KdiH

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26A.20.2. Fribourg, Bibliothèque cantonale et universitaire, Ms. Société économique D 410

Bearbeitet von Kristina Domanski

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1479.

Lokalisierung:

Freiburg im Üchtland.

Besitzgeschichte:

Autograph Peters von Molsheim (vgl. Büchi [1914] S. 273–280). Im 16. Jahrhundert wohl im Besitz der Freiburger Familie Fries (Wappen 141r).

Inhalt:
[2]v–212v Peter von Molsheim, ›Kleine Burgunderchronik‹, Kap. 10–184

Handschrift A

[2]v–[17r] Vorrede, [18r]–[30]v Inhaltsverzeichnis zur Chronik, 1r–212v Text

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 267 Blätter (35 ungezählte, 232 gezählt; fehlende Blätter: je 1 Blatt nach 1, 212, 217, 224, 225, originale Blattzählung in Tinte II–XII, XII, XIII–LXXXVII, LXXXIX–CXXXVI, CXXXVI, CXXXVII–CCXII, moderne Bleistiftfoliierung: 1–12, 12 bis, 13–87, 89–136, 136 bis, 137–230, auf den ungezählten Blättern ergänzt: [1]-[35]), 295 × 215 mm, einspaltig, 24–28 Zeilen, Bastarda, eine Hand (Peter von Molsheim), an den Kapitelanfängen: kolorierte Initialen mit Grotesken, rote dreizeilige Initialen, rote Kapitelüberschriften.

Schreibsprache:

südwestalemannisch (Palmer [2007] S. 143).

II. Bildausstattung:

Eine ganzseitige, lavierte Federzeichnung (8r), zwei Freiräume für doppelseitige Illustrationen (141v–142v, 187v–188v), 70 historisierte Initialen, teilweise laviert (3r, 6r, 12v, 14r, 16v, 19r, 21v, 22v, 23r, 24r, 25r, 28v, 30r, 30v, 33v, 35v, 38r, 39r, 39v, 40v, 49v, 50v, 52v, 53v, 56r, 58r, 61v, 66r 67r, 71v, 72v, 74r, 74v, 77r, 77v, 78r, 80v, 81r, 88v, 90v, 92v, 93v, 99r, 99v, 100v, 102v, 103r, 106v, 107v, 109r, 110v, 113v, 119v, 121r, 124r, 124v, 126v, 127r, 127v, 128v, 136 bisr, 137r, 138v, 139v, 143r, 145r, 146r, 180r, 181v, 189r), mindestens zwei Hände (Villiger/Schmid [2001] S. 251), unter ihnen eine Hand (vielleicht Hans Fries) mit längerer zeitlicher Unterbrechung (Leitschuh [1914] S. 315–320). 141r: Wappen der Familie Fries (16. Jahrhundert?). Der Zuschreibung zumindest eines Teil der bildlichen Ausstattung an Hans Fries, der um 1480 in Freiburg tätig war und in zwei Etappen an der Handschrift gearbeitet habe (Leitschuh [1914] S. 315–320), wird von der jüngeren Forschung widersprochen (Villiger/Schmid [2001] S. 250 f., ihnen folgend Jurot [2006] S. 281, Schmid [2009] S. 55–57).

Format und Anordnung:

Die ganzseitige Darstellung 8r ungerahmt (220 × 210 mm). Die historisierten Initialen finden sich sowohl an Kapitelanfängen als auch zu Beginn einzelner Textabschnitte. Sie sind als Füllung des Buchstabenkörpers ebenso wie als ganzfigurige Darstellungen ausgeführt, die bis zu 10 cm Höhe auf dem Seitenrand erreichen können.

Bildaufbau und -ausführung:

Für die zeichnerische Ausstattung müssen aufgrund der stilistischen Ausführung mindestens zwei Hände angenommen werden, die möglicherweise in größerem zeitlichen Abstand gearbeitet haben. Die ganzseitige Federzeichnung (8r) ist als Konturzeichnung ohne Schraffuren ausgeführt, flächige Landschaft ohne Tiefenräumlichkeit, stellenweise laviert und Umrisse farbig nachgezogen. Auch bei der überwiegenden Zahl der Initialfiguren beschränkt sich die Zeichnung auf Konturen, ohne Schraffuren oder Binnengliederung. Einige der Figuren zeichnen gedrungene Proportionen, geschwungene, bewegte Konturen aus, während andere glatte, leicht schwingende Konturen aufweisen. Im Gegensatz dazu zeigen einige der Figuren und Tiere intensiven Einsatz von Schraffuren, zum Teil in mehreren Lagen, zur Modellierung plastischer Körperlichkeit und eine differenziertere Gestaltung von Details wie Faltenwurf. Vor allem groteske Initialmotive sowie einige Tierdarstellungen zeichnen sich durch den besonders plastischen Zeichenstil der zweiten Hand aus, der ausgiebig von dichten Schraffuren, auch in Kreuzlagen Gebrauch macht. Nicht zuletzt aufgrund des Zeichenstils liegt die Vermutung nahe, daß die Figuren nach druckgraphischen Blättern in der Art des Figurenalphabetes des Meisters E. S. oder des Meisters der Bandrollen kopiert wurden, doch lassen sich konkrete Vorlagen nicht benennen.

