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26A.9. Konstanz: Gebhard Dacher, ›Konstanzer Chronik‹

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 3

Gebhard Dacher, um 1425 in Konstanz geboren und 1471 dort gestorben, seit 1461 Konstanzer Bürger und zugleich husherre, also Zolleinnehmer des Kaufhauses, 1465 und 1471 als Vertreter der Fischerzunft im Großen Rat bezeugt, leitete eine Schreibstube, deren Gesamtproduktion sich zwar nicht mehr rekonstruieren läßt, aus der aber mehrere illustrierte Handschriften hauptsächlich historiographischer Texte erhalten sind, so Ulrich Richentals ›Chronik des Konstanzer Konzils‹ in Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, St. Georgen 63, und Praha, Národní Knihovna České Republiky, Cod. XVI A 17 (siehe 26B.1.) sowie der Codex HB V 22 der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart mit einer kompilatorischen Zusammenstellung von Jakob Twingers ›Straßburger Chronik‹, Richentals ›Konzilschronik‹ und der ›Konstanzer Chronik‹Dachers (siehe 26A.24. und 26B.1.). Auch die beiden Einzelblätter eines lateinisch-deutschen ›Defensorium virginitatis Mariae‹ im Berliner Kupferstichkabinett, Min.Nr. 2126 und 2127, kommen vielleicht aus dieser Konstanzer Werkstatt.

Der Entschluß, eine Chronik seiner Heimatstadt zu verfassen, resultiert sicher aus Dachers Tätigkeit als Kopist südwestdeutscher Geschichtswerke. Der Text der ›Konstanzer Chronik‹ ist denn auch im wesentlichen eine teilweise auf der nur spätüberlieferten ›Cronica‹ des Johannes Stetter, des ersten nachweisbaren Chronisten der Stadt, beruhende, dem Strukturgerüst einer Konstanzer Bischofsliste folgende Kompilation verschiedenster lateinischer und deutscher Quellen, die mit einer sagenhaften Gründungsgeschichte beginnt, erst mit den Ereignissen seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ausführliche Lokalnachrichten bringt und, mit dem März 1470 abbrechend, den Blick auch auf Oberschwaben und den Thurgau richtet. Von diesem umfassendsten spätmittelalterlichen Text über die Geschichte von Konstanz entstand um 1465 in der Schreibstube des Autors – möglicherweise mit Zusätzen von seiner Hand – eine mit sechs Textillustrationen und 223 Wappen ausgestattete Handschrift. Die ziemlich derben, in bunten Farben kolorierten Pinselzeichnungen stammen vom gleichen Illustrator – oder der sehr ähnlich arbeitenden Illustratorengruppe – wie die der beiden ›Konzilschronik‹-Handschriften aus Dachers Werkstatt. Bemerkenswert ist die Ikonographie der Illustrationen, die bis auf eine Stadtansicht ausschließlich spektakuläre Ereignisse der Lokalgeschichte, oft mit antisemitischer Tendenz – die Verbrennung von Juden 1348, den Ravensburger Ritualmord 1429, die Kreuzschändung von Bernrain 1380 oder 1384 – in durchaus eigenwilligen Bilderfindungen wiedergeben, was die Zeichnungen auch als sozial- und mentalitätsgeschichtliche Quelle bedeutsam macht.

Editionen:

Die Chroniken der Stadt Konstanz. Hrsg. von Ph[ilipp] Ruppert. Konstanz 1891.