KdiH

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13.0.3. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. fol. 277

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 2

Datierung:

2. Viertel 15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Franken.

Besitzgeschichte:

Laut Eintrag 1v (Iste liber spectat ad dominum plassemberg) war die Handschrift im 15. Jahrhundert im Besitz der 1632 erloschenen Adelsfamilie der Plassenberg, die als Ministerialen der Grafen von Andechs-Meranien auf der Plassenburg in Kulmbach, Oberfranken, saßen.

Inhalt:
1. 2ra–84rb. Jacobus de Theramo, ›Belial‹, deutsch

Übersetzung B

2. 84va–84vb Lateinische Verse, ein Freidank-Spruch

Fuͤnd ich veil einen eisenhut / Der do fur luoge wer gut / Vnd eyn schilt fur schelten / Die zwey wolt ich tewre gelten (170, 14–17)

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 85 Blätter, 295 × 210 mm, Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 37 Zeilen, zweizeilige rote Lombarden, rot unterstrichene Dekretalienzitate.

Schreibsprache:

ostfränkisch.

II. Bildausstattung:

Vier deckfarbenkolorierte Federzeichnungen (3rb, 55ra, 78ra, 80ra), sieben Leerräume für nicht ausgeführte Illustrationen (4rb, 5va, 7vb, 11ra, 41rb, 43va, 44vb), ein Zeichner.

Format und Anordnung:

Spaltenbreite, ¼–⅓ des Schriftspiegels hohe Illustrationen; 3rb und 80ra ungerahmt bis an den unteren Blattrand reichend; 55ra und 78ra querrechteckig über die Textspalte hinaus bis an den seitlichen Blattrand reichend, mit breitem, rotem Pinselstreifen gerahmt; jeweils unmittelbar neben der illustrierten Textstelle, keine Bildtituli.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Untersetzte Figuren mit maßstäblich zu großen Köpfen, Händen und Füßen und dicken Knollennasen, Hauptpersonen größer als die Assistenzfiguren. Umrißlinien über der Kolorierung mit dicker, mehrfach angesetzter Feder nachgezogen; wenige lange, in Haken abschließende Vertikalfalten, runde, weiche Bogenfalten bei Sitzfiguren. Keine Strichelung, Kolorierung in kräftigen, flächig aufgetragenen, deckenden Farben; sparsame Modellierung, Schattenpartien in dunkleren Tönen, aufgesetzte Lichter in Deckweiß. Ikonographisch bemerkenswerte, jedoch grob ausgeführte Illustrationen.

3rb Descensus Christi und Befreiung der Voreltern: In der zinnenbekränzten, von zwei Rundtürmen überragten Höllenburg der an eine Säule gefesselte Satan zwischen Flammen und zwei gestikulierenden Teufeln; davor Christus mit der Kreuzfahne, der Adam, Eva und zwei weitere Voreltern aus dem Höllentor zieht. 55ra Rede des Schiedsmanns Jeremias: Auf einem Kastensitz rechts ein bärtiger Mann (Gott? Christus?), dem ein zweiter (wohl Jeremias) aus einem Buch vorliest, links eine Gruppe von sieben Männern mit unterschiedlichen Handgebärden (unklarer Textbezug). 78ra Der Tod vor dem Richterstuhl Gottes: In der Bildmitte auf einem Kastensitz Gottvater mit Kreuznimbus, rechts der nackte Tod, links eine Figur in langem Mantel mit Redegestus (vielleicht Misericordia, die um Erlösung für die im limbus puerorum befindlichen ungetauften Kinder bittet); verschiedenfarbige Hintergründe und senkrechte Rahmenlinien teilen die Darstellung in drei Bildfelder je Figur. (Die hier illustrierte Passage ist nur in der schmal überlieferten Übersetzung B enthalten.) 80ra Beratung der Höllenversammlung über die Konsequenzen des Urteils: In einem liegenden, nach oben geöffneten Höllenrachen der an eine Säule gefesselte Satan und drei weitere Teufel.

In den Leerräumen Platz für folgende Illustrationen: Belial vor Gott, um einen Prozess bittend (4rb); Belial überbringt Salomo Gottes Brief, der ihn zum Richter der 1. Instanz bestimmt (5va); Belial legt Salomo seine Klagschrift vor (7vb); Salomo lädt Mosis Zeugen vor (11ra); Salomos Urteilsspruch (41rb); Salomo händigt Belial den Apostelbrief an Gott aus (43va); Belial erhält von Gott den Empfehlungsbrief, der Joseph von Ägypten als Richter der 2. Instanz einsetzt (44vb). – Die Illustrationen bzw. Bildlücken sind sehr unregelmäßig über den Text verteilt; für die 2. Instanz vor Joseph von Ägypten ist überhaupt keine Illustration vorgesehen.

Farben:

Kobaltblau, deckendes Gelb, Ocker, warmes Grün, Zinnober, Purpurviolett, schwärzliches Braun, Grau, Deckweiß.

Literatur:

Degering I (1925) S. 38. – Wegener (1928) S. 40, Abb. 37 (3rb); Hummel (1981) S. 40; Ott (1983) S. 210. 258 Anm. 219. 337f. 345–348 (Beschreibung aller Illustrationen), Abb. 47 (78ra).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 9: 3rb. Descensus Christi, Befreiung der Vorväter.

Abb. 10: 55ra. Jeremias spricht im Schiedsverfahren.

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Abb. 9.
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Abb. 10.