige, ungerahmte Darstellung (40r) sowie sieben Medaillons (97r–100r, jeweils ein Medaillon pro Seite) mit drei Kreisen als Rahmen, deren Farbintensität abwechselnd nach außen und innen hin reduziert wird. Der Hintergrund der Medaillons ist im kräftigen Rot gehalten, davor ein gelber Stern. Die Figuren nehmen die gesamte Höhe des Kreises ein, ohne gedrungen zu wirken. Gekonnt setzt der Illustrator eine filigrane Farbgebung und einen intensiven Faltenwurf ein, um plastische Körper zu erzeugen. Die abwechslungsreich gestalteten Gesichter fallen besonders durch ihre geschickte Mischung aus Typisierung und Charakterisierung auf.

Bildthemen:

Auf 40r ohne weiteren Text (sollte wohl noch ergänzt werden, das untere Drittel der Seite ist frei), im oberen Teil der Seite auf einer Grünfläche (sonst kein weiterer Hintergrund) ist eine junge Frau mit locker um den Kopf gelegtem weißen Tuch abgebildet. Eine Hand hält sie nach oben, die andere vor den Bauch. Gross (1993, S. 297) vermutet, dass es sich entweder um die Darstellung einer Schwangeren handelt (ähnlich in: London, Wellcome Library, MS.438, S. 247, Nr. 87.3.5.) oder um die Personifikation der Medizin (wobei eventuell ein identifizierendes Merkmal in der erhobenen Hand hätte ergänzt werden sollen; solche Personifikationen sind zu finden in: Erlangen, MS.B 36, 34r, Nr. 87.6.1.; New York, The Morgan Library, M.900, 119r). Auf den nächsten Seiten folgen die gynäkologischen Kapitel aus dem ›Arzneibuch‹, allerdings beginnen diese mit der Passio matricum (40va) der Frauen über Sechzig, so dass eine schwangere Frau nicht direkt darauf zu beziehen ist. Die Schwangere könnte allgemeiner auf die Teile zur Schwangerschaft im ›Arzneibuch‹ und auf die ›Secreta mulierum‹ (123r–125r) verweisen und ein Hinweis darauf sein, dass die Handschrift für eine Frau angefertigt wurde.

Zu Text 2 leiten die Personifikationen der Planeten jeweils ihren Abschnitt ein: 97r Saturn als alter Mann mit Krücken und in einfachem weißem Hemd; 97v Jupiter als gekrönter, zeitgenössischer Herrscher mit (entzündbarem?) Pfeil, Jagdfalken und Hund; 98r Mars als Ritter auf einem Pferd reitend; 98v ungewöhnlich ist die Darstellung der Sonne als Papst mit Tiara, in der Hand ein Buch und ein Aspergill (die Löwen neben ihm dienen einerseits als Thron und erinnern daran, dass der Löwe von der Sonne regiert wird; in der Regel wird die Sonne und nicht Jupiter als König dargestellt, eventuell wechselte der Maler deshalb zur Darstellung vom Papst als geistlichem Herrscher, um eine Wiederholung zu vermeiden; Sol als Kaiser und Jupiter als Bischof in: Los Angeles, Ms. Ludwig XII 8, Nr. 11.4.29.); 99r Venus, die sich selbst einen Kranz aufsetzt, während sie sich im Spiegel betrachtet, auf ihrem Schoß ein Saiteninstrument mit Schlange (?) als Kopf; 99v Merkur als Gelehrter mit Astrolabium, er liest in einem Buch, in dem eine Tabelle und ein Kreisschema zu sehen ist; 100r die gekrönte Luna auf ihrem Wagen mit dem Mond und Stab (Kommandostab?) in der Hand.

Farben:

Weiß, Rosa, Grün, Grau, Rot, Gelb, verschiedene Brauntöne, Blau, Schwarz.

Literatur:

Menhardt 3 (1961) S. 1241f.; Unterkircher 2 (1971) S. 148, Abb. 385 (122r). – Gross (1993) S. 296–298.

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Abb. 92.