KdiH

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13.0.17. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 345

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 2

Datierung:

2. Hälfte 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Schwaben, vielleicht Augsburg.

Besitzgeschichte:

Aus Polling (Exlibris des Propstes Fransiscus Töpsl von 1744 im Vorderdeckel).

Inhalt:
1r–113v Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch

Übersetzung A

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 113 Blätter, 272 × 195 mm, Bastarda, eine Hand, nachgetragene Überschriften und Randbemerkungen von mehreren Händen des 16. Jahrhunderts, einspaltig, 27–32 Zeilen, zwei- bis vierzeilige rote Lombarden, auf 12r mit schwarzer Fleuronnéefüllung, rote Bildbeischriften und Zwischenüberschriften, Strichelung, Dekretalzitate nicht immer unterstrichen. Marginalien von späterer Hand.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

33 kolorierte Federzeichnungen (7v, 8v, 11r, 13r, 17r, 19v, 22r, 25r, 31v, 32v, 34r, 36r, 44r, 44v, 46r, 60v, 61v, 64r, 64v, 65v, 67r, 67v, 68v, 69r, 70r, 76v, 78v, 80r, 81r, 82r, 104v, 105v, 107v), ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Meist halbseitige, quadratische oder hochrechteckige (100–155 × 125 mm), von einfacher Federlinie (die oben meist fehlt) gerahmte, in den Schriftraum eingepaßte Zeichnungen am Kopf, am Fuß oder in der Mitte der Seite, 105v und 107v ungerahmt; 19v, 34r, 67v, 68v, 69r, 70r, 76v, 80r, 105v und 107v seitlich über den Schriftraum ragend, zuweilen bis zum Blattrand (ca. 120–175 × 140–180 mm). Rote mehrzeilige Bildtituli über oder unter den Bildern, zuweilen auch auf der vorausgehenden Seite (z. B. 31v Beleal kumpt für den salomon mit drin briefen Moyses kumpt mit zwain propheten, 104v Die fier schidlüt sind aber by ain ander vnd staut vff aristotiles vnd redt). Die illustrierte Textpassage steht meist auf der gleichen oder unmittelbar folgenden Seite.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Szene spielt fast stets auf einem flachen, mattbläulichgrünen Bodenstück vor freigelassenem Papiergrund und beschränkt sich auf das handelnde Personal und wenige Architekturelemente zur Angabe des Handlungsorts, keine Innenraumszenen. Gedrungene Figuren mit etwas zu großen runden Köpfen und ausdrucksvollen Handgebärden. Der meist etwas gebückt gehende, nackte, bräunlichgraue Belial – mit Krallenfüßen (22r, 36r u. ö.) oder Hufen (46r, 68v u. ö.), spitzen, innen rosagefärbten Ohren, rosafarbenen, unterschiedlich geformten, gekrümmten Hörnern, gebogener langer Nase, Bart und einem aus dem Maul ragenden Säbelzahn, langem, ockerfarbenem Schwanz und einem weiteren Gesicht anstelle des Geschlechts – ist größer als die übrigen Personen und zeigt oft heftige Bewegungen. Salomo, mit dreiblättriger Krone und langem Lilienzepter, ist in einen knielangen, seitlich geschlitzten und mit einer Borte versehenen karminrosa Rock mit breitem Gürtel, in enge, blaue Beinlinge und spitze schwarze Schuhe gekleidet, Moses trägt einen am Boden aufstoßenden blauen Umhang über dem langen karminroten Gewand und blaue Hörner, Oktavian hat eine hohe Bügelkrone auf dem Haupt. Joseph trägt ein violettbraunes Gewand und einen karminroten, hermelinbesetzten Hut, Jesus ein stumpf-violettes Kleid. Vertikal- und Hakenfalten, eckiger Faltenbruch. Kaum Federstrichelung, nur in Schattenpartien wenige Parallelschraffen mit dünnerer Feder; Modellierung meist durch aufgesetzte dunklere Farbstreifen und ausgesparte Lichter. Bei dichtgedrängten Personengruppen (z. B. Zeugen 25r) ragen oft nur angeschnittene Köpfe über die vorderen Figuren. Aus dem Höllenrachen schlagen mit roten Pinsel- und Federkringeln gezeichnete, ornamentale Flammen. Großzügig-lockere Zeichnungen einer routinierten Werkstatt-Hand.

