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13.0.1. Alba Julia (Karlsburg), Biblioteca Nationala a Romaniei, Filiala Batthyaneum, Cod. R I 92

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 2

Datierung:

1463.

Lokalisierung:

Bayern, vielleicht Salzburg.

Besitzgeschichte:

Besitzereinträge 198v (Das puech ist artolfen von l Trenbach zu Sand Merttn) und im vorderen Innendeckel (Das puech hat herr pernhart [Bernhard von Rohr, 1418–1487, Erzbischof von Salzburg] / geschennckt Artolffn Trenb[ach] Anno Dm M iiiio lxviijo [Ortolf von Trenbach der Jüngere, 1430–1502, der noch weitere Handschriften, so Cod. 2846 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien, Ms. I-54 und Ms. I-84 des Batthyaneum Alba Julia, sowie Cgm 4871, 4872 und 4873 der Bayerischen Staatsbibliothek München besaß]; Wappen der Trenbach (Drachenhaupt als Schildfigur, gekrönter Mohrenkopf mit Spitzhut und Federbusch als Helmzier) im hinteren Innendeckel, D-Initiale mit dem Wappen 78r. Zum Handschriftenbesitz Ortolfs, seines Vaters Ortolf von Trenbach dem Älteren (1401–1475) und weiterer Familienmitglieder s. Georg Steer: Hugo Ripelin von Straßburg. Zur Rezeptions- und Wirkungsgeschichte des ›Compendium theologicae veritatis‹ im deutschen Spätmittelalter. Tübingen 1981 (TTG 2), S. 246–262.

Inhalt:
1. 1r–74r Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch

Übersetzung A, Übersetzervorrede 1r stark gekürzt

2. 78r–200v Johann von Neumarkt, ›Hieronymus-Briefe‹
3. 201rv Salzburger Bischofsliste bis Bernhard von Rohr
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 201 Blätter, 284 × 195 mm, Bastarda, eine Hand und eine Nachtragshand (201rv), einspaltig, 26–28 Zeilen, einfache rote Initialen, rote Strichelung, rot unterstrichene Dekretalienzitate.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

Zu Text 1 vier kolorierte Federzeichnungen (2v, 3v, 4r, 5v), 45 Leerräume für weitere, nicht ausgeführte Illustrationen (7v, 8v, 9v, 10v, 12v, 14v, 15v, 17v, 20r, 22v, 24r, 27v, 30r, 32v, 34v, 37r, 38v, 40r, 40v, 42v, 43r, 44v, 45v, 48v, 50r, 50v, 51r, 52r, 53r, 54r, 55r, 58v, 59v, 60v, 62v, 63v, 65r, 66v, 68r, 69v, 70v, 71v, 72v, 73r); zu Text 2 eine Wappeninitiale (78r); ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Auf der unteren oder oberen Blatthälfte halbseitige, ungerahmte Federzeichnungen bzw. Leerräume.

Bildaufbau und -ausführung:

Kräftige, durchgezogene, an- und abschwellende Umrißlinien, keine Strichelung; Modellierung durch lavierenden Farbauftrag entlang der Körperumrisse. Kurze, gedrungene Figuren mit runden Köpfen; Augenpunkte mit angesetztem, einfachem Lidstrich, kurzer Brauenbogen, leicht nach unten gekrümmter Strich für den Mund; Hände und Füße grob und unsicher gezeichnet. Belial als nackter Teufel mit menschlichem Körper, klauenartigen Händen und Füßen, spitzen Ohren, langer, gekrümmter, spitz zulaufender Nase und kurzen, nach innen gebogenen Hörnern. Sparsame Lavierung in wenigen Erdfarben, viel freistehender Papiergrund.

Bildthemen:

Mariae Verkündigung: Maria an einem Lesepult kniend, rechts der Engel mit Spruchband (2v); Descensus Christi: Christus mit geschulterter Fahne, Adam aus dem Höllenrachen ziehend (3v); Höllenberatung: in einem frontalsymmetrisch geöffneten Höllenrachen der an eine Mittelsäule gefesselte Satan, von sechs Teufeln umstanden (4v); Belial bittet Gott um einen Prozess: Christus [!] (mit Wundmalen an den Füßen) in einer von vier Engeln gehaltenen Mandorla auf dem Regenbogen sitzend, links Belial mit gefalteten Händen vor ihm kniend (5v).

Die vier ausgeführten Illustrationen sind ikonographisch insofern bemerkenswert, als sie das geistliche Deutungsmoment des Texts betonen: Eine Verkündigungsdarstellung (2v) – als Illustration einer Leben-Jesu-Kurzfassung in der Vorrede – ist außerdem nur noch im Hannoveraner Ms I 57 (Nr. 13.0.9.) enthalten; die erste Illustration des Prozessgeschehens (5v) stellt Belials Bitte um ein förmliches Verfahren nicht, wie sonst üblich, als narrative Rechtsszene dar, sondern wählt mit der den judex ordinarius Gott rahmenden, von vier Engeln gehaltenen Mandorla einen Darstellungsmodus, der den heilsgeschichtlichen Aspekt des Texts – im Bildtyp des Jüngsten Gerichts [!] – unterstreicht.

Auch unter den nichtausgeführten Illustrationen, die, wie sich aus dem Ort der Bildlücken erschließen läßt, hauptsächlich das äußere Prozessgeschehen dargestellt hätten, sollte wohl eine größere Zahl als üblich zur Bebilderung der erlösungstheologischen Schicht des Textes dienen: so vermutlich – als Illustrationen des Inhalts von Mosis Beweisrede – eine Trinitätsdarstellung 34v, Jesu Verspottung 37r und der Hl. Geist 38v; der Streit der Vier Töchter Gottes 48v (sonst nur in Wien, Cod. 3085, Bl. 188v [Nr. 13.0.26.] und Hannover Bl. 40r [Nr. 13.0.9.]); eventuell die Sieben Hauptsünden 60v und 62v (sonst nur in Boston Bl. 84v/85r [Nr. 13.0.6.] und Berlin, Ms. germ. quart. 2033 [Nr. 13.0.5.]); fünf Darstellungen des häufiger illustrierten Jüngsten Gerichts – über Juden 65r, Heiden 66v, christliche Amtsträger 68r, weltliche Herren 69v und das gemeine Volk 70v –; als Schlußbild 73r Jesu Erscheinen bei den Jüngern (wie in Paris Bl. 68v [Nr. 13.0.20.] und Wien Bl. 214r [Nr. 13.0.26.]).

Farben:

Ocker, Hellblau, Zinnober, schmutziges Grün, stets laviert.

Literatur:

Catalogus concinnus librorum manuscriptorum bibliothecae Batthyányanae. Exaratus per Robertum Szentivanyi. Editio quarta. Szeged 1958, S. 53. – Ott (1983) S. 289. 344f. (Beschreibung aller Illustrationen), Abb. 44 (5v). Zur Illustration von Text 2 siehe Nr. 51: Heiligenleben.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 8: 3v. Descensus Christi, Befreiung der Vorväter.

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Abb. 8.