13.0.10. Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 795
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 2
Um 1470.
Augburg (?).
Aus dem Besitz der Margarete von Savoyen.
1ra–95vb |
Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch
Übersetzung A
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Papier, 95 Blätter, Blattverluste (am Anfang fehlt ein Blatt, am Schluß wenigsten drei Blätter), 315 × 205 mm, Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 34 Zeilen, zwei- bis dreizeilige rote Lombarden, rote Zwischenüberschriften, Verweise auf Rechtsbücher- und Bibelstellen rot unterstrichen.
schwäbisch.
20 kolorierte Federzeichnungen (5va, 6rb, 8ra, 9rb, 9vb, 11rb, 14vb, 17va, 20va, 20vb, 23ra, 23vb, 26rb, 36rb, 56va, 59rb, 61va, 62vb, 69rb, 94rb), ein Zeichner.
Etwas mehr als spaltenbreite, seitlich, oben oder unten über den Schriftraum hinausragende, hochrechteckige, von einer einfachen Pinsellinie gerahmte Illustrationen (ca. 90–100 × 75–90 mm) am Kopf und am Fuß der Seite, seltener zwischen der Schriftspalte, meist direkt neben den illustrierten Textpassagen.
Fast ausschließlich aus drei von einem oder zwei Fenstern hinten und einer Türe rechts durchbrochenen Wänden und einer Balkendecke konstruierter, sich nach hinten perspektivisch verjüngender Innenraum als Bildbühne. Lediglich die in der Hölle spielenden Szenen (5va, 20va) zeigen einen geöffneten Höllenrachen in einer Landschaft; ebenso steht 61va Gottes Thron in einer baumbewachsenen Hügellandschaft; im Himmelfahrtsbild 94rb gruppieren sich die betenden Jünger und Maria um eine Bergkuppe, von der aus sich Christus, von dem nur Füße und Rocksaum erkennbar sind, erhebt. Die geöffnete Tür und die Fenster geben meist den Blick auf eine Landschaft mit kegelförmigen Bergen und kugeligen Bäumen und Büschen frei. Der kaum variierte Innenraum dient für Salomos und Josephs Gerichtssaal und für den Versammlungsraum der Schiedsleute als Handlungsort. Wie dieser sind auch die zwar sorgfältig, aber in den Proportionen unsicher dargestellten Personen recht schematisch angelegt; Individualisierung ist kaum in den Gesichtsbildungen, sondern höchstens durch Kleidung und Attribute erreicht. Belial – mit Knopfaugen, nach innen gebogenen Hörnern, spitzen Ohren, hufartigen Füßen und klauenförmigen Händen (sein Gesicht wurde in mehreren Illustrationen durch spätere Benutzer verwischt) – trägt einen kurzen, gegürteten Rock; die übrigen Personen sind in lange, faltenreiche Mäntel gekleidet, eckiger Faltenbruch. Beredte Handgebärden. Sparsame, schräge Parallelschraffen, Modellierung durch ausgesparte Lichter und hell-dunkel abgestufte Pinselstriche und -flächen.
Fast ausschließlich auf das nötigste Handlungspersonal reduzierte Dialogszenen des formalen Prozessverlaufs. Allein das Schlußbild mit Christi Himmelfahrt 94rb aus dem Formelschatz christlicher Ikonographie. (Die nach Bl. 95 fehlenden Blätter könnten vielleicht – wie in der zweiten Heidelberger ›Belial‹-Handschrift [Nr. 13.0.11.] noch ein Pfingstbild und eine Darstellung Mariens enthalten haben.)
Karmin, Zinnober, rötliches Braun, Grau, Kobalt, Oliv in blassen, vorwiegend gebrochenen Tönen, Deckgrün.
Abb. 21: 9rb. Der Gerichtsbote Azahel lädt Jesus zum Prozess.