26A.32. Weyarn: Georg Rotschmidt, Chronik von Weyarn
Bearbeitet von Peter Schmidt
KdiH-Band 3
Der Verfasser war von 1509–1532 Propst des Augustinerchorherrenstifts Weyarn. Sein einziges bekanntes Werk – unediert und nur ein einer Handschrift überliefert – ist weniger eine umfassende Chronik des Klosters als vielmehr eine kurze Würdigung seines Stifters, um die einige historische Notizen gruppiert sind. Als Grund für die Zusammenstellung nennt Georg Rotschmidt am Ende der Schrift die Beobachtung, daß über die Geschichte des Stiftes dort selbst kaum mehr etwas bekannt sei und sogar über den genauen Namen seines Stifters, Siboto II. von Neuburg-Falkenstein, Unsicherheit herrsche, so daß er bisweilen Sebold, Seybold oder gar Seyfrid genannt werde. Deshalb habe er beschlossen, auf der Basis neuen Quellenstudiums – auss glaubwirdigen geschrifften, darunter ein salpuech oder vrberpuech des offtgedachten hochgepornen herren graffen Sigboten […], auch aus stiftbrieffen vnd bestattung brieffen, aus einer in einem blauen Lektionar gefundenen fast alten glaubwirdigen geschrifft und Materialien in den Klöstern Salzburgs, des Bistums Chiemsee, in Indersdorf, Tegernsee und Andechs – die Geschichte seines Stifts zu erforschen (5r). Der Text beginnt mit der Nennung der Eltern, der Gattin und der Nachkommen Sibotos und einer Aufzählung seiner Besitzungen. Es folgt die Gründung des Chorherrenstifts in Weyarn genannt Vinaria cella, weinkeller wann zw dieser zeit sindt gestannden in fruchtperchait von Waldeck bis in das Mültal xiii weingarten (3v) im Jahr 1133, schließlich Tod und Begräbnis des Gründers, die Erwähnung eines verheerenden Brandes im Jahr 1236 und die Umbettung Sibotos in ein Grab in der Mitte der Klosterkirche. Über weitere Kapitel der Geschichte des Stiftes ist nichts zu erfahren.
Diesem 1516 datierten Text ist im Cgm 1520 ein mit Jahreszahl 1514 versehenes Gedicht über Siboto vorangestellt. Die Daten müssen sich auf die Abfassung der Texte beziehen, da sie im Codex von einer Hand und offenkundig in einem Zug eingetragen wurden. Der Wortlaut der Chronik setzt voraus, dass sie nach dem Gedicht gelesen werden sollte, denn der Klostergründer wird mit den Worten Graff Sigbotus oben an dem ersten angezeigt eingeführt (3r). Das Gedicht ist in der Ich-Form dem Grafen in den Mund gelegt, der hier über seine verwandtschaftlichen Verhältnisse, über die Gründung des Klosters zu hilff vnd trost der seele mein (2r) und über die Umbettung seines Leichnams Auskunft gibt. Beide Texte Rotschmidts dürften als Zeugnisse des neuen Selbstbewußstseins des Klosters zu werten sein, das seit den letzten Jahren des 15. Jahrhunderts einen deutlichen Aufschwung erlebte, eine Bibliothek erhielt, eine rege Bautätigkeit in seinen Pfarreien entfaltete und im Zuge dessen auch die Erinnerung an seine Ursprünge aufleben ließ.
Literatur zum Verfasser: