67.3.1. Gießen, Universitätsbibliothek, Hs. 813
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 7
1449/50.
Augsburg.
Aus dem Besitz von Georg II. (Jörg) Mülich (ca. 1425–1501/02), Augsburg (Familienwappen 199r und 292v: schwarzer Anker auf gelbem Grund. Stechhelm. Büffelhörner als Helmzier). Von den Brüdern Georg und Hektor Mülich für den Eigenbedarf hergestellt. – Zur weiteren Besitzgeschichte vgl. Nr. 4.0.21.
1. | 5ra–7ra (5*–7*) | Gesamtregister |
2. | 10ra–175rb (alt 1ra–166rb) | Otto von Passau, ›Die vierundzwanzig Alten‹ |
3. | 177ra–217ra (alt 168ra–208ra) | Meister Ingold, ›Guldîn spil‹ |
4. | 219ra–261va (alt 210ra–252va) | Marquard von Lindau, ›Dekalogerklärung‹ |
5. | 263ra–291vb (alt 254ra–282vb) | Marquard von Lindau, ›Auszug der Kinder Israel‹ |
6. | 293ra–297vb (alt 284ra–289vb) | Jörg Mülich, Bericht über eine Pilgerreise nach Jerusalem |
Siehe Nr. 4.0.21. – Ergänzend: moderne gestempelte, durchgehende arabische Foliierung (1–301) am unteren Rand, oben ab Bl. 10 mit Beginn der eigentlichen Texte die alte, vom Schreiber stammende römische Zählung (1–293 in älterer Literatur); die davor gebundenen neun Blätter in einer handschriftlichen arabischen Zählung 1*–9*); unbeschrieben: 1r–4r, 7v–9v, 175v, 176v, 217rb–218r, 261vb–262r, 292r, 298–301 [neue Zählung], ein Schreiber (Georg Mülich), Bl. 204–205 von späterer Hand (ca. 1472) ergänzt. – Datierungen: 111va: 1449 im 18. tag merczen; weitere aus dem Jahr 1450 mit Schreibernennung (Jörg Mülich) 175rb, 217ra, 261va, 291vab [neue Zählung].
ostschwäbisch.
In der Handschrift insgesamt 38 kolorierte Federzeichnungen von der Hand Hektor Mülichs (
Wie zu den anderen Texten auch zu Beginn von Text 4 ein ganzseitiges Titelbild; danach jeweils zu Beginn der Auslegung eines der Gebote, mehrmals am Seitenanfang, manchmal auch in der Seitenmitte platziert, ein Bild etwa in Höhe einer halben Seite, in Schriftspiegelbreite über beide Textspalten, mit schmaler Farbleiste gerahmt.
Szenenbilder mit mehreren Figuren auf Bodenstück vor landschaftlichem Hintergrund (Bäume, Berge, Meer, Fluss, Himmel) oder mit architektonischen Elementen (Mauern, Gebäude, Zelte), nur gelegentlich angedeutete oder fehlerhafte Perspektive bei Innenräumen; die Figuren mit einfachen Umrisslinien, Modellierung durch breitere Pinselstriche um den äußeren Figurenumriss und zur Betonung der Kleiderfalten, Gesichter ohne individuellen Ausdruck, wenig Bewegung, stereotype Haltungen und Gesten; Gewänder und Kopfbedeckungen (Tücher, Hauben, Hüte) nach der Mode der Entstehungszeit, kräftige, deckende Farben. Die Figur des gehörnten Moses, der mit Gesten an dem Geschehen Anteil nimmt, tritt in allen Bildern der Gebote und im anschließenden ›Auszug der Kinder Israel‹ neben oder hinter den Protagonisten in Erscheinung.
Initialbild und 1. Gebot: Moses empfängt auf dem Berg Sinai von Gott die Tafeln mit den Zehn Geboten, darunter das Volk Israel; 2. Gebot: Schwören in Gottes Namen, Mann mit zum Schwur erhobener Hand, mit der anderen deutet er auf den Boden, ihm gegenüber ein zweiter mit betend erhobenen Händen; 3. Gebot: Kircheneingang, drei Personen auf dem Weg hinein; 4. Gebot: Junger Mann stützt seinen alten Vater; 5. Gebot: Zwei bewaffnete Männer, einer stößt dem anderen sein Schwert in den Leib; 6. Gebot: Mann liegt nackt im Bett in einem Raum, eine Frau sitzt davor und zieht einen Schuh aus; 7. Gebot: Mann mit Schwert steigt auf einer Leiter zum Fenster eines Hauses; 8. Gebot: Richter sitzend, zwei Männer vor ihm heben die Schwurhand; 9. Gebot: Mann sitzt an einem Tisch und zählt Geld, davor zwei Männer; 10. Gebot: Junge Braut in Begleitung zweier älterer Frauen, dahinter zwei junge Männer, einer zeigt auf sie.
Grüntöne, Zinnoberrot, Rotviolett, Karminrot, Blau, Grau, Hell- und Dunkelbraun, Inkarnat.
Zu den Illustrationen der Texte 2, 3, 5 und 6 siehe Nr. 4.0.21. sowie künftig die Stoffgruppen 93. Mystische Betrachtungen und Traktate, 100. Pilger- und Reisebücher und 122. Meister Ingold, ›Das goldene Spiel‹.
Taf. XXXIVb: 218v. 1. Gebot: Mose empfängt die Gebote.
Abb. 86: 259v. 10. Gebot.