KdiH

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67.5.2. Darmstadt, Universitäts- und Landesbibliothek, Hs 2667

Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser

KdiH-Band 7

Datierung:

2. Viertel bis Mitte 15. Jahrhundert, ab Bl. 355 letztes Drittel.

Lokalisierung:

Trier? (Beckers [1990] S. 74: »um 1470, westliche Zentraleifel«).

Besitzgeschichte:

Die genaue Herkunft der Handschrift ist unbekannt. Unklarer Besitzhinweis 1r: Dyt boych hoert zo Smedern (vgl. Beckers [1990] S. 74). 286v wird im Explicit der Aristoteleslehren myns lieven jonkeren vain Rodemachern mit einem Segenswunsch gedacht; Gerhard von Rodemachern († 1458) war der Ehemann der oben (Nr. 67.5.1.) genannten Margarete von Rodemachern; möglicherweise war die deutsche Textkompilation überhaupt in seinem Auftrag entstanden. Das zeitliche Verhältnis zur Berleburger Schwesterhandschrift (Nr. 67.5.1.) lässt sich nicht feststellen (Roth, in: 2VL [2004], Sp. 368); Warnar vermutet (2014 mündlich), dass Darmstadt die ältere ist.

Die Handschrift dürfte, vielleicht aus der Bibliothek Blankenheim-Manderscheid, in die Sammlung Hüpsch und von dort in die Darmstädter Bibliothek gelangt sein (Stempel am Vorsatzblatt, 1r und 366r: Grossherzogliche Hessische Hofbibliothek); die Hüpsch-Signatur fehlt zwar aufgrund des erneuerten Einbandes, aber die Handschrift ist in den beiden Katalogen verzeichnet (vgl. Staub/Sänger [1991] S. 123).

Inhalt:
1. 1r–354r Dirc van Delft, ›Tafel van den kersten ghelove‹, Sommerteil-Bearbeitung, deutsch
Textanfang und -schluss fehlen
2. 355r–v, 365r–v, 357r–364r Berthold von Holle, ›Crane‹ (fragmentarische Prosaumschrift)
3. 356r–v ›Der Bubenorden‹ (Fragment)
4. 366r ›Warnung vor dem Würfelspiel‹
5. 366v ›Spottgedicht auf die Kölner Advokaten‹
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 366 erhaltene Blätter (neuere gültige Bleistiftfoliierung 1–366, ältere römische Foliierung von Blatt 5 bis 354; mehrere Blätter fehlen mit Textverlust: jeweils ein Blatt nach 4, 151 – am erhaltenen Blattrand Farbreste einer Ranke erkennbar; es fehlt jedoch keine Darstellung der sieben Sakramente, die hier behandelt werden –, 290, ein oder mehrere Blätter nach 354; Bl. 123 und 289 beschädigt mit Textverlust, Bl. 90 leer bis auf die rote Überschrift für das folgende Kapitel, die letzten zwölf Blätter sind später hinzugekommen), 270 × 205 mm, einspaltig, 43 Zeilen, Bastarda, zwei Hände (I: Hauptteil bis 354v; II: 355–366), Rubrizierungen (Lombarden, Caputzeichen, Strichelungen, Überschriften), Verse abgesetzt (›Geistliche Minnejagd‹ und ›Sachsenspiegel‹-Eingang und -schluss).

Schreibsprache:

nordwestmoselfränkisch; angefügter Teil: ripuarisch.

II. Bildausstattung:

65 erhaltene historisierte Initialen (1r, 11r, 14r, 18r, 22r, 27r, 32v, 38r, 45v, 56r, 64r, 71r, 80r, 85r, 91r, 95r, 100r, 109v, 113r, 117v, 119r, 121r, 123r, 124v, 126r, 128r, 130r, 135v, 139r, 143r, 146r, 149r, 152r, 154v, 158r, 162r, 165v, 169v, 176v, 181r, 209v, 212v, 217r, 224v, 230v, 236r, 240v, 246v, 250v, 254r, 257r, 262r, 267v, 278v, 287r, 299v, 313v, 319r, 326r, 331r, 337r, 340v, 345r, 348r, 351r): zum Prologbeginn eine A-Initiale, danach 64 D-Initialen, jeweils bei Beginn eines Kapitels; die Initiale zu Beginn von Kap. 1 fehlt (Blatt herausgerissen).

Format und Anordnung:

Initialen ca. 100–140 mm (18–31 Zeilen) hoch, 85– 120 mm breit; sie stehen jeweils am Kapitelanfang nach der Titelangabe (die zugehörigen Überschriften stehen häufig am Ende des vorhergehenden Blattes), in einem Fall (32v) auch vor einem Kapitel ohne Zählung.

Bildaufbau und -ausführung:

Die farbigen Buchstabenkörper (meist Rottöne oder Gelb, selten Blau) sind mit meist kurzen Rankenausläufern versehen, die teils mit Kleeblättern, Blüten, Hunde-, Drachen-, Löwen-, Rinder- oder Vogelköpfen, Kettengliedern, spiralförmig gewundenen Säulen, in einigen Fällen mit menschlichen Figuren u. a. geschmückt sind. Einige Buchstabenkörper sind besonders auffällig gestaltet: 100r mit einem bärtigen Mann in härener Kleidung, der eine blau-goldgelb gestreifte Fahne trägt und auf einem liegenden Löwen steht; 117v mit zwei Hunden (wohl als Symbol des Dominikanerordens; das Bild im Binnenraum stellt einen vor einer Gruppe Laien predigenden Dominikaner dar, das betreffende Kapitel 19 gilt dem Amt des Predigers); 165v mit einer großen Vogelfigur, die sich um den Buchstaben legt; 169v mit einem Drachenvogel, an der Außenseite lehnt ein bärtiger Mann in härenen Kleidern mit Seil; 278v mit einem Löwen und einem Rind, an der Außenseite des Buchstabens ein Mann mit Narrenkappe, Schelle und Schwert, der das Rind durchsticht.

Die Binnenräume sind mit kolorierten historisierenden Darstellungen, meist mehrfigurigen Szenenbildern, versehen, die sich jeweils unmittelbar auf den folgenden Text beziehen. Die Bilder beschränken sich zumeist auf die wesentlichen Protagonisten; es werden vergleichsweise große Figuren, oft ohne jedes Beiwerk, aber mit sicherem Strich in den Binnenraum der Initialen gesetzt. Die Figuren stehen meist auf grünem oder grauem Bodenstück, gelegentlich in einer Landschaft mit Hügeln und Bäumen. Architekturelemente (Kirchen, Häuser, Möbel wie Tisch, Bank und Bett) sind mit einfacher Perspektive gezeichnet. Gefällige Federzeichnungen mit klaren Linien, Faltenwürfe, kaum Schraffuren. Die Kolorierung mit Deckfarben ist ungenau und geht bisweilen über den Rand der Zeichnung hinaus. Die Gesichter sind schematisch geformt, auch bei den Farben (rote Münder, rosa Wangen). Christus stets mit Kreuznimbus, der Nimbus von Heiligen abwechselnd rot oder gelb.

Bildthemen:

siehe Bildthementabelle in der Einleitung der Untergruppe 67.5. – Der Illustrator bietet bisweilen auch in den historisierten Bildern der Binnenräume originelle Themengestaltungen, die von der Berleburger Handschrift abweichen (z. B. 126r). Oft kann jedoch aufgrund der fehlenden Vergleichsbilder nicht mehr eruiert werden, ob es sich um ein Spezifikum dieses Malers handelt.

