KdiH

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13.0.12. Heilbronn, Stadtarchiv, Wissenschaftliche Bibliothek, Hs 30

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 2

Datierung:

1447 (103va, 103vb).

Lokalisierung:

Süd Westdeutschland.

Besitzgeschichte:

Erstbesitzer- oder Auftraggebereintrag (103vb von der Texthand): Dyß büch ist hern ma/thys von menshem / zuͦ der zyt bwmayster / zuͦ heylbron dütsch / ordens etc. (Matthias von Mönsheim [wohl nicht Mönsheim bei Worms, wie Hummel, sondern Mönsheim bei Pforzheim im Kreis Leonberg, so Arnold], Baumeister der Deutschordenskommende Heilbronn). Auf den unfoliierten Vorsatzblättern Eintragungen über den ›Belial‹ nach Panzer und Hain von einer Hand des 19. Jahrhunderts. 1956 über den Antiquariatshandel aus deutschem Privatbesitz erworben (1r Namenseintrag Barnheim von einer Hand des 20. Jahrhunderts).

Inhalt:
1ra–103va Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch

Übersetzung A

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 103 Blätter, davor vier und danach zehn Blätter im 19. Jahrhundert hinzugebunden, Blattverluste von insgesamt elf Blättern (je ein Einzelblatt zwischen 1/2, 3/4, 5/6, 7/8, 9/10, 10/11, 16/17, 19/20, 50/51, 56/57, 67/68), Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 29–30 Zeilen, zwei- bis vierzeilige rote Lombarden, auf Bl. 2r mit Fleuronnéefüllung (sechszeiliges A 2ra, dreizeiliges D 2rb), sonst keine Rubrizierung, auch die Rechtsbücherzitate nicht rot unterstrichen. Am Ende der den Illustrationen vorausgehenden Spalte Leerräume, wohl für nicht ausgeführte Bildtituli oder Kapitelüberschriften.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

15 kolorierte Federzeichnungen (7v, 10r, 22r, 26r, 35v, 53r, 55v, 57v, 58r, 64v, 66v, 68v, 70r, 94r, 95v/96r), ein Zeichner. Ursprünglich zehn weitere Illustrationen auf den fehlenden Blättern zwischen 3/4, 5/6, 7/8, 9/10, 10/11, 16/17, 19/20, 50/51, 56/57, 67/68.

Format und Anordnung:

Neun ganzseitige Illustrationen, davon bei 10r wenige Zeilen Text in der linken Spalte; fünf von ca. ½–⅔ einer Seite (7v, 57v, 58r, 64v 68v), stets unterhalb der unterschiedlich langen Textspalten eingepaßt, bei 57v und 58r wenige über zwei Spalten laufende Textzeilen über der Illustration; eine Darstellung ist auf zwei einander gegenüberliegende Seiten verteilt (95v/96r). Unmittelbare Nähe zur illustrierten Textpassage.

Bildaufbau und -ausführung:

Hintergrundlose Kompositionen; auf einfachen gewölbten, mit kurzen Grasbüscheln aus Federlinien bewachsenen Bodenstücken agieren die flott und sicher, wenn auch stereotyp gezeichneten, schlanken Figuren. Keine Architekturen, Landschaften oder sonstige Andeutungen von Räumlichkeit, im Bildzentrum stehen allein die handelnden Hauptpersonen. Kastensitz des Richters von unsicherer Perspektive. Belial stets als nackter Teufel mit Krallenfüßen, klauenartigen Händen, langen spitzen Ohren und einem aufragenden Haarbüschel auf dem Kopf dargestellt; Salomo trägt einen langen, gegürteten, ärmellosen Mantel und eine dreiblättrige Krone, Joseph einen Hut, beide halten ein Zepter in der Hand. Bart- und Haupthaar aus regelmäßigen – kürzeren oder längeren – Federkringeln. Parallelfalten und eckiger Faltenbruch mit lockerer Strichelung in den Schattenpartien, ausgesparte Lichter und dunklere Farbausmischungen zur Modellierung. Auf dem (sonst leeren) Blatt 95r, Spuren von Bleistiftvorzeichnung für die dann zweiseitig auf 95v und 96r ausgeführte Illustration von Belials Rückkehr zur Hölle mit dem Urteilsbrief (95v Belial mit einem gesiegelten Brief, auf den Höllenrachen 96r zugehend).

Die Zeichnungen stehen in der Tradition jener »seriell«, aber gekonnt hergestellten Serienprodukte aus oberrheinischen – vielleicht Straßburger – Werkstätten, wie sie auch im Umkreis der »Elsässischen Werkstatt von 1418« und der Diebold Laubers begegnen.

Bildthemen:

Ausschließlich Darstellungen des Prozessgeschehens, keine biblisch-heilsgeschichtlichen Illustrationen. Die rechtsverbindlichen Attribute (Klagschreiben, Urkunden usw.) und Gesten sind stets berücksichtigt.

Auf den verlorenen Blättern lassen sich folgende Darstellungen rekonstruieren, in vier Fällen ist auch auf Grund des für die Bildbeischrift vorgesehenen Leerraums auf der Verso-Seite des erhaltenen vorausgehenden Blatts die Seite erschließbar: Christi Descensus (zwischen 3/4), Belial bittet Gott um einen Prozess (zw. 5/6 recto), Ladung Jesu durch Azahel (zw. 7/8), Belial reicht seine schriftliche Klage ein (zw. 9/10), Moses bringt seine exceptio vor (zw. 10/11), Zeugenvernehmung (zw. 16/17 recto), Belial überbringt der Hölle das Protokoll der Zeugenaussagen (zw. 19/20 recto), Salomos Endurteil (zw. 50/51 recto), Belial empfängt von Gott den Botenbrief an Joseph von Ägypten (zw. 56/57), Jeremias spricht zu den Schiedsleuten (zw. 67/68).

Literatur:

Katalog der Inkunabeln des Stadtarchivs Heilbronn. Mit einer Liste der Handschriften und einem Abriß der Heilbronner Buch- und Bibliotheksgeschichte. Bearbeitet von Heribert Hummel. Heilbronn 1981 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn 24), S. 227f. – Hummel (1981) S. 27–44, Abb. 7 (2r). 8 (103v). 9 (10r). 10 (57v). 11 (66v). 12 (70r). 13 (96r); Ott (1983) S. 305f. 209f. 414–419 (Beschreibung sämtlicher Illustrationen), Abb. 39 (66v); Udo Arnold: Zur Geschichte der Deutschordenskommende Heilbronn im Mittelalter. Baumeister Mathis von Mensheim und die »Belial«-Handschrift von 1447. Zs. für Württembergische Landesgeschichte 44 (1985), S. 123–141; Ott (1992a) S. 1002 Anm. 19.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 25: 95v+96r. Belial überbringt der Höllengemeinde das Endurteil.

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Abb. 25.