KdiH

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14.0.3. Graz, Universitätsbibliothek, Ms. 48

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 2

Datierung:

1469.

Lokalisierung:

Salzburg. Angefertigt im Auftrag des Erzbischofs Bernhard von Rohr (1418–1487) als Geschenk für dessen Schwester Katharina anläßlich ihrer Hochzeit mit Andreas von Kraig, Vitztum von Leibnitz/Steiermark und Erbkämmerer von Kärnten (12r, 570v, 646r von Kraig’sches Wappen).

Besitzgeschichte:

Spätestens seit 1612 im Besitz des Jesuitenkollegs Graz (radierter Besitzvermerk 2r), vermutlich bereits 1583 von Erzherzog Karl und seiner Frau Maria dem Jesuitenkolleg überlassen.

Inhalt: Deutsche Bibel AT, NT (Walther I) (»Stratter-Bibel«)
2ra–10va Register mit Psalmentituli
12ra–314va Epistola Hieronymi ad Paulinum (RB 284), Gn, Ex, Lv, Nm, Dt, Ios mit zwei Vorreden (RB 311, 307), Idc, Rt, Prologus galeatus (RB 323), I Sm, II Sm, III Rg, IV Rg, I Par mit zwei Vorreden (RB 328, 327), II Par, I Esr mit Vorrede (RB 330), II Esr, III Esr, Tb (Vorrede und Anfang fehlt), Idt mit Vorrede (RB 335), Est mit Vorrede (RB 341), Iob mit drei Vorreden (RB 357, 349, 344), Ps mit drei Vorreden (RB 430, 414, vgl. RB 105.6–7)
315ra–655rb Prv mit Vorrede (RB 457), Ec mit Vorrede (RB 462), Ct, Sap mit Vorrede (RB 468), Sir mit Vorrede (Uns ist erzaigt die weishait viler vnd verporgenhait), Is mit zwei Vorreden (RB 482, 480), Ier mit zwei Vorreden (RB 487, 486), Lam, Bar mit Vorrede (RB 491), Ez mit Vorrede (RB 492), Dn mit Vorrede (RB 494), Vorrede zu den Prophetae minores (RB 500), Os, Ioel, Am, Abd, Ion, Mi, Na, Hab, So, Agg, Za, Mal, I Mcc mit Vorrede (RB 551), II Mcc, Mt mit zwei Vorreden (RB 590/591, 589), Mc mit Vorrede (RB 607), Lc mit zwei Vorreden (RB 620, Wann ernstlich manig fleissen sich ze ordnen die red der ding), Io mit Vorrede (RB 624), Rm mit drei Vorreden (RB 670, 674, 677), I Cor mit Vorrede (RB 684), II Cor mit Vorrede (RB 700), Gal mit Vorrede (RB 707), Eph mit Vorrede (RB 715), Phil mit Vorrede (RB 728), Col mit Vorrede (RB 736), I Th mit Vorrede (RB 747), II Th mit Vorrede (RB 752), I Tim mit Vorrede (RB 765), II Tim mit Vorrede (RB 772), Tit mit Vorrede (RB 780), Phlm mit Vorrede (RB 783), Hbr mit Vorrede (RB 793), Act mit Vorrede (RB 640), Iac mit zwei Vorreden (RB 809, 806), I Pt mit Vorrede (RB 816), II Pt mit Vorrede (RB 818), I Io mit Vorrede (RB 822), II Io mit Vorrede (RB 823), III Io mit Vorrede (RB 824), Iud mit Vorrede (RB 825), Apo mit Vorrede (RB 834/835)
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 656 Blätter (alte Foliierung beginnt 210 mit CCI, vor 251 fehlt ein Blatt [= CCXLII], vor 315 ein weiteres Blatt [= CCCVII], Blatt 256 [= CCXLIX] ist falsch vor statt hinter 257 [= CCXLVIII] eingebunden), 455 × 325 mm, Bastarda, Hauptschreiber Erasmus Stratter: 2ra–10va, 102ra–655rb (von ihm auch ein 1458 geschriebenes, gleichfalls von Ulrich Schreier illustriertes Gebetbuch für Johannsen pränttel den jüngeren, Rom, Biblioteca Apostolica Vaticana, Cod. Ross. 102), 12ra–101vb und 426ra–445vb von zweiter Hand, 50 Zeilen, zweispaltig; nicht kontinuierlich rubriziert, Seitenüberschriften, rote Überschriften im Text, Strichel, im Psalter abwechselnd rote, blaue und grüne Versalien.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

