KdiH

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11.4.48. Wolfenbüttel, Herzog August Bibliothek, Cod. Guelf. 29.14 Aug. 4º

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 1

Datierung:

Ende 15. bis Anfang 16. Jahrhundert (1497 [24v, 86r], 1507 [204v]).

Inhalt: Astronomisch-astrologisch-mantische Sammelhandschrift; darin:
1. 1r–25r Johannes Hartlieb, ›Mondwahrsagebuch‹
2. 25v–44v Von den 36 Sternbildern (nach Michael Scotus)
Inc.: Hie noch findet man die 35 fixierten Sternnen mit irer bildung ... Der groß bere ist geheissen der ober bere vnd gat mitt der mechtikeitt ...
3. 45r–46v. 58r–v. 48r Von den vier Complexionen
Inc.: Flegmaticus hatt einen stumpffen sinne ...
4. 48v–57v. 47r–v.
59r–83v. 86r.
Von den zwölf Tierkreiszeichen und ihrer Wirkung auf die Menschen
Inc.: Wurtt ein kneblein geboren so der sonn gatt inn den wydder ... Wurtt ein megtlin geborn jnn der zit die wurtt zornig ...
5. 86v–90r Von den sieben Planeten
Bildreihe ohne Text
6. 90v. 89r–v. 91r–v. 84r–v Von den sieben Planeten und ihren Kindern
Inc.: Saturnus der planet sendet vns die geister die vns lernent geometria ... Sin Kindt gibtt guͦt brunnen graber ...
7. 92r–144r Geomantie
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 205 gezählte Blätter (und 21 ungezählte Blätter am Schluß), stark verbunden (zwischen Bl. 86 und Bl. 91 fehlen wahrscheinlich vier Blätter), 200 × 140 mm (stark beschnitten, viele Blattecken neu ergänzt), Bastarda, drei Hände, Text 1–5 1497 von lazar[us] schroͤter de argentina geschrieben (Kolophon 25r und 86r), sehr unterschiedliche Zeilenzahl, rote Lombarden, Strichel, Beischriften.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

109 kolorierte Federzeichnungen, 31 zu Text 1 (1r, 1v, 2v, 3r, 4r, 5r, 5v, 6v, 7r, 8r, 9r, 9v, 10v, 11r, 12r, 13r, 13v, 14v, 15r, 16r, 17v, 18v, 19r, 19v, 20v, 21r, 22r, 23r, 23v, 25r), 31 von ursprünglich 37 zu Text 2 (26r, 27r, 27v, 28r, 28v, 29r, 29v, 30r, 30v, 31r, 31v, 34r, 34v, 35r, 35v, 36r, 36v, 37r, 37v, 39r, 39v, 40r, 40v, 41r, 41v, 42r, 42v, 43r, 43v, 44r, 44v; 32r, 32v, 33r, 33v, 38r, 38v je eine Illustration ausgerissen), drei von ursprünglich vier zu Text 3 (45r, 45v, 46v; 58v eine Illustration ausgerissen), 24 zu Text 4 (48v, 49v, 52v, 53r, 55r, 55v, 47r, 47v, 61r, 61v, 64r, 64v, 67r, 68r, 70v, 71r, 73v, 74r, 76v, 77r, 79r, 79v, 81v, 82r), 13 von ursprünglich 21 zu Text 5 (86v, 88r, 88v, 87v, 87r, 90r), sieben zu Text 6 (90v, 89r, 89v, 91r, 91v, 84r, 84v), ein Zeichner; Text 7 mit zahlreichen Randzeichnungen von späterer Hand.

Format und Anordnung:

alle Zeichnungen ungerahmt, ca. ⅓- bis ganzseitig, vor oder im Text, in Text 2 und 6 nehmen die Text-Bild-Ensembles jeweils eine Seite ein.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Zu Text 2 Darstellung der Sternbilder auf grünem Bodenstück ohne Hintergrund, alle mit Schriftband, das nicht immer die Sternbildbezeichnung als Aufschrift trägt; ohne eingezeichnete Sterne, die mantischen Sternfiguren mit roten Beischriften im Anschluß an den Text. Ikonographisch eng übereinstimmend mit Tübingen, Md 2, 312ra–319rb (Nr. 11.4.43.). 26r Großer und Kleiner Bär mit Schlange; 27r Drache; 27v Orion ganzseitig ohne Text; hier wie in Tübingen, Md 2, fälschlich eingefügt: in enganliegendem, auch den Kopf umschließendem Anzug, auf dem Rücken ein rotes Kreuz, mit riesigem Stechschild; 28r Herkules; 28v Krone; 29r Serpentarius; leicht abweichend von Md 2 Boetes 29v in zerrissener und geflickter Kleidung, Sack (darauf der Basler Stab) auf dem Rücken, Krummdolch in der Hand, und Agitator 30r im Wagen, zwei Pferde nach rechts, eines von rechts entgegenkommend; 30v Cepheus als modisch gekleideter Jüngling; 31r Cassiopeia; ab 31v (Pegasus) eine von der Tübinger Handschrift abweichende Reihenfolge: (32r Triangel und 32v Pleiaden: Bilder ausgerissen, 33r Lyra als Orgel: Bild fast völlig ausgerissen, 33v Schwan: Bild ausgerissen); 34r Hase; 34v Orion: in enganliegendem Anzug und Schnabelschuhen, mit Schwert und Schild mit Kreuz darauf; 35r Vultur volans (Text weitgehend abgerissen); 35v Joculator: mit Flöte und Trommel (Text abgerissen); 36r Vultur cadens; 36v Delphin; 37r Walfisch und Eridanus: Eridanus als nackter Jüngling, auf dem Fisch reitend; 37v Großer Hund; (38r Schiff Argo: Bild ausgerissen); (38v Fische: Bild ausgerissen); 39r Astronothus: nacktes Centaurenweibchen; 39v Puteus: rundes Flammenbecken auf Sockel mit Bogenöffnungen, mit zwei Teufeln darin; 40r Daemon meridianus: Wolkenkranz (statt Sternenband), darin wie Tübingen Md 2 zwei auseinanderstrebende Frauen, die linke mit Wasserschaff und Waschbrett, die rechte mit Kessel und Besen; 40v Centaurus: Pferdemensch, Lanze über der Schulter, daran hängt oben ein Hase, vor ihm steht eine große Amphore, aus der ein kleines Tier heraussieht; 41r Vexillum: als Fahnenbild ein Krummdolch; 41v Schlange: um einen kahlen Baum gewunden, Rabe und Eimer stehen links und rechts am Boden; 42r Kleiner Hund; 42v Equus secundus: Pferd mit Flügeln an Schultern und Füßen; 43r Tarabellum; 43v Andromeda: mit den Handgelenken an zwei Baumstämmen rechts und links angebundene Jungfrau; 44r Perseus: in Rüstung, Medusenhaupt in der Linken, erhobenes Schwert in der Rechten; 44v wie in Tübingen Md 2 als Schlußbild ganzseitige Darstellung ohne Text und ohne unmittelbaren Bezug zur Sternbilderreihe: fuchsartiges Tier löscht mit aus Hals und Gießer einer Kanne ausströmendem Wasser zwei Leuchter auf einem Altar.

Text 3 die Temperamente in ihrer Zuordnung zu den Elementen, alle mit Schriftband. 45r Flegmaticus: Mann in langem, pelzbesetztem Gewand und turbanartigem Hut, Stock in der Hand, vor ihm am Boden umgefallener Wasserkrug, Schriftband wasser ist stolcz;45v Melancholicus: Mann mit Schaufel, auf ein Haus zutretend, in dessen offenen Bögen eine geöffnete Truhe und ein großes Faß zu sehen sind, Schriftband erd ist gittig;46v Colericus: Mann, der mit aus der Scheide gezogenem Schwert einem lodernden Feuer gegenübersteht, Schriftband hitz duͦt bewegen mich; (58v Sanguineus: Bild ausgerissen).

Zu Text 4 für die Knabenprognosen wie in Tübingen, UB, Md 2 (Nr. 11.4.43.) stets Darstellung des Zodiakalhauses, das nach vorn durch drei Bögen geöffnet ist, darüber drei Giebel mit Fahnen nach rechts, in den Giebelfenstern die Köpfe der drei Dekangötter, im Inneren des Hauses das Tierkreiszeichen; für die Mädchenprognosen stets Darstellung einer Jungfrau mit Attributen, auf laviertem Bodenstück; nur anfangs nach Textschluß das mantische Tierkreissymbol repräsentiert; 48v Widder im Haus, 49v Jungfrau mit Pfeil und Bogen; 52v Stier im Haus, 53r nackte Jungfrau, um sie herum die Initialen M. E. V. G.; 55r Zwillinge als nacktes, sich gegenübersitzendes Paar im Haus, 55v Jungfrau sitzend mit Spinnrocken; 47r Krebs im Haus, 47v Jungfrau mit Pfeil; 61r Löwe im Haus, 61v Jungfrau mit Spitzhaube; 64r Jungfrau auf Kissen liegend im Haus, 64v Jungfrau nach rechts weisend; 67r Waage im Haus, 68r Jungfrau auf einer Bank sitzend, mit Wasserglas und Spindel in den Händen; 70v Skorpion im Haus, 71r Jungfrau mit Harfe; 73v Schütze (als Centaur) im Haus, 74r Jungfrau mit zwei Putten rechts und links; 76v Steinbock im Haus, 77r Jungfrau vor Bildstock betend; 79r Wassermann als sitzender Jüngling, nur mit Unterhose und Kappe bekleidet, in beiden Händen Wasserkessel haltend, 79v Jungfrau mit Blumen in beiden Händen; 81v Fische im Haus, 82r Jungfrau mit gebundenen Händen, von einem von rechts weit ausschreitenden Mann am Riemen geführt.

Die Bilderreihe zu den Planeten (Text 5) ist durch zahlreiche Blattverluste zerstört; die – bildlosen! – Planetentexte der Handschrift Freiburg UB, Hs. 458 (Bl. 33r–35r: Von den planeten wie sie sitzen vnd wz ir feldung ist vnd von hantwerken), die als Bildbeschreibungen aufzufassen sind, erlauben eine Rekonstruktion: Der Zyklus begann demnach mit Luna und endete mit Saturn und bestand aus jeweils zwei Bildern für jeden Planeten, verso der Planetengott im Rundbild, umgeben von Sternzeichen und Attributen, recto eine Planetenkinderszene; erhalten sind: 86v Luna: im Rundbild nackt auf Mondsichel sitzend, Fackel und Krone in Händen, umgeben von Krebs, Schlange mit Großem und Kleinem Bär, Rad (Blatt unten zu ⅓ abgeschnitten); 88r Mondkinder: links Bettelmönch auf einer Kanzel, darunter drei Personen sitzend, von rechts ein junger Mann mit Stab und Tasche (?) zutretend, rechts Kirchenturm, oben leeres Schriftband; 88v Merkur: im Rundbild als Gelehrter auf einer Bank sitzend, mit Winkelmaß und Astrolabium, umgeben von Jungfrau, Triangel, Zwillingen, Sichel, Serpentarius, Mann mit Sense; 87v Merkurkinder: links sitzt eine Frau mit Spinnrocken, zu ihren Füßen ein nacktes Kind, rechts steht ein Schuhmacher mit Wiegemesser hinter einem Zuschneidetisch, dazwischen vor Holzschrank sitzender junger Mann mit Schüssel auf dem Schoß, der von einem zweiten Mann am Arm zur Ader gelassen wird; 87r Venus: im Rundbild nackt auf Tuch sitzend, Fackel und Spiegel in Händen, umgeben links von Waage, Vultur volans, Schlange, Hase, Sichel, rechts von Stier, Drache, Käfer; (Venuskinder, Sol, Sonnenkinder, Jupiter, Jupiterkinder und Saturn fehlen) 90r Saturnkinder: links gemauerter Backofen, davor Brotkorb, von rechts Mann mit Brotschieber neben Backtisch.

Zu Text 6 für die Planeten jeweils nach links Darstellung eines Reiters mit Pferd und Fahne, dahinter zwei Männer als Gefolge, auf alle drei sind ohne feste Zuordnung Attribute der Planetengötter, der zugehörigen Artes liberales, Metalle oder Planetenkinder verteilt (vgl. die Bildbeschreibungen in Freiburg UB, Hs. 458, Bl. 35r–36r): 90v Saturn: Reiter mit geschulterter Hacke, Krone und Sichel im Fahnenbild, Gelehrter mit Zirkel (für Geometria), Mann mit Hacke und Spielteller; 89r Jupiter: Reiter in geistlichem Gewand und breitrandigem Prälatenhut mit Kirchenfahne, Gelehrter mit aufgeschlagenem Buch (für Logica), Jüngling mit Stab und zwei Pfeilen; 89v Mars: Reiter in Rüstung mit Fackel im Fahnenbild, Mann mit Beil und Hellebarde, Schlächter, der auf einem Tisch ein Schwein zerlegt; 91r Sol: gekrönter Reiter mit Sonnenscheibe im Fahnenbild, Jüngling mit Handkorb und geschultertem Kessel auf Kellertreppe, Gelehrter mit Rute und lesendem Kind zu seinen Füßen (für Grammatica); 91v Venus: Reiter mit Blumenkranz im Haar und mit Hahn im Fahnenbild, Laute spielender Jüngling, nackte Frau mit Blume und Spiegel; 84r Merkur: Reiter mit Stern im Fahnenbild, Gelehrter mit geöffnetem Buch und Messgerät (für Physica), junger Mann mit Wanderstab und Korb auf dem Rücken; 84v Luna: Reiter in Mönchskutte mit Kirchenfahne, Mönch mit Urkunde, Mann mit geschulterter Lanze und Gefäß (?).

