KdiH

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13.0.26. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 3085

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 2

Datierung:

1475 (127r).

Lokalisierung:

Österreich.

Siehe auch Nr. 16.0.23., 44.7.1., 87.1.16., 105.0.6.

Inhalt:
1. 1r–39v ›Iatromathematisches Hausbuch‹
2. 39v–45v Johannes von Indersdorf, ›Tobiaslehre‹
3. 46r–127r Biblia pauperum, deutsch

41 Gruppen, sog. deutscher erzählender Typ

4. 128r–130v Juristische Sinnsprüche in Prosa und Versen, deutsch
5. 134r–144v Irmhart Öser, ›Epistel des Rabbi Samuel an Rabbi Isaac‹
6. 144v ›Von himmlischer Freude und Verdammnis‹
7. 146r–218r Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch

Übersetzung A

8. 219v–220r Geistliche Rätsel (Fragen und Antworten), deutsch
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 221 Blätter, 260 × 195 mm, Bastarda, eine Hand, einspaltig, 41 Zeilen, vier- bis fünfzeilige rote und blaue Lombarden mit Fleuronnée, rote Strichelung, rote Überschriften, Dekretal- und Bibelzitate rot unterstrichen.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

131 kolorierte Federzeichnungen: 69 zu Text 1 (siehe Nr. 87.1.16.), neun zu Text 2 (siehe Nr. 44.7.1.), 41 zu Text 3 (siehe Nr. 16.0.23.), elf zu Text 4 (siehe Stoffgruppe 123.), eine zu Text 5 (siehe Stoffgruppe 105.), 26 zu Text 7 (148v, 149r, 149v, 150v, 152r, 153v, 171r, 173r, 177r, 163r [vertauschte Lage], 181r, 183v, 184v, 185r, 188v, 190r, 191r, 192r, 202r, 204v, 205v, 207v, 210r, 212r, 213v, 214r), eine zu Text 8, eine Hand.

Eine historisierte 17zeilige Initiale 146r: Unter dem links bis an den Blattrand reichenden, aus Akanthusblättern gebildeten Buchstabenkörper A, auf dem ein Fuchs, eine menschliche Figur mit Lanze und ein storchähnlicher Vogel stehen, ein schreibender Autor am Pult.

Format und Anordnung:

Schriftspiegelbreite, ½–¾ des Schriftraums hohe Federzeichnungen (ca. 119–200 × 155–165 mm), von doppelter, jedoch nicht mit Farbe gefüllter Federlinie gerahmt, über die mitunter Teile der Komposition (Bodenstück, Figuren) hinausragen. Illustrationen oft auf dem der betreffenden Textstelle unmittelbar folgenden Blatt.

Bildaufbau und -ausführung:

Kräftige, kantige Umrißlinien um die Figuren, Binnenzeichnung mit sehr dünner Feder in kurzer, lockerer Strichelung aus gekrümmten, unregelmäßigen, sich mitunter zu Schwarzflächen ballenden Strichelchen, auch Kreuzlagen. Auffällig »ornamentale« Strichbündel und Häkchen um die Haupt- und Barthaare, auch die Grasbüschel des Bodenstücks laufen in lockere Kringelchen aus; insgesamt betont zeichnerische Gesamtwirkung. Harter, eckiger Faltenbruch mit gekrümmten Parallelschraffen und kräftigeren Farbstreifen in den Schattenpartien, Modellierung auch durch freistehenden Papiergrund. Lavierender Farbauftrag mit weichen Übergängen, Himmel gegen den Horizont hin aufgehellt, auch leicht deckende Farbverwendung, teilweise Übermalungen in mehreren lavierten Farbschichten (Körper der Teufel z. B. laviertes Gelbbraun über Blau), Zähne Belials mit Deckweiß aufgesetzt. Durch die am Lidbogen hängenden Pupillen haben alle Personen einen eigentümlich noch oben gerichteten Blick.

Die Szene spielt stets auf einem mit Grasbüscheln bewachsenen Bodenstück, auf dem der von Bild zu Bild variierte Richtersitz schräg ins Bild gerückt steht oder aus dem der Höllenrachen wächst; 214v (Christus erscheint seinen Jüngern) steht ein von einer Mittelsäule gestützter, rippengewölbter Raum auf dem Rasenstück. Lebhafte Gestik der bis auf die zu großen Köpfe gut proportionierten, räumlich aufeinander bezogenen Figuren, oft auch dichtgedrängte Figurengruppen (z. B. Engel hinter Gottes Thron 150v). Belial, mit Klauenfüßen und -händen, spitzen Ohren und abstehendem Eckzahn, trägt ein kurzes Wams mit Kapuze und enge Beinlinge, die übrigen Teufel sind nackt. Tendenz zu variationsreicher Erfindung von Ausstattungsdetails (Gürteltäschchen, Trinkhörner, Petschaft des Notars, kleine Tiere am Boden), die der Szene einen genrehaften Charakter gibt, und zur Hinzufügung weiterer Personen (z. B. 181r Salomos Endurteil im Beisein der Ratgeber Ulpian und Scaevola und eines Notars). Zuweilen ungewöhnliche, aus der übrigen Ikonographie des Stoffs ausscherende Bilderfindungen für gängige Themen: Bei der Höllenberatung 149r sitzt der sonst an eine Säule gefesselte Satan in freier Landschaft auf einem Stuhl, der an eine Rundsäule gekettet ist; bei den Darstellungen des Jüngsten Gerichts sitzt Christus in der Mandorla in einer Bildhälfte den zu Richtenden in der anderen auf gleicher Ebene gegenüber.

Bildthemen:

Außer den Darstellungen des Prozessverlaufs fünf Illustrationen des Jüngsten Gerichts innerhalb des Schiedsverfahrens (202r–210r); der Streit der Vier Töchter Gottes als Illustration einer Aussage Mosis (188v, sonst nur noch in Hannover 40r [Nr. 13.0.9.]); als Beginn des Zyklus Christi Descensus mit Befreiung der Altväter (148v), als Schluß Christi Erscheinen bei den Jüngern (214r).

Farben:

Stahlblau, Purpurrosa, Zinnober, viele Brauntöne (gelbliches, rötliches und leicht grünliches Braun), Hellgelb, Grau, z. T. leicht deckend, meist jedoch wäßrig ausgemischt; Ocker deckend, Deckweiß.

Literatur:

Menhardt2 (1961) S. 872–874; Unterkircher (1957) S. 90. – Hummel (1981) S. 41; Ott (1983) S. 332f. 470–477 (Beschreibung sämtlicher Illustrationen) und passim, Abb. 12 (149r). 13 (173r). 14 (181r). 15 (188v); Ott (1992a) S. 1002 Anm. 19.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 41: 146r. Historisierte A-Initiale zur Vorrede mit schreibendem Autor.

Abb. 42: 214r. Jesus erscheint den Jüngern.

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Abb. 41.
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Abb. 42.