KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

13.0.25. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. theol. et phil. 2º 195

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 2

Datierung:

Um 1470–1480.

Lokalisierung:

Augsburger Gegend.

Besitzgeschichte:

Aus dem Benediktinerkloster Zwiefalten. 196v–197r zwei gereimte Sprüche und Prosanotiz mit der Datierung Das ist im 1587 jar.

Inhalt:
1. 1ra–104ra Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch
Übersetzung A
2. 107ra–196rb Jean de Mandeville, ›Reisen‹, deutsch von Otto von Diemeringen
Handschrift S1
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 197 Blätter (104v–106v leer, 142 teilweise ausgerissen), 315 × 210 mm, Bastarda, zwei Hände (I: 2ra–104ra, II: 107ra–195vb [195vb: explicit per me georgium de kotz]), zweispaltig, 38–41 Zeilen, zwei- bis dreizeilige rote Lombarden, Dekretalzitate rot unterstrichen, rote Bildbeischriften und Überschriften.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

28 kolorierte Federzeichnungen zu Text 1 (1v, 4r, 7r, 11r, 13v, 23r, 27r, 30r, 32r, 34r, 41v, 42v, 44r, 56v, 57v, 59v, 60v, 61v, 63r, 70r, 71v, 73r, 74r, 75r, 95r, 96r, 98r, 101v), 160 zu Text 2, zwei Illustratoren.

Format und Anordnung:

26 annähernd quadratische, von doppelter, mit Hellocker oder Purpur gefüllter Federlinie gerahmte Illustrationen, seitlich meist über den Schriftraum ragend (ca. 135–160 × 155–170 mm), am Kopf oder am Fuß der Seite; 1r (200 × 140 mm) und 95r (220 × 155 mm, Rahmen durch ein vorne von einer Balustrade abgeschlossenes Architekturgehäuse ersetzt) ganzseitig, Figuren oder Richterthron überschneiden mitunter den Bildrahmen; 32r ungerahmt und unten bis an den Blattrand reichend (200 × 180 mm). Bildbeischriften über den Illustrationen oder in zweiter Spalte der vorausgehenden Seite (z. B. Wie adam vnd Eua in den Apffel bissend 4r, Belial kumpt mit dry túffeln fúr kunig Salomon. Moyses staut ouch da bey 34rb).

Bildaufbau und -ausführung:

Die Szene spielt vor zum Horizont sich aufhellendem Himmel meist auf einem flachen Rasenstück oder einem mit Fliesen in wechselnden Mustern belegten Boden, darauf die Sitzbank der Schiedsleute oder der Richterthron, seitlich gedreht oder in Frontalansicht in stets variierter Darstellung, auch mit Säulenbaldachin; die Hölle entweder als Höllenrachen (27r, 96r) oder zinnenbekränzte, turmbewehrte Burg (7r). Die Prozessdarstellungen bleiben im Bildaufbau nahezu konstant, doch wird Abwechslung durch Variation der Ausstattungsdetails (Bodenbelag, Form des Richtersitzes usw.) angestrebt. Schlanke Figuren mit gewandt dargestellter, eher ruhiger, aber deutlicher Gestik, lediglich Belial zeigt eine bewegtere Gebärdensprache. Sichere, durchgezogene Umrißlinien, sparsame Strichelung nur in wenigen Schattenpartien, Modellierung durch ausgesparten Papiergrund und dunkler verlaufende Farbtöne. Haken- und Röhrenfalten, eckiger Faltenbruch. Runde Gesichter mit auffallend großen Nasen; Belial stets nackt mit grünlich-braunem, entlang des Körperumrisses durch kurze gekrümmte Federhäkchen angegebenem Fell, Krallenhänden und -füßen, gedrehten Hörnern, spitzen Ohren, Knopfaugen und zwei aus dem Maul ragenden Zähnen. Salomo in blauem, Joseph in purpurfarbenem Mantel über grünem Unterkleid, Moses trägt einen purpurfarbenen, innen blauen Umhang. Auf die rechtsrelevanten Einzelheiten wird erheblicher Wert gelegt: Die Protagonisten tragen meist die notwendigen gesiegelten Briefe in Händen, Belial erscheint – wie vorgeschrieben – in Begleitung eines teuflischen Notars, der Petschaft und Schreibutensilien mitführt, zur Appellation (60v).