Kolorierung zumeist nicht flächendeckend, sondern nur zum Nachziehen der Kontur, bzw. in den Schatten der Gewandfalten eingesetzt.

Bildthemen:

Die Freiräume waren den Maleranweisungen nach für Illustrationen zur Schlacht von Grandson (141v–142v) und zur Schlacht von Murten (187v–188v) vorgesehen. Ausgeführt nur die Darstellung (8r), wie Belgri von Heudorf die eidgenössischen Kaufleute auf dem Rhein angreift. Illustrationen zu den Schlachten von Grandson und Murten waren in fast allen übrigen Handschriften vorgesehen und wurden auch in den zeitgenössischen Drucken zu den Burgunderkriegen sowie in Diebold Schillings ›Berner Chronik‹ eingesetzt (vgl. Stoffgruppe 26A.19.). Der »Überfall auf die Eidgenossen« war ebenfalls in der Handschrift Fribourg, Bibliothèque cantonale et universitaire, Ms. Société économique D 727 (Nr. 26A.20.3.) geplant.

Die historisierten Initialen umfassen unterschiedlichste Themenbereiche. In die Buchstabenkörper integriert sind Szenen der christlichen Ikonographie wie die Auferstehung Christi (102v), die Verkündigung an Maria (143r), Christus als Weltenherrscher (124v) oder die Auferstehung der Toten (189r). Des weiteren finden sich Heilige und Evangelistensymbole: Katharina (92v), Johannes der Täufer (93v), Jakobus (138v), der Adler des Johannes (72v) und der Löwe des Markus (74r). Neben einem Bogenschützen (6r), Mönchen (3r, 58r), Jünglingen und eleganten Damen ist eine Vielzahl von Tieren wiedergegeben: Affen (14r, 109r), Hirsch (50v), Uhu (110v), Eichhörnchen (119v), Hase (136 bisr). Schließlich fällt eine Reihe von Initialfiguren durch ihre profan-groteske Thematik auf: nackte Frauengestalten (21v, 22v, 100v, 103r, 127r), Männer mit entblößten Genitalien (16v, 99v, 107v), kämpfende Narren (19r, 180r) und männliche Figuren in verdrehten, gespannten Körperhaltungen (30v). Nach Leitschuh beziehen sich einige der Figuren assoziativ auf den Text, etwa der Gefangene (30v) als Darstellung Peters von Hagenbach oder die Rückenfigur (107v) in Kap. 115 als bildliche Umsetzung des Sprichwortes »Feinde müssen ohne Gefieder fliegen lernen« (Leitschuh [1914] S. 320–323).

Farben:

Neben Grün, Blau und dem für die Rubrizierung verwendeten Rot, an einige wenigen Stellen Ocker.

Literatur:

Meyer (1915) S. 333–335; Jurot (2006) S. 16. 281–283, Abb. 7 (8r). – Tobler 2 (1901) S. 339, Nr. 5; Büchi (1905) S. 236–240; Franz Friedrich Leitschuh: Hans Fries als Zeichner. Monatshefte für Kunstwissenschaft 1913, S. 469–475, Taf. 111–114; Büchi (1914) S. 238–243, Abb. 239 (173r); Leitschuh, (1914) S. 288–337, Abb. 1–20; Burgunderbeute (1969) Kat. Nr. 14, S. 60 f.; Baumann (1971) S. 52–59, Abb. 29–44 (3r, 6r, 8v, 16v, 17v, 19r, 20r, 23r, 30v, 33v, 39v, 49v, 75v, 90v, 91v, 100v); Himmelsbach (1999) S. 238–241. 244 f., Abb. S. 242 (212v); Villiger/Schmid (2001) S. 250 f., Abb. 218 (8r); Schanze (2006) S. 42; Palmer (2007) S. 143 f., Nr. 21.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXIIb: 103r. Peter von Molsheim, ›Kleine Burgunderchronik‹: I-Initiale mit nackter Frau.

Abb. 167: 24r. Gerold Edlibach, ›Zürcher und Schweizerchronik‹: V-Initiale mit Johannes dem Täufer und Hand Gottes.

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Taf. XXIIb.
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Abb. 167.