26A.32.1. München, Bayerische Staatsbibliothek, Cgm 1520
Bearbeitet von Peter Schmidt
KdiH-Band 3
1516.
Oberbayern (Weyarn?).
Die Herkunft aus Weyarn belegt der Bibliothekseintrag des 17. Jahrhunderts (1r). Auftraggeber oder Produktionsort dürfte das Augustinerchorherren-Stift gewesen sein; das Geschlecht Neuburg-Falkenstein, auf das sich der erste Text und die damit zusammenhängende Illustration bezieht, war zur Entstehungszeit schon erloschen.
1. | 2r–v | Gedicht über den Grafen Siboto II. von Neuburg-Falkenstein |
2. | 3r–5r | Georg Rotschmidt, Kurze Chronik von Weyarn |
Papier, acht Blätter, 273–275 × 177 mm, anspruchsvolle kalligraphische Rotunda durchgehend von einer Hand, jüngere Randnotizen von der Hand des Christoph Gewold (
mittelbairisch.
1v eine seitenfüllende Federzeichnung eines Mannes in vollem Harnisch, in der Linken eine Lanze mit bayerischer Fahne, vor ihm sein Wappenschild (Falke mit rotem Ring an rotem Halsband auf goldener Krone vor blauem Hintergrund) mit Helm, darauf nochmals das Wappentier über der Krone als Helmzier. Links von der Figur Beischrift von der Schreiberhand des Bandes: Graff Sigboth herr zu Newburg vnnd Valckenstain (= Graf Siboto II., Gründer des Klosters Weyarn). Zeichnung mit breiter Feder in brauner Tinte, laviert und mit Deckfarbe und Gold ergänzt. Die Linien schwunglos und mehrfach abgesetzt, besonders bei der Figur des Ritters an einigen Stellen doppelt gezogen, was die Frage aufwirft, ob die qualitätvolle Komposition schematisch nach einer Vorlage kopiert wurde – wobei etwa an Figurentypen aus dem Bereich der bayerischen Fürstengenealogien zu denken ist (vgl. Stoffgruppe 45.). Der Ritter steht ohne Angabe des Bodens oder anderer räumlicher Elemente auf dem unteren Rand der Seite, das Wappen schwebt vor ihm.
Textbezug: Auf der aufgeschlagenen Doppelseite steht dem Bild auf 2r das Gedicht über diesen Grafen unmittelbar gegenüber, das in der ersten Person geschrieben ist und sich explizit auf das gemalte Bildnis bezieht: Ich pin graff Sigebothus hie stant (Z. 12) … Dem bayrischen panier was ich vleissig wartten / Mit dem falcken den ich füer in meinem schilt / Als ir hie secht mein ebenpild (Z. 21/22). Text und Bild wurden demnach als Einheit konzipiert; der schmale Band aus nur einem Quaternio ist ein von Schriftart und Material her anspruchsvolles Dokument der Memoria.
Lavierung Blau, Graubraun, Ocker, deckendes Blau und Rot sowie Muschelgold (Wappen).
Abb. 189: 1v/2r. Graf Siboto II.