67.6. ›Symbolum apostolicum‹, deutsch
Bearbeitet von Christine Stöllinger-Löser
KdiH-Band 7
Als ›Symbolum apostolicum‹ (›Credo‹) wird eine der drei Textformen des christlichen Glaubensbekenntnisses bezeichnet, das in Merksätzen zusammengefasst ist. Nach einem legendarischen Bericht gelten die Apostel als seine Verfasser, die jeder einen der Sätze formuliert haben sollen, in einer Variante der Überlieferung nach der Herabkunft des Hl. Geistes zu Pfingsten, in der anderen vor ihrer Trennung, um zur Verkündung des Evangeliums aufzubrechen. Die Zuweisung findet sich am frühesten bei Ambrosius von Mailand († 397) und bei Rufinus von Aquileia († um 410). Die Reihung der Apostel und ihre Verbindung mit den einzelnen Credosätzen (zwölf, in anderer Einteilung 14) ist nicht immer dieselbe; traditionsbildend und häufig benutzt wurde das Schema einer ps.-augustinischen Predigt mit folgender Reihung: Petrus, Andreas, Jacobus maior, Johannes, Thomas, Jacobus minor, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Simon, Judas Thaddäus, Matthias (vgl.
Der ursprüngliche Gebrauch des Bekenntnisses liegt in der Taufliturgie. In lateinischer Sprache ist das ›Credo‹ seit dem 8. Jahrhundert im Frankenreich festgelegt. Frühe Übersetzungen ins Deutsche tauchen kurz danach im alemannischen Raum auf, als älteste das ›St. Galler Paternoster und Credo‹ (vgl.
Der Zusammenhang der Apostel mit den Sätzen des ›Symbolum‹ wurde seit dem Frühmittelalter auch in der Bildkunst aufgegriffen. Auf Altargemälden, Glas- und Wandmalereien, Skulpturen, Wandteppichen wie auch in der Buchmalerei finden sich Aposteldarstellungen mit Spruchbändern, die jeweils einen Satz des ›Symbolum‹ wiedergeben.
Das Darstellungsschema von Aposteln mit Glaubenssätzen wird außerdem mehrfach typologisch erweitert, indem ihnen alttestamentliche Propheten mit ihren entsprechenden Weissagungen gegenübergestellt werden (hierbei variieren neben der Reihenfolge zum Teil auch die Personen; gelegentlich taucht z. B. König David auf; Beispiele bei
Im 15. Jahrhundert taucht das Bildthema der Apostel, verbunden mit den lateinischen Credosätzen, in Kupferstichen des sog. Meisters mit den Bandrollen auf (vgl.
Andererseits wird das ›Symbolum‹ aber auch in szenische Bilder umgesetzt, indem der historische Inhalt der einzelnen Sätze dargestellt wird. Dabei entsteht eine weitgehend festgelegte Abfolge von zwölf Bildthemen; einige werden in zwei Bilder unterteilt. Die Bildfolge ist im Wesentlichen erst im Spätmittelalter bezeugt und vor allem in den Blockbüchern präsent (eine frühe Ausnahme bildet der berühmte lateinische ›Utrechter Psalter‹ von ca. 820/830 [Utrecht, Universiteitsbibliotheek, Ms. 32] mit einer sehr eigenständigen szenischen Umsetzung).
Die unten zunächst vorgestellten beiden Handschriften (Nr. 67.6.1. und Nr. 67.6.2.) bebildern den verdeutschten ›Symbolum‹-Text in unterschiedlicher Weise: die Augsburger Handschrift nur mit einer an den Anfang gestellten Christusfigur; das Berliner Fragment (Ms. germ. fol. 642, 96r) mit vier Bildern auf einer einzigen Seite, die die ersten drei Sätze inhaltlich illustrieren; dabei werden den einzelnen Glaubenssätzen auch kleine Brustbilder der Apostel zugeordnet. Dieser Darstellungstypus verbindet die inhaltliche Illustrierung der Credosätze und die bildliche Referenz auf die Apostel als deren Autoren miteinander. Er findet sich in gleicher Thematik und Anlage mehrfach in den Blockbüchern wieder, von denen ein Fragment in einer Münchner Handschrift eingebunden ist (Nr. 67.6.3.); die Blockbücher sind freilich älter als die Berliner Handschrift, auch älter als die zehn ganzseitigen Darstellungen desselben Bildprogramms in einer weiteren Handschrift, Nürnberg, Stadtbibliothek, Cent. V, App. 34a, 150v–155r (dort verbunden mit weiteren katechetischen Texten; vgl. Nr. 67.11.1.). Das gleiche Programm enthält die Ulmer Inkunabelausgabe einer ausführlichen anonymen deutschen Auslegung des Symbolums (Nr. 67.6.a.), ebenfalls mit je einem Bild zu Beginn eines jeden der zwölf Glaubenssätze.
Das ›Symbolum‹ hat insgesamt vier Blockbuchausgaben hervorgebracht;
Bildthemen und Bildaufbau sind bei allen vier Ausgaben ähnlich, jedoch unterscheiden sich Ausführung und Aufbau im Detail (vgl.
Die Reihenfolge der Propheten in diesen Ausgaben steht derjenigen der Darstellung auf einigen anderen Kunstgegenständen nahe, so den Reliefs auf dem Einbecker Leuchter (von 1420) und dem Altar in der Landshuter St.-Martins-Kirche (von 1424). Sie findet sich auch im ›Innsbrucker (thüringischen) Fronleichnamsspiel‹ (Innsbruck, Universitätsbibliothek, Cod. 960, von 1391; Ausgabe: