11.4.12. Coburg, Landesbibliothek, Ms. 5
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 1
Ende 15. Jahrhundert.
Bayrisch-schwäbisch (Augsburg?).
Aus der Coburger Hofbibliothek (alte Signatur S. II. 1,33).
1. | 1r–13r | Kalender der Diözese Eichstätt (nach Regiomontanus) mit Mondzyklen für 1491 und 1510 und Monatsversen |
2. | 16va–17vb | Die vier Elemente (Federzeichnungen ohne Text) |
3. | 37r–84v | Petrus de Abano, ›Astrolabium planum‹, deutsch |
4. | 85ra–93rb |
Von den 36 Sternbildern, deutsch nach Michael Scotus
Inc.: WEr vndter dem grossen Bern geporen wirdt der wirdt gewaltig vnd reich Jn der welt ...
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5. | 93va–99rb |
Von den zwölf Tierkreiszeichen
Inc.: WJder ist haiß vnd trucken fewrs natur orientisch ... Wer darJnn geporen wirdt, der wirdt ein Colericus ...
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6. | 99va–102vb |
Von den sieben Planeten
nc.: Saturnus bin ich genant der höchst planet woll bekant hessig neydig trucken kalt ...
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7. | 103ra–vb | Die vier Complexionen (Federzeichnungen ohne Text) |
Papier, 132 Blätter (Bl. 32–35 und 49 fehlen), 290 × 205 mm, Bastarda, ein- und zweispaltig, 33–38 Zeilen, ein Schreiber (132r Nachtrag von anderer Hand), rote Überschriften, Lombarden, Strichel, Caputzeichen.
bairisch.
492 kolorierte Federzeichnungen, 24 zu Text 1 (2r–13r je zwei auf jeder Rectoseite), vier zu Text 2 (16va, 16vb, 17ra, 17rb), 398 (von ursprünglich 408) zu Text 3 (37r–84v für die zwölf Tierkreiszeichen je 1 × 6 und 7 × 4 Bilder pro Seite), 36 zu Text 4 (85ra–94rb auf jeder Seite zwei Bilder), 12 zu Text 5 (93va, 94ra, 94va, 95ra, 95va, 96ra, 96va, 97ra, 97va, 98ra, 98va, 99ra), 14 zu Text 6 (99va [2], 100ra [2], 100va [2], 101ra [2], 101va [2], 102ra [2], 102va [2]), vier zu Text 7 (103ra, 103rb, 103va, 103vb), ein Zeichner. In den übrigen Teilen der Handschrift astronomische und mantische Figuren und Tabellen, 13v–16r Mondphasenscheiben.
Zu Text 4 bis 6 quadratische bis rechteckige Federzeichnungen, stets vor dem zugehörigen Text, Text 4 über jeder Textspalte, Bildüberschrift als Kolumnentitel, Text 5 über jeder linken Textspalte mit lateinisch-deutschem Kolumnentitel, Text 6 zwei Illustrationen untereinander über jeder linken Textspalte mit lateinischem Kolumnentitel, Rahmen bilden die Begrenzungslinien der Schriftspiegel, keine eigene Rahmenleisten; zu Text 2 und 7 ungerahmte Bilder über jeder Spalte (Text fehlt!).
Die Handschrift läuft in Inhalt und Bebilderung dem Heidelberger Cod. Pal. germ. 832 (Nr. 11.4.21.) weitgehend parallel (der Textbestand ist jedoch unvollständig) und folgt wie dieser, nahezu mit den gleichen Abweichungen, den Holzschnittillustrationen der Augsburger Drucke Erhart Ratdolts.
Zu Text 2 Flammen für Feuer (16va), Menschenkopf, der mit aufgeblähten Wangen bläst, für Luft (16vb), blaue Wasserfläche für Wasser (17ra), grünes Bodenstück für Erde (17rb).
Text 4: Sternbilder nach dem Holzschnittzyklus des deutschen ›Hyginus‹-Drucks von Erhard Ratdolt (Augsburg 1491, vgl.
Text 5: Tierkreiszeichen, angefangen mit Widder, nach dem dritten Tierkreiszeichenzyklus Erhard Ratdolts (erstmals gedruckt in der lateinischen Hyginus-Ausgabe Venedig 1482, wieder im deutschen ›Hyginus‹, Augsburg 1491; vgl.
Text 6: zweigeteilte Bilder; jeweils im oberen Bild die Planetengötter, bekleidet, in zweiachsigen Wagen über Wolkenband fahrend, nach der ersten Serie der Planetenbilder Erhart Ratdolts, (erstmals gedruckt in der lateinischen Hyginus-Ausgabe Venedig 1482, wieder im deutschen ›Hyginus‹, Augsburg 1491; vgl.
Text 7: Untätig an leerem Tisch sitzendes Paar für Flegmaticus (103ra), ähnlich an einem Tisch sitzendes Paar, die Frau sich von ihrem Spinnrocken abwendend, der Mann nach vorn über die überkreuzten Arme gebeugt, für Melancholicus (103rb), Mann, der eine kniende Frau verprügelt, für Colericus (103va), Mann und Frau in Umarmung für Sanguineus (103vb).
Die Illustrationen sind zeichnerisch sehr viel ausgeprägter als die der Parallelhandschrift Cod. Pal. germ. 832, verzichten dabei auf Hintergrundangaben; Boden und Wasser als untere sowie Himmel als obere Bildbegrenzung sind nur durch Feder- und grüne und blaue Pinselschraffen gekennzeichnet. Detailreiche Binnenstrichelung und Pinselschraffen arbeiten die Körperlichkeit der Figuren plastisch heraus. Charakteristisch bei bartlosen Gesichtern die kugelige Kinnauswölbung. Ihrem Gesamteindruck nach und aufgrund mehrerer Bilddetails, die der Cod. Pal. germ. 832 nicht hat (Krone [85va] mit Edelstein, Stier [94ra] als Halbfigur, Steinbock [98ra] als Ziegenfisch, Luna [102va] in kurzem Rock) stehen die Coburger Illustrationen den Druckvorlagen (siehe Nr. 11.2.a.) näher als die Heidelberger.
helles Olivgrün, Rotviolett, Braun, Blau.
Zu den Illustrationen von Text 1 und 3 siehe Nr. 65: Kalender und Nr. 80: Losbücher.
Abb. 222: 91v. Centaurus (Pferdemensch mit einem Hasen an der geschulterten Lanze), Puteus (oben Altar mit Feuer und zwei Teufeln, unten Höllenrachen).