Bildthemen:

Nur Darstellungen des Prozessverlaufs, in die jedoch zuweilen die Aussagen der Protagonisten bildlich integriert sind, so bei den Illustrationen des Urkundenbeweises und Belials Aussage über den Sündenfall 34r: in der linken Bildhälfte, von einem Mauerring umschlossen, die Sündenfall-Darstellung, auf die Belial, dem Richter und Moses zugewandt, mit ausgestreckter Hand deutet. In den beiden Illustrationen des instrumentum (44r, 44v) legt Moses nicht die Bibel als Beweisurkunde vor, sondern führt die Zeugen des vergangenen Prozesses gegen Satan als personifizierte Beweise seiner schriftlichen Eingabe vor den Richter.

Diese Szenen sind auch in der Stuttgarter Handschrift Cod. theol. et phil. 2o 195 (Nr. 13.0.25.) und – teilweise – in der Handschrift ehem. Rotthalmünster/Wrocław (Nr. 13.0.21.) auf gleiche Weise dargestellt, der Stuttgarter Zyklus ist in der Abfolge mit dem des Cgm 345 identisch. Alle drei Handschriften schließen sich zu einer wohl auf die gleiche Vorlage zurückgehenden Gruppe zusammen, der auch der illustrierte Erstdruck bei Günther Zainer (Nr. 13.0.a.) folgt, wenn dieser nicht direkt vom Cgm 345 abhängt. Für letzteres spricht u. a. auch die Übernahme eines ikonographischen Fehlers durch Zainer: Bei der Illustration des Endurteils Salomos mißversteht der Zeichner den Text (SAlomon tet für sich das zaichen des hailigen Crütz) wörtlich und gibt dem Richter – wie auch der Reißer der Zainer-Holzschnitte – ein hölzernes Kreuz in die Hand (siehe Ott [1983a] S. 374f.). Vgl. Nr. 13.0.21., Nr. 13.0.25., 13.0.a., 13.0.b.

Farben:

Bläuliches, leicht deckendes Grün, Karminrosa, Violettgrau, Sepiabraun, Rotbraun, stumpfes Violett und mattes Ockergelb laviert, Ultramarinblau laviert und leicht deckend, Orange für Inkarnat, Zinnober deckend, Schwarz.

Literatur:

Schneider (1970) S. 371f., Taf. 6 (7v). – Norbert H. Ott: Illustrationskunst im späten Mittelalter. Zu den beiden Belial-Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek. Exlibriskunst und Graphik. Jahrbuch der Deutschen Exlibris-Gesellschaft 1965, S. 3–8, Abb. 4 (105v). 5 (104v); Hummel (1981) S. 41; Ott (1983) S. 317. 450–459 (Beschreibung sämtlicher Illustrationen) und passim, Abb. 36 (13r). 37 (31v). 38 (61v); Ott (1983a) S. 366–376, Abb. 10 (13r). 11 (61v). 12 (34r); Ott (1992) S. 230. 232. 236, Abb. 4 (31v). 7 (61v). 12 (64r); Ott (1992a) S. 1007–1009, Abb. 9 (31v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 34: 7v. Die Höllengemeinde setzt Belial zu ihrem Vertreter vor Gericht ein.

Abb. 35: 78v. Moses und Belial mit ihren Schiedsleuten Jesaia und Aristoteles sowie Jeremias und Octavian vor dem Richter Joseph von Ägypten.

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Abb. 34.