KdiH

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87.2. Gesund durch das Jahr: astrologisch-medizinische Sammelhandschriften

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 9

In dieser Untergruppe werden medizinische Handschriften beschrieben, die auf astronomischen Berechnungen beruhen. Es handelt sich um Kompendien, deren Texte in der Regel nicht einem Autor zuzuschreiben sind (Ausnahmen bilden Nr. 87.2.8. und Nr. 87.2.22.). Auf dem Verlauf der Sterne, die in einem Kalenderteil festgehalten werden, beruhen die medizinischen Anwendungen, die im Laufe des Jahres durchgeführt werden sollten. So werden hier normalerweise auch die angeblich krankheitsbringenden Tage (sog. verworfene oder ägyptische Tage) festgehalten. Da den Handschriften Kalenderberechnungen vorausgehen, werden sie häufig als Iatromathematische Hausbücher bezeichnet oder auch als Volkskalender, Almanache etc. (zur medizinischen Sammelhandschrift Riha [1992]). Allerdings sind diese Texte im Gegensatz zum ›Iatromathematischen Hausbuch (Schürstab-Fassung)‹ (Nr. 87.1.) bislang nur unzureichend bestimmt und auch nicht in einer festen Bild-Text-Abfolge konzipiert (Schnell [2019] S. 223–225). Der Hausbuch-Begriff deutet an, dass sie als prognostische, astrologisch-medizinische Schriften für eine Familie angelegt und über mehrere Generationen hinweg weitergegeben wurden (siehe auch Nr. 49a. Hausbücher). Aufgrund der engen Verzahnung von Medizin und Astronomie ist eine Vielzahl der hier behandelten Handschriften bereits in Stoffgruppe 11. Astrologie/Astronomie beschrieben.

Die vorkommenden Bildthemen sind mit denen in den Untergruppen Nr. 87.1. und Nr. 87.3. vergleichbar (in beiden auch Handschriften, die Kalenderteile beinhalten). Zu den Kalendermonaten werden die Tierkreiszeichen gezeigt, manchmal auch die Monatsarbeiten. Tabellen und Schemata können anspruchsvoll ausgeführt sein. Häufig schließt sich dem Kalender ein Text zu den Tierkreiszeichen an, die dann erneut illustriert sein können. Ein fester Bestandteil aller medizinischen Sammelhandschriften sind Aderlasstexte, wozu normalerweise auch die Darstellung eines Aderlassmanns gehört. Selten gibt es größere Bildprogramme (z. B. Nr. 87.2.5., Nr. 87.2.27.) oder über das Genannte hinausgehende Abbildungen (z. B. Nr. 87.2.11., Nr. 87.2.15., Nr. 87.2.16., Nr. 87.2.17.; ohne Kalender, aber mit astrologischem Anteil: Nr. 87.2.24.).

Dass die Kalenderberechnung einen entscheidenden Bestandteil medizinischer Verfahren darstellt, wird besonders in Nr. 87.2.3. augenfällig: Hier werden neben den Monatsarbeiten im Kalender auch Praktiken wie der Aderlass oder das Schröpfen gezeigt.

Mit Kalenderillustrationen ausgestattet, die wohl weniger einen medizinischen Zweck erfüllen als vielmehr astrologischen bzw. prognostischen Kontext haben und an anderer Stelle im KdiH beschrieben werden (Stoffgruppen 11. und 103a.), sind: Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod 25 (Nr. 49a.1.1.; Nr. 80.9.1.), Berlin, Ms. germ. oct. 9 (Nr. 65.2.1., wurde außerdem mit einem Zodiakusmann ausgestattet, der Kalender diente v. a. repräsentativen Zwecken), Coburg, Landesbibliothek, Ms. 5 (Nr. 11.4.12.), Heidelberg, Cod. Pal. germ. 832 (Nr. 11.4.21.), Heidelberg, Cod. Pal. germ. 833 (Nr. 11.4.22.) sowie München, Cgm 7269 (Nr. 11.4.33.).

Ebenfalls im Grenzbereich zwischen Astrologie/Astronomie und Medizin angesiedelt sind die Handschriften mit den sog. Elsässischen Sternbilderfolgen (vgl. Untergruppe 11.2., ferner Saurma-Jeltsch [2001] Bd. 1, S. 100f. [und passim] sowie Blume/Haffner/Metzger [2016] passim). In ihnen haben sich bestimmte Ikonografien ausgeprägt, die auch über den engeren Kern der fünf Elsässischen Sternbilderfolgen hinaus gewirkt haben. Zu nennen ist etwa die Darstellung des Tierkreiszeichens Zwilling als nacktes, sich umarmendes Paar; eines von beiden hält eine Lyra, das andere einen hackenförmigen Stab in der Hand (vgl. Blume/Haffner/Metzger [2016] Bd. II.II, S. 785). Der in den Handschriften mit den Elsässischen Sternbilderfolgen illustrierte Text ›Von den 12 Zeichen und 36 Bildern des Himmels‹ erläutert, dass der eine Zwilling den anderen mit einem hacken schlagen wolle, was die Herkunft dieses Motivs verdeutlicht. Es findet sich neben den beiden Sternbilderfolgen-Handschriften Nr. 87.2.5. und Nr. 87.2.17., die ihrer medizinischen Texte und Illustrationen wegen in diese Untergruppe aufgenommen wurden, auch in Nr. 87.2.20. und Nr. 87.2.21. (hier Fiedel statt Lyra).