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67.9. ›Nürnberger Beichtlehre vom schlafenden Sünder‹

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 7

Die umfangreiche, anonym überlieferte Beichtlehre Von eynem sloffenden sunder der da lag in wollust der sund ist nur aus einer Handschrift bekannt. Dem Incipit des Prologs zufolge (In Jhesu namen amen. Es hat ayn gaystlicher bruder sand francissen ordens zu nurenberg gebredigt vil schoner lere vnd in der vasten als man zalt nach Christi vnsers herrn gepurd vierzehenhundert vnd in dem achzigsten iar prediget er in der kyrchen des closters des ordens sancti Francisci […]) entstammt sie einem Fastenpredigtzyklus des Jahres 1480, der in der Kirche des Nürnberger Franziskanerklosters gehalten wurde. Der Name des Predigers wird allerdings nicht genannt; am Beginn des Registers *2r ist Freiraum für den Namen vorgesehen, jedoch wurde dieser nicht eingetragen. Der Text wird unter Bezug auf Rm 13,11 nicht in der ursprünglichen Predigtform, sondern als über weite Strecken dialogischer Lehrtext zwischen dem Sünder bzw. Büßer und seinem Beichtlehrer geboten (rot unterstrichene Sprecherangaben: der lerer bzw. der puesser). Eine Besonderheit ist die Mitteilung des Prologs, der Prediger habe seine Lehren zum besseren Verständnis durch gemalte Bilder ergänzen lassen: So hat er an ein tuch lassen malen ayn slaffenden sunder vnd wie der sünder vom slaff erwegkt mocht werden vnd das selb tuech zu ym gehengkt an predig stuel (1r). Ferner wird mitgeteilt, dass eyn werltliche person nach Anhörung der Predigten aus wolgevallen seiner guten lere diese daheim niedergeschrieben habe, um anderen damit die Möglichkeit zu geben, sie nachzulesen (1v). Der Schreiber entschuldigt sich dafür, nicht wie der Prediger die allegirung (Zitate von Autoritäten mit Namen und Kapitelangaben) wiederzugeben; der Text wendet sich offensichtlich vor allem an Laien. Die ausgreifende Katechese handelt über Sündhaftigkeit und die Bereitschaft zu Buße, die rechte Art und Gesinnung zur Beichte, die Rolle des Priesters als Vermittler. Sie ist in einen erzählenden Rahmen gekleidet, der vom jugendlichen Sünder berichtet, den der Teufel in den Schlaf wiegt, den aber sein Schutzengel weckt; ein Barfüßermönch befreit daraufhin den aus Furcht vor Verdammnis von Verzweiflung Bedrohten von den Fesseln der Sünde und führt ihn durch Belehrung und Tröstung zu Beichte, Buße und Absolution. Im Zuge der Beichtvorbereitung vermittelt der Mönch die einzelnen katechetischen Stücke, beginnend mit den Zehn Geboten, danach die weiteren, nach absteigender Zahl geordnet, bis zu dem éinen Gott mit den Sätzen des Credo.

Die zwölf Miniaturen illustrieren den Inhalt des Textes mit seiner zum Teil gesuchten und ungewöhnlichen allegorischen Bildlichkeit und dem wiederholt auftretenden Personal (der Sünder/Büßer, Engel und Teufel, der franziskanische Beichtvater bzw. -lehrer).

In derselben Handschrift, die insgesamt geistliche Lehren katechetischen und erbaulichen Inhalts mit einem Schwerpunkt auf den Themen Beichte und Buße, Sünde und Vergebung versammelt, ist nur noch ein weiterer Text mit einem Eingangsbild ausgestattet: die unmittelbar auf die ›Beichtlehre‹ folgende predig ein schone lere auf Mariae Verkündigung, die auch ausführlich über den Streit der vier Töchter Gottes (Barmherzigkeit und Wahrheit, Gerechtigkeit und Friede) handelt; sie ist auch andernorts überliefert und weist partielle Verwandtschaft mit dem ›Wurzgarten des Herzens‹, einer gartenallegorischen Lehre zur Vorbereitung des Herzens auf den Empfang Christi, auf (vgl. Dietrich Schmidtke, in: 2VL 10 [1999], Sp. 1461, Nr. 2 [ohne diese Handschrift]). Thematisch schließt sich das Bild von Mariae Verkündigung somit sinnvoll an die Beichtlehre an, durch die das Herz des Menschen für den im Folgenden behandelten Empfang Jesu bereitet wurde.

Editionen:

fehlt.