Besonderheiten (größere Abweichungen von der Berleburger Handschrift):
1r (Prolog): Durch den Querbalken des Buchstabens zweigeteilter Binnenraum: oben der Auftraggeber, Herzog Albrecht, der das Buch in Empfang nimmt, hinter ihm doppelköpfiger schwarzer Adler (Wappentier); unten der Autor in dominikanischer Ordenskleidung, Tonsur, auf einer Bank sitzend, er schreibt auf ein langes Blatt, daneben Lesepult mit offenem Buch; sehr ähnlich in Brüssel, Königliche Bibliothek, Ms. 21974.
32v (Kapitel ohne Zählung): Christus am Kreuz, Papst, auf Thron sitzend, fängt sein Blut in Kelch auf, betende Menschen.
109v (Kap. 17): Nur Personen: Papst, Kardinal, Bischof und zwei Priester.
117v (Kap. 19): Franziskanischer Prediger (braune Kutte) auf Kanzel, acht Männer und Frauen hören zu.
119r–128r (Kap. 20–25): Abwechselnd ein Mann oder eine Frau, die an einem einzelnen Bedürftigen, der den Kreuznimbus trägt, das Werk der Barmherzigkeit üben, mit keinem oder nur wenig illustrierendem Beiwerk.
126r (Kap. 24): Frau steht vor drei mit Händen und Füßen in den Block gesperrten Gefangenen.
139r (Kap. 28): Singende Mönche mit Notenhandschrift, zwei heben dirigierend die Hand.
143r (Kap. 29): Christus in der Kelter, zwei Engel fangen sein Blut in einem Kelch auf. Ebenso in New York (5r).
169v (Kap. 37): Mann kniet lesend vor einem Sarg, Christus am Himmel.
209v (Kap. 40): Kniender Mann mit Buch in Landschaft, der zu Christus, ebenfalls mit Buch, aufblickt. Ähnlich der Aspekt der Belehrung in New York, wo sich Christus und ein Priester mit Buch gegenübersitzen (63r).
212v (Kap. 41): Ein Kirchenbau mit Posaune blasenden Engeln auf den Türmen. Ähnlich New York (70v).
246v (Kap. 47): König und Königin an einer Tafel, zwei weitere Personen, ein Essen auftragender Diener. Vermutlich wurde hier die Bildvorlage missverstanden; vgl. dazu New York (81r): Kaiser Trajan und ein König, umringt von Hofgesinde, was dem Bericht zum ersten Exempel entspricht.
250v (Kap. 48): Drei der im Text beschriebenen Tugendpersonifikationen (Liebe, Glaube, Weisheit), mit erläuternden Schriftbändern, jedoch ohne den Rückbezug auf den Akt des Malens als solchen.
287r (Kap. 54): Die beiden Kaiser Konstantin und Karl der Große thronend, mit Büchern und Vertretern verschiedener Stände.
313v (Kap. 56): Kaiserwahl, -krönung und Ständeordnung
326r (Kap. 58): Papst und jüdischer Gelehrter, Kaiser Konstantin, seine Mutter Helena sowie je zwei jüdische und zwei christliche Geistliche als Zuhörer. Ähnlich New York (160r).

Nicht zur ›Tafel‹ gehörig: 356r nach der Überschrift Dit is der boeven orden (auf zweispaltig beschriebener Seite, links oben): Federzeichnung ohne Kolorierung (ca. 100 × 100 mm, 18 Zeilen hoch, über die Breite einer Textspalte) eines fahrenden Schülers, mit Hut und langer Feder, weiten aufgeschlitzten Ärmeln, zerrissenem Kleid, Sandalen, einem Sack in der Hand, auf dem Weg aus einer Stadt, ein Hund neben ihm.

Farben:

Karminrot, Zinnoberrot, Rosa, Gelb, Gelbbraun, Rotbraun, Schwarz, Blau, Grau, Grün.

Literatur:

Staub/Sänger (1991) S. 123–128, Nr. 80. – Daniëls (1939) S. 111–114 (Sigle P), Abb. S. 4 (1r); Hartmut Beckers: Handschriften mittelalterlicher deutscher Literatur aus der ehemaligen Schloßbibliothek Blankenheim. In: Die Manderscheider. Eine Eifeler Adelsfamilie. Herrschaft, Wirtschaft, Kultur [Ausstellungskatalog Blankenheim]. Köln 1990, S. 57–82, hier S. 74, Nr. 43; Roth (2001) S. 291–297 (Sigle D); Roth/Honemann (2003) S. 176 f., 237 Abb. 1 (217r); Warnar (2012) S. 49–74, Abb. 1 (1r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXXV: 250v. D-Initiale: Bilder heidnischer Tugendlehren.

Taf. XXXVIb: 176v. D-Initiale: Gespräch zwischen Seele und Leib (zur eingebetteten ›Visio Philiberti‹).

Abb. 90: 139r. D-Initiale: Gottesdienst und Tageszeiten.

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Taf. XXXV.
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Taf. XXXVIb.
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Abb. 90.