Vom üblichen Darstellungsschema weichen das ganzseitige Bild des Schiedsgerichts (95r: Die Schiedsleute sitzen frontal hinter einer steinernen Balustrade), das Autorenbild zu Beginn des Zyklus (1v: der Autor im pelzbesetzten Mantel vor aufgeschlagenem Buch) und einige Illustrationen aus heilsgeschichtlichem Kontext ab (4r: Sündenfall im tradierten frontalsymmetrischen Bildtyp, Adam und Eva ohne Feigenblätter; 32r: Belials Aussage über den Sündenfall, oben hinter sechseckiger Mauer Adam und Eva, darunter Moses und Belial, nach oben zeigend, vor Salomo; 98r: Moses überreicht Christus das schriftliche Urteil im von einer sechseckigen Mauer eingefaßten Paradies; 101v: Pfingsten, die betenden Jünger mit Maria, darüber die Taube im Wolkenkranz).

Lehmann-Haupt (1929) S. 172 sieht enge Beziehungen zu den Illustrationen der Heidelberger ›Bidpai‹-Handschrift (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 85, siehe Nr. 20.0.3.).

Bildthemen:

Außer den Darstellungen des Prozessverlaufs ein Autorenbild (1v) und zwei den Zyklus einrahmende Illustrationen aus biblischer Ikonographie (4r Sündenfall, 101v Pfingsten). Zudem – wie sonst nur in München, Cgm 345, 34r (Nr. 13.0.17.) und ehem. Rotthalmünster/Wrocław 14v 〈= 34v〉 (Nr. 13.0.21.) – eine weitere Sündenfall-Darstellung innerhalb der Illustration von Belials Aussage 32r. Auch Belials petitorische Klage in Anwesenheit Mosis und zweier Propheten (30r) ist so nur in München, Cgm 345, 31v, enthalten (in ehem. Rotthalmünster/Wrocław hier Blattverlust). Der Stuttgarter Zyklus enthält gegenüber München, Cgm 345 elf Prozessbilder weniger, ist am Anfang um drei, am Schluß um eine Darstellung erweitert, schließt sich sonst aber – nicht im Bildaufbau, wohl aber in den Bildthemen – eng an München und ehem. Rotthalmünster/Wrocław an. Vermutlich gehen alle drei Handschriften auf eine gemeinsame Vorlage zurück. Vgl. Nr. 13.0.17., Nr. 13.0.21., 13.0.a., 13.0.b.

Farben:

Blau, Purpurkarmin, Grün, deckendes Zinnober, Hell- und Dunkelocker, grünliches Braun, Grau, Rosa für Inkarnat.

Literatur:

Löffler (1931) S. 77. – Lehmann-Haupt (1929) S. 172, Abb. 107 (41v); Hummel (1981) S. 40, Abb. 15 (30r). 16 (70r); Ott (1983) S. 330. 461–470 (Beschreibung sämtlicher Illustrationen) und passim, Abb. 32 (32r). 33 (41v). 34 (98r). 35 (101v); Ott (1983a) S. 374f. Anm. 38; Norbert H. Ott: Zum Projekt des »Katalogs der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters« der Kommission für Deutsche Literatur des Mittelalters der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. In: Beiträge zur Überlieferung und Beschreibung deutscher Texte des Mittelalters. Referate der 8. Arbeitstagung österreichischer Handschriften-Bearbeiter vom 25.–28. 11. 1981 in Rief bei Salzburg. Göppingen 1983 (GAG 402), S. 151–178, hier S. 156f.; Klaus Ridder: Jean de Mandevilles ›Reisen‹. Studien zur Überlieferungsgeschichte der deutschen Übersetzung des Otto von Diemeringen. München/Tübingen 1991 (MTU 99), S. 95–97; Ott (1992a) S. 1007f., Abb. 8 (41v). Zu den Illustrationen von Text 2 siehe Stoffgruppe 107. Reisebücher.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 44: 1v. Der Autor am Schreibpult.

Abb. 45: 95r. Beratung der vier Schiedsleute Jeremias, Jesaia, Aristoteles und Octavian.

13.0.25._Abb._44.jpg
Abb. 44.
13.0.25._Abb._45.jpg
Abb. 45.