Laienhafte, jedoch lebendige und nicht unproportionierte Konturenzeichnung mit flüchtigen Strichelungen und Schraffuren, sehr nachlässige Flächen- und Streifenlavierung.

Farben:

vorwiegend helles Blaugrün und Orangerot, beides lavierend und deckend, dazu wenig Blau, meist laviert, mattes Chromgelb, Schwarzgrau, wässriges Gelb- bis Braunoliv, Rotbraun, dunkles Rotviolett.

Zu den Illustrationen der Texte 1 und 7 siehe Nr. 80: Losbücher.

Literatur:

Heinemann 7 (1900/1966) Nr. 3336. – W[ilhelm] L[udwig] Schreiber: Basels Bedeutung für die Geschichte der Blockbücher. Straßburg 1909 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 106), S. 10, Taf. 1 (29v); Hauber (1916) S. 76–81 und passim; Abb. 22 (90v). 23 (90r). 28 (89r); Wilhelm Gundel, Dekane und Dekansternbilder. Ein Beitrag zur Geschichte der Sternbilder der Kulturvölker. Mit einer Untersuchung über die ägyptischen Sternbilder und Gottheiten der Dekane. Glückstadt-Hamburg 1936 (Studien der Bibliothek Warburg 19), S. 323 und Taf. 32b (47r); Klibansky/Panofsky/Saxl (1964) Abb. 41 (90v); Gundel (1966) Taf. XIX, Abb. 37 (47r); Götter, Heroen, Herrscher in Lykien. [Ausst. Kat.]. Wien-München 1990, Abb. 39c (44r).

Anmerkungen:

Anmerkung:

Die ehemals in der Sammlung Rudolf Gutmann in Wien befindliche astrologische Sammelhandschrift muß weiter als verschollen gelten. Nach Saxl (1927) S. 68 (mit Abb. 41) handelt es sich um eine Schwesterhandschrift des Cod. Pal. lat. 1369 (und des Cgm 595: Nr. 11.4.38. und Nr. 11.4.31.); sie enthält die Planetenkinderdarstellungen, die in den Parallelhandschriften unausgeführt blieben.
Nicht zu ermitteln war der Verbleib der Handschriften ehem. Königsberg, Staats- und Universitätsbibliothek, 2o N 25 (Zinner [1925], Nr. 7938, 8004, 8321, 9475) und Cod. 22170 der Gräflich Wilczek’schen Bibliothek auf Burg Kreuzenstein/Korneuburg (Zinner [1925], Nr. 8269, 9476, 11902, 11941). Ebenfalls nicht zu ermitteln ist der bei Zinner (1925) Nr. 9473 als illustrierte Sternbilderhandschrift genannte Codex Maihingen, Oettingen-Wallerstein’sche Bibliothek, III, 1 2o 1 (heute Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. III.1.2o 1); mit gleicher Oettingen-Wallerstein-Signatur führt Schneider (1988), S. 145–147, eine deutsche Bibelhandschrift. Die erstmals im Auktionskatalog Juni 1982 von Sotheby/London bekanntgewordene lateinisch-deutsche Sammelhandschrift des 15. Jahrhunderts mit illustriertem Kalender (2r–7v), Tierkreiszeichen- (12r–18v) und Planetentraktat (19r–22r) befindet sich inzwischen in italienischem Privatbesitz.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 213: 81v + 82r. Links Fische im Zodiakalhaus, rechts Jungfrau von einem Mann am Strick geführt.

Abb. 214: 84r. Merkur (Reiter mit Sternenfahne, Gelehrter mit Buch Messgerät, junger Mann mit Wanderstab).

Abb. 215: 28r. Herkules.

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Abb. 213.
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Abb. 214.
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Abb. 215.