11.4.38. Roma, Città del Vaticano, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Pal. lat. 1369
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 1
Mitte 15. Jahrhundert (eventuell sind die Ziffern auf dem Zähltisch des Saturn, 144v, 10/1444/12 als Datierung 12. 10. 1444 zu lesen).
Vorbesitzer ist der Heidelberger Hofmathematicus Johannes Virdung von Haßfurt (1463–1538/40) (Schenkungsvermerk 1r: Liber Magistri Joannis Virdungj de hasfurt dono datus a domino leonhardo lüyser in Ciuitate poppardia).
144v–147v |
Von den sieben Planeten
Prosa und Verse; Inc.: Saturnus der hoͤchst planet ich bin kalt vnd trucken ... haͤssig neidig wuͤst vnd kalt ...
|
Papier, 161 Blätter, 314 × 208 mm (der Faszikel 152–158 nur ca. 230 × 150 mm), Bastarda, vier Hände, (1ra–56ra und 80ra–151v von einer Hand), ein- und zweispaltig, wechselnde Zeilenzahl (42–61 Zeilen), unterschiedlich rubriziert, im deutschen Teil lediglich rot gestrichelt.
Mundart des deutschen Textes: schwäbisch.
Sieben lavierte Federzeichnungen (144v, 145r, 145v, 146r, 146v, 147r, 147v), ein Zeichner; von derselben Hand 148r–151v Tierkreiszeichenmann und 48 Sternbilder mit lateinischen Beischriften; in den übrigen Teilen der Handschrift astronomische Diagramme und Zeichnungen astronomischer Instrumente, 58v Kreisdiagramm mit drehbaren Zeigern.
Auf jeder Seite unter dem Prosatext Ensemble aus zwei untereinander geordneten großen Rundbildern (ca. 95 mm Dm) für die Planeten und (in Quadranten unterteilt) für die Planetenkinder (diese nicht ausgeführt) und vier kleineren Rundbildern (59–63 mm Dm); zwischen den großen Rundbildern die Planetenverse; die Rundbilder in doppelten Federlinien gerahmt, als Umschrift die deutschen Bezeichnungen.
Planetengötter, bekleidet, mit Stern auf der Brust (außer Sol), z. T. mit den Requisiten der Planetenkinder; dazu die Häuser, Aszendenten und Deszendenten der Planeten. 144v Saturn: Kaufmann auf gotischer Bank hinter einem Tisch, auf dem Zählsteine liegen und Ziffern notiert sind; dazu Wassermann (mit Wasserschaff an langem Stiel), Steinbock, Waage, Widder); 145r Jupiter: in kurzem, pelzbesetztem Rock, mit Schnurrbart, auf Thronsessel sitzend, Zepter in der Rechten; dazu Schütze (als Centaur), Fische, Krebs, Steinbock; 145v Mars: in voller Rüstung, das Visier heruntergezogen, Fackel und Fahne in den Händen; dazu Widder, Skorpion, Steinbock, Krebs; 146r Sol: gekrönt, in kurzem, pelzbesetztem Rock, auf Kastenthron sitzend; dazu Löwe, Sonnenscheibe, Widder, Waage; 146v Venus: Jüngling in kurzem Rock, Harfe spielend; dazu Stier, Waage, Fische, Jungfrau (gekrönt, Blumen in der Linken); 147r Merkur: Goldschmied, hinter der Werkbank mit dem Hammer einen Kelch bearbeitend; dazu Jungfrau, Zwillinge (junges Paar, sich die Hände reichend), Jungfrau (!), Fische; 147v Luna: Mädchen mit bloßen Füßen, in knielangem Hemd und spitzem Hut, eine Schaufel geschultert; dazu Krebs, Mondsichel, Stier, Skorpion.
Dilettantische Zeichnung ohne Modellierung, mißlungene perspektivische Versuche durch falsche Fluchtlinien; schwach laviert, lediglich die Kleidung der Planetengötter gelegentlich durch einige kräftige Pinselstriche akzentuiert. Ohne Hintergrundangabe und Standfläche; die männlichen Figuren mit charakteristischer Spitzmütze mit hochgestellter Krempe.
Vgl. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 595 (Nr. 11.4.31.)
künftig
Abb. 209: 147v. Luna (Mädchen mit geschulterter Schaufel), dazu Krebs, Mondsichel, Stier, Skorpion; der in Quadranten zerlegte Kreis unten für die Darstellung der Planetenkinder bestimmt.