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26A.16. Reichenau: Gallus Öhem, Chronik der Reichenau

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 3

Während seiner Wirkungszeit als Kaplan im Kloster Reichenau begann Gallus Öhem auf Anregung des Reichenauer Abts Martin von Weißenburg [1491– 1508] mit der Abfassung einer Geschichte des Klosters. Geplant war laut Vorrede folgende dreiteilige Anlage:

I. Bericht von der Stiftung und den späteren Wohltätern

II. Geschichte der Äbte

III. Aufzählung der Privilegien und der Lehnsleute des Klosters.

Offenbar hat aber Öhem bereits während der Niederschrift sein ursprüngliches Konzept verlassen. In den überlieferten Handschriften umfaßt Teil I eine allgemeine Besitzgeschichte und die Schilderung des Niedergangs des Klosters, Teil II, in dem die Geschichte der Äbte von 727 an nur bis 1427 (Amtsantritt Abt Friedrichs von Wartenberg [1427–54]) reicht, ist unter anderem mit der Wiedergabe der ursprünglich für Teil III vorgesehenen Klosterprivilegien angereichert, anstelle des nicht ausgeführten Teils III liegt eine umfangreiche Wappensammlung vor. Text wie Wappensammlung machen mehr den Eindruck einer wenig abgeschlossenen Materialsammlung als eines endgültig redigierten Geschichtswerks. Ursache dürfte der Fortgang Gallus Öhems von der Reichenau (nach 1505) gewesen sein: Der Verfasser scheint zu diesem Zeitpunkt nur noch dafür gesorgt zu haben, daß die Chronik in ihrer bis dahin erreichten Form in eine Reinschrift übertragen wurde. Diese liegt in der Freiburger Hs. 15 (Nr. 26A.16.1.) vor, an der Öhem selbst mit der Beschriftung der Wappen beteiligt war.

Zu Teil II und III hatte Öhem separate Wappensammlungen geplant (II: Abtswappen, III: Vasallenwappen), die jedoch in der Reinschrift – der die meisten späteren Abschriften folgen – zusammengeführt, um eine Sammlung von Mönchswappen ergänzt und geschlossen an den Anfang der Chronik gestellt wurden. Trotz seiner in der Überlieferung somit dezidiert heraldisch wirkenden Ausrichtung war das Öhem’sche Werk nicht primär als Wappenbuch vorgesehen: Die Wappen beziehen sich illustrierend auf den – wenn auch nicht mehr planmäßig zur Ausführung gekommenen – Text der Chronik. Manche Besteller und Besitzer der insgesamt dreizehn bislang bekannten Handschriften der Reichenauer Chronik beschränken ihr Interesse hingegen auf den Chroniktext und verzichten ganz auf die Wappenbeigaben (St. Paul im Lavanttal, Stiftsarchiv 8/2 [olim 25.3.14; 26 a/8]; Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB V 56; Reichenau, Münsterschatzkammer [ehem. Reichenau-Oberzell], o. Sign.; Reichenau, Münsterpfarramt, Archiv 49).

Planungsänderungen betrafen auch einen zweiten Bestandteil der Bildausstat- tung. Die Freiburger Reinschrift wird eingeleitet durch vier Bildseiten: Während das Dedikationsbild (Freiburg 1r) auch ursprünglich als Initialbild vorgesehen war, wird das Stiftungsbild (Freiburg 2r) als Illustration der Reichenauer Gründungslegende (in Teil I) gedacht gewesen sein; die symbolische Darstellung der geistlichen Privilegien (Freiburg 2v) dürfte zu Teil II und die Darstellung der weltlichen Privilegien (Freiburg 3r) zum geplanten Teil III gehören. Wie die Wappensammlung gehen auch die Bildseiten auf die Konzeption des Chronisten selbst zurück; sie stellen in ihrer Anhäufung von heraldischen Symbolen einen Typ programmatischer Tafeln dar, der in der handschriftlichen Chroniküberlieferung auch anderswo, z. B. in der ›Agrippina‹ Heinrichs van Beeck (vgl. Stoffgruppe 26A.8.) Anwendung fand. In der Chronik der Reichenau tragen sie dem Auftrag und Anliegen des Verfassers Rechnung, den Ruhm der alten Reichsabtei in Erinnerung zu rufen.

Die Chronik der Reichenau und ihre Bilder wurden bis weit ins 17. Jahrhundert weitertradiert. In den Katalog aufgenommen sind ausschließlich Handschriften bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts, deren Bildausstattung zudem nicht nur auf den heraldischen, sondern auch auf den programmatischen Charakter der Öhem’schen Schrift Bezug nimmt, die also nicht allein die Wappensammlung, sondern auch die vier Bildseiten enthalten. Aus Gründen der Systematik und des späten zeitlichen Ansatzes wurde somit auf die Beschreibung der folgenden bebilderten Handschriften verzichtet:

Editionen:

Karl A. Barack: Gallus Oheims Chronik von Reichenau. Stuttgart 1866 (StLV 84); Karl Brandi (Hrsg.): Die Chronik des Gallus Öhem. Heidelberg 1893 (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Abtei Reichenau 2).

Literatur zu den Illustrationen:

Harald Drös: Das Wappenbuch des Gallus Öhem. Sigmaringen 1994 (Reichenauer Texte und Bilder 5).