Die ›Kleine Burgunderchronik‹ des Peter von Molsheim, Kaplan der Johanniterkommende im Freiburg im Üchtland, entstand 1478 im Auftrag des Freiburger Rates und stellt im wesentlichen eine Bearbeitung der ›Kleinen Burgunderchronik‹ Diebold Schillings dar, die dieser 1477 als Vorarbeit zu seiner ›Berner Chronik‹ verfaßte (vgl. Stoffgruppe 26A.19.). Der Bearbeitung sind zehn einleitende Kapitel zur Vorgeschichte Freiburgs integriert, bei der Erwähnung Berns wurde oftmals der Name Freiburgs hinzugesetzt.
Überliefert ist die Chronik in insgesamt zwölf Abschriften, von denen fünf sowie ein Exzerpt aus dem 15. Jahrhundert stammen (Nr. 26A.20.1.–Nr. 26A.20.4., Nr. 26A.20.6.). Weitere Abschriften, darunter diejenige Ludwig Sterners von 1500/1501 (Nr. 26A.20.5.) sind aus dem 16. und 17. Jahrhundert erhalten (Schanze [2006] S. 42–44; Büchi [1914] S. 238–273). Nur in einer Handschrift, einem Autograph Peters von Molsheim (Nr. 26A.20.2.), wurden die Illustrationen teilweise ausgeführt. In weiteren fünf Handschriften sind ein bis vier Doppelseiten für Illustrationen ausgespart, die nach den Tituli und Bildanweisungen für die wichtigsten Schlachten vorgesehen waren. In der chronologischen Reihenfolge waren folgende Bildthemen vorgesehen:
1.
|
Der Überfall Belgris von Heudorf auf die eidgenössischen Kaufleute (26A.20.2.; 26A.20.3.), |
2.
|
Befreiung der entführten Kaufleute (Nr. 26A.20.3.), |
3.
|
Die Schlacht bei Grandson (26A.20.2., 26A.20.3., 26A.20.4., 26A.20.5., 26A.20.6.), |
4.
|
Die Schlacht bei Murten (in allen aufgeführten Handschriften), |
5.
|
Die Schlacht bei Nancy, in der Karl der Kühne am 5. Januar 1477 fällt, (26A.20.3., 26A.20.5.). |
In den Chroniktext wurden zwei Lieder von Veit Weber integriert, das Lied über den ›Zug nach Pontarlier‹ und das Lied über die ›Schlacht von Murten‹ (vgl. Frieder Schanze: Weber, Veit. In: 2VL 10 [1999], Sp. 775–780, 11 [2004], Sp. 1645). Beide Lieder sind gleichfalls in den Abschriften der ›Kleinen Burgunderchronik‹ Diebold Schillings sowie seiner ›Berner Chronik‹ enthalten.
Die ›Kleine Burgunderchronik‹ Peters von Molsheim ist nicht im Druck erschienen. Dagegen sind einige, gleichfalls unmittelbar nach Kriegsende entstandene Beschreibungen der Burgunderkriege als illustrierte Druckausgaben überliefert: Die ›Burgundische Historie‹ von Hans Erhart Tüsch erschien 1477 in Straßburg, vermutlich bei Heinrich Knoblochtzer, in einer mit acht Holzschnitten ausgestatteten Ausgabe (GW M48074, Faksimile: Emile Picot / Henri Stein: Recueil de pièces historiques imprimées sous le règne de Louis XI reproduites en fac-similé, avec des commentaires historiques et bibliographiques. 2 Bde. Paris 1923). Das ›Gedicht über die Burgunderkriege‹ des Straßburgers Konrad von Pfettisheim erschien gleichfalls 1477 in Straßburg. Der ebenfalls Heinrich Knoblochtzer zugeordnete Druck ist mit acht Holzschnitten ausgestattet, für die sieben Druckstöcke der ›Burgundische Historie‹ übernommen und einer neu angefertigt wurde (GW M17616, Faksimile: Geschichte Peter Hagenbachs und der Burgunderkrieg. Inkunabel 265 der F. F. Hofbibliothek Donaueschingen. Faksimile und Kommentar mit Beiträgen von Lilli Fischel und Rolf Müller. Plochingen 1966; Edition: Gustav Tobler: Conradus Pfettisheims Gedicht über die Burgunderkriege, Bern 1917 [Neujahrsblatt der Literarischen Gesellschaft Bern auf das Jahr 1918], mit Abb. der Holzschnitte). Die ›Burgundische Legende‹ eines anonymen Verfassers schließlich erschien um 1477/78 in Basel bei Michael Wenssler in einer mit einem Titelholzschnitt ausgestatteten Ausgabe (GW M17617).
Literatur zu den Illustrationen: Franz Friedrich Leitschuh: Die Initialen und Federzeichnungen der Handschrift A. In: Albert Büchi (Hrsg.): Peter von Molsheims Freiburger Chronik der Burgunderkriege. Bern 1914, S. 288–337. – Carl Gerhard Baumann: Über die Entstehung der ältesten Schweizer Bilderchroniken (1468–1485), unter besonderer Berücksichtigung der Illustrationen in Diebold Schillings Grosser Burgunderchronik in Zürich. Bern 1971. – Harald Parigger: Peter von Molsheim. In: 2VL 7 (1987), Sp. 437 f.