67. Katechetische Literatur
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 7
Die Stoffgruppe umfasst deutschsprachige Einzeltexte und übergreifende Textkompilationen katechetischen Inhalts, die mit Ausnahme eines althochdeutschen Beichtformulars aus dem 10. Jahrhundert alle im späten 14. und 15. Jahrhundert entstanden sind. Die praktisch orientierte lehrhafte Literatur zur grundlegenden Vermittlung christlicher Glaubensinhalte und Moralregeln betrifft vor allem Text und Erklärung des Glaubensbekenntnisses, des Vaterunsers und weiterer Gebete, der Zehn Gebote, Anleitungen zur Beichte, Sünden- und Tugendlehren sowie christliche Lebenslehren zum Umgang mit den anderen Menschen. In der Regel sind die Texte in Prosaform, bisweilen aber auch in Versen verfasst.
Zu Systematik und Überlieferung der Texte vgl.
Die unten vorgestellten Werke greifen andererseits über die genannten Definitionen hinaus. Es bestehen inhaltliche Überschneidungen mit Stoffgruppe 44. (Geistliche Lehren und Erbauungsbücher); die Abgrenzung zu deren Texten erfolgte primär nach pragmatischen Gesichtspunkten und ist nicht in allen Fällen inhaltlich begründbar. Verwandte Texte und Inhalte finden sich auch in weiteren Stoffgruppen (siehe die Verweise unten). Außerdem überschreiten einige der hier vorgestellten Werke die katechetische Literatur im engeren Sinn inhaltlich auch noch in anderen Richtungen: Bruder Bertholds ›Rechtssumme‹ (Untergruppe 67.2.) und Dircs van Delft ›Tafel van den kersten ghelove‹ (67.5.). In einigen Werken finden sich große Bildzyklen, die speziell katechetische, lehrhafte oder moralisierende Aspekte aufgreifen. So werden bildliche Darstellungen zum Inhalt des apostolischen Glaubensbekenntnisses, der Zehn Gebote und ihrer Übertretungen geboten. Es wird aber auch versucht, die rechte Gesinnung bei der Beichte in verschiedenen Bildern anschaulich zu machen (vgl. ›Heidelberger Bilderkatechismus‹, 67.7., oder die ›Nürnberger Beichtlehre‹, 67.9.; letztere ist in einen erzählenden Rahmen gestellt, der auch die Bilder bestimmt). Ferner kommen Bischof und Priester als belehrende Vermittler und Spender der heilsbringenden Sakramente, generell die Bedeutung der Kirche und ihrer Ämter zur Darstellung (Dirc van Delft, ›Tafel‹, 67.5.). Zum Teil beschränkt sich die Illustration auch auf traditionelle christliche Bildthemen der Heilsgeschichte und -symbolik, auf Autorbilder oder die Darstellung eines Predigers.
Die Reihung der Untergruppen orientiert sich an der Entstehungszeit der Texte bzw. ihrer Umsetzung ins Deutsche; zumeist ist diese nur ungefähr feststellbar, die zeitliche Einordnung kann so nur anhand der tatsächlich vorhandenen Handschriften erfolgen.
- 67.1. ›Fuldaer Beichte‹ (um 980)
- 67.2. Bruder Berthold, ›Rechtssumme‹ (vor 1390)
- 67.3. Marquard von Lindau, ›Dekalogerklärung‹ (vor 1391)
- 67.4. ›Von einem christlichen Leben‹ (zwischen 1379 und 1413)
- 67.5. Dirc van Delft, ›Tafel van den kersten ghelove‹ (deutsch ca. 2. Viertel 15. Jahrhundert)
- 67.6. ›Symbolum apostolicum‹, deutsche Übersetzungen (vor 1450)
- 67.7. ›Heidelberger Bilderkatechismus‹ und Blockbuch-Dekalogverse von Engel und Teufel (um/vor 1460)
- 67.8. Dietrich Kolde (Coelde), ›Der kerstenen spiegel‹ (deutsch 1480/86)
- 67.9. ›Nürnberger Beichtlehre vom schlafenden Sünder‹ (nach 1480)
- 67.10. ›Augsburger Beichtspiegel und Katechismustafel‹ (2. Hälfte 15.Jahrhundert)
- 67.11. ›Nürnberger Bilderkatechismus‹ (2. Hälfte 15.Jahrhundert)
Als Grenzfall von Illustrierung mit einigen nur schematischen Darstellungen sei die geistliche Sammelhandschrift Nürnberg, Stadtbibliothek, Cent. VI, 43e (von 1455, aus dem Dominikanerinnenkloster St. Katharina) genannt: Sie enthält u. a. mehrere katechetische Texte (Marquard von Lindau, ›Eucharistietraktat‹, ›Paradisus animae‹ deutsch, ›Von einem christlichen Leben‹, ›Von den Hauptsünden‹, Beichttraktat, ›Apostolisches Glaubensbekenntnis‹, ›Die Werke der Barmherzigkeit und die sieben Sakramente‹, ›Die Zehn Gebote‹ [Verse]), dazu einige schematische Zeichnungen, so 184v–185r zu Beginn des ›Traktats von der Siebenzahl im Paternoster‹ Darstellungen jeweils der sieben Bitten des Vaterunsers, Gaben des Hl. Geistes, Tugenden, Seligkeiten und Hauptsünden; 198v zur Allegorie von der geistlichen Geißel eine entsprechende Zeichnung (vgl. Nr. 44.8.4.; mit weiterer Literatur auch Handschriftencensus); und 233v zu Anleitungen über das Fasten eine Darstellung der fünf Wunden Christi.
Sofern Illustrierung nicht bereits in Handschriften, sondern erst in der frühen Drucküberlieferung auftaucht, sind die Werke hier grundsätzlich nicht vorzustellen. Nicht berücksichtigt ist aus diesem Grund der zweiteilige ›Seelentrost‹, dessen Struktur sich an katechetischen Hauptstücken orientiert, vor allem an den Zehn Geboten und den Sieben Sakramenten (Ausgabe von
J
- Nr. 27. Hugo Ripelin von Straßburg, ›Compendium theologica veritatis‹
- Nr. 27a. Ulrich von Lilienfeld, ›Concordantiae caritatis‹
- Nr. 44. Geistliche Lehren und Erbauungsbücher
- Nr. 77. Liturgie
- Nr. 81. ›Lucidarius‹
- Nr. 93. Mystische Betrachtungen und Traktate
- Nr. 101. Guillaume de Digulleville, ›Pilgerfahrt des träumenden Mönchs‹
- Nr. 103. Predigten
- Nr. 120. ›Speculum humanae salvationis‹
- Nr. 121. ›Spiegelbuch‹
- Nr. 131. Tugend- und Lastertraktate