KdiH

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87.2.25. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 13647

Bearbeitet von Pia Rudolph und Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 9

Datierung:

Um 1380/85 (?) (MeSch II [2002] Textbd. S. 37, Schnell [2016] S. 48).

Lokalisierung:

St. Florian (Oberösterreich).

Besitzgeschichte:

Die Handschrift stammt wohl aus dem Augustiner-Chorherrenstift St. Florian, worauf zwei radierte Vermerke (1r, 93v) hinweisen (vgl. auch Menhardt 3 [1961] S. 1324; MeSch II [2002] Textbd. S. 37). Sie wurde 1852 von der Hofbibliothek erworben (unmittelbare Vorsignatur: Suppl. 1065).

Inhalt: Medizinisch-komputistische Sammelhandschrift. Zum Inhalt siehe auch MeSch II [2002] Textbd. S. 37. Text ähnlich zum nur mit Schemata ausgestatteten, ansonsten nicht illustrierten Wiener Cod. 2785, der wiederum mit Rein, Stiftsbibliothek, Cod. 204 (Nr. 65.2.4.) zusammenhängt (freundlicher Hinweis von Gisela Kornrumpf).
1ra–14vb Kalender, lateinisch und deutsch
Einleitungen zum Kalender, komputistische Angaben zur Tageslänge und Stunde des Mondaufgangs, Tierkreiszeichen, dazwischen Schemata und Tabellen zu Berechnung der Wochen zwischen Weihnachts- und Fastenzeit, Osterberechnung, Sonntagsbuchstaben 1064–1568, Merkverse (10v), Bestimmung des Sternzeichens, Sonnen- und Mondfinsternisse
15r–192 Medizinische Texte
darin: ›Erlauer Arzneibuch-Fragment‹ (15ra–43ra), weite Passagen (17ra[?]–112ra, 132rb–168va, 172va–175vb) folgen mit starken Abweichungen, Umstellungen und Erweiterungen dem sog. ›Deutschen salernitanischen Arzneibuch‹, Ortolf von Baierland, ›Arzneibuch‹ (112v–114r), ›Secretum secretorum‹, deutsch (123va–124ra), ›Ipocras‹ und Meister Alexander / ›Meister Alexanders Monatsregeln‹ (124ra–128rb), Verbenatraktat (130ra–131vb), Taddeo (degli) Alderotti (168rb–169vb), Gottfried von Franken, ›Pelzbuch‹ (190ra–192ra)
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament und Papier (Deckblatt und Nachsatzblatt), I + 193 + I Blätter (es fehlen nach Bl. 88 und 106 jeweils ein Doppelblatt, nach Bl. 123 zwei Doppelblätter, nach Bl. 189 drei Blätter, jeweils mit Textverlust), 225/230 × 170 mm, zwei Einheiten in der Handschrift: Hand I 1r–14v, Textualis, zweispaltig bzw. unregelmäßig, 45 Zeilen, Hand II 15r–193r, frühe Bastarda, zweispaltig, 29–35 Zeilen, rote Überschriften und Paragrafzeichen, Fleuronné-Lombarden, in den Binnenfeldern von drei sonst undekorierten roten Lombarden fein gezeichnete Büsten (78v, 79r), aufwendig gestaltete Schemata und Tabellen (7v, 8r, 14v), 49r Kopf als Randzeichnung ohne Textbezug.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch (Menhardt 3 [1961] S. 1324), ostmittelbairisch (Stürmer [1978] S. 32, Telle [1980] S. 116).

II. Bildausstattung:

Zwölf Federzeichnungen in Medaillonform. Ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Die Medaillons (Durchmesser 35–40 mm) sind an den Rand des jeweiligen Monatskalenders gesetzt.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

1v–7r Tierkreiszeichen: Die in einen einfachen Ring (Doppelring 4r, 5v, 7v) mit deutscher Beischrift gesetzten Tierkreiszeichen sind auf unterschiedlich farbigem Grund (Rot, Blau, Gelb) ausgespart, mit schwarzer Tinte gezeichnet und leicht koloriert. Die Ringe sind in verschiedenen Farben (Rot, Blau, Beige) gestaltet. Die Figuren sind schlank und nur zu drei Viertel zu sehen, die Tiere in verschiedenen Körperhaltungen (liegend, stehend, in Bewegung) gezeigt. Details und Gesichter sind mit feiner Feder sorgfältig ausgeführt. Die Medaillons sind ikonografisch nicht einzuordnen (MeSch II [2002] Textbd. S. 38 mit deutschen und lateinischen Vergleichshandschriften).

Im Einzelnen sind bemerkenswert: Wassermann mit Hut (symmetrisch zwei Krüge haltend), Zwilling (zwei Gerüstete in Kettenhemden und an Riemen hängenden Schilden, in Bewegung, rechter Zwilling mit Redegestus, amorpher Körperbau, vgl. auch zeitgleich mit ähnlicher Gesprächshaltung Cgm 32, 7v [Nr. 87.2.12.] und Clm 13076, 7r, Skorpion (zu einem Kreis gebogenes fischartiges Wesen mit floral geschupptem Körper), Schütze (Mischwesen aus Drachenunterleib und Oberkörper eines Jünglings mit Pfeil und Bogen), Steinbock (liegend mit Bauchgurt).

Farben:

Rot, Beige, Blau, Grün.

Literatur:

Menhardt 3 (1961) S. 1320–1324; MeSch II (2002) Textbd. S. 37–40 (Nr. 10) [Martin Roland].

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus; manuscripta.at

Abb. 89: 6r. Skorpion.

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Abb. 89.