79 von ursprünglich 80 historisierten Initialen (Epistola Hieronymi: 12ra, Gn: 16va, Ex: 42rb, Lv: 62vb, Nm: 76vb, Dt: 96va, Ios: 113ra, Idc: 124va, I Sm: 139rb, II Sm: 154rb, III Rg: 168rb, IV Rg: 184va, I Par: 201ra, II Par: 214rb, I Esr: 232va, II Esr: 237ra, III Esr: 243vb, Idt: 255va, Est: 262rb, Iob: 270va, Ps: 284ra, 288vb, 294va, 297rb, 300vb, 304ra, 307va, Vorrede Prv: 315ra, Ec: 327rb, Ct: 331va, Sap: 333va, Sir: 342ra, Is: 365rb, Ier: 392ra, Lam: 423ra, Bar: 426ra, Ez: 429rb, Dn: 454rb, Os: 466rb, Ioel: 470ra, Am: 471va, Abd: 474vb, Ion: 475rb, Mi: 476rb, Na: 478va, Hab: 479va, So: 480vb, Agg: 482ra, Za: 483ra, Mal: 487vb, I Mcc: 489rb, II Mcc: 507rb, Mt: 521ra, Mc: 538rb, Lc: 549va, Io: 567vb, Rm: 582rb, I Cor: 589rb, II Cor: 596ra, Gal: 600va, Eph: 603rb, Phil: 605va, Col: 607rb, I Th: 608vb, II Th: 610rb, I Tim: 611ra, II Tim: 613ra, Tit: 614rb, Phlm: 615rb, Hbr: 615vb, Act: 621rb, Iac: 639va, I Pt: 641va, II Pt: 643rb, I Io: 644rb, II Io: 646ra, III Io: 646rb, Iud: 646va, Apo: 647rb).

Zahlreiche ornamentierte Initialen im Text. Deckfarbenmalerei von Ulrich Schreier (Selbstdarstellung mit Namenszug in Schriftband 482ra), ausgeführt 1469 (Datierung in Initiale 324va).

Format und Anordnung:

Die historisierten Initialen meist vor quadratischem Rahmen, über sechs bis 15 Zeilen, die halbe bis ganze Breite des Spaltenspiegels einnehmend; mit Rankenausläufern am Text entlang. Die Zierinitialen an den Kapitelanfängen im Text quadratisch über drei bis vier Zeilen, zu den Vorreden größer und mit Rankenausläufern. Die Miniaturen 76vb (mit angrenzendem Text) und 96va sind eingeklebt.

Bildaufbau und -ausführung:

Rahmen der Bildinitialen aus einfachen, profilierten Farbstreifen oder Rankenleisten; Buchstabenkörper aus Akanthusranken in verschiedenen Farben vor meist goldenem Hintergrund mit Spiralranken-, Strahlen- oder Blütenornamentik; die figürlichen Darstellungen im Binnenraum des Buchstaben, nur ausnahmsweise auf dem Buchstabenkörper selbst (232va); das Rankenwerk mit Drolerien (Tiere, Insekten, 96v Trompeter), häufig mit goldenen Punkten und länglichen goldenen Füllungen. Die Zierinitialen golden auf farbigem Grund oder farbig auf goldenem Grund, selten ohne Gold; als Füllung Rankenornamente oder rapportartiges Teppichmuster, Blumen, Früchte, menschliche Köpfe (ab 149r) mit stark ausgearbeiteten, oft fratzenhaft-karikaturistischen Physiognomien; 259ra–268vb die Deckfarbeninitialen weitgehend durch Fleuronnée-Initialen mit Profilfratzen am Buchstabenrand ersetzt.

Bildthemen:

(Bildthemenlisten: Eichler [1908], Zirnbauer [1927b]): Bibelszenen, Propheten-, Evangelisten- und Apostelbildnisse; die Propheten, Evangelisten und Apostel oft in szenischen Situationen. Rt ohne Bildinitiale, Anfang von Tb mit Bildinitiale fehlt wegen Blattverlusts. Die Initialbilder folgen aufs genaueste den Vorlagen aus der »Grillinger-Bibel« (München, Bayerische Staatsbibliothek, Clm 15701), auch der Randleistenschmuck ist eng an diesem Vorbild orientiert. Auf die Vorlage bezieht sich wohl auch die Jahreszahl 1427 in der Initiale 589rb.

Farben:

Kräftige, stark mit Weiß ausgemischte Palette, Blattgold. Hauttöne in Schattenpartien grün untermalt.

Literatur:

Kern (1942) S. 21; Mairold (1979) Bd. 1, S. 20. Bd. 2, Abb. 301 (47r). 302 (319r). – Walther (1889–92/1966) Sp. 135f.; Ferdinand Eichler: Die deutsche Bibel des Erasmus Stratter in der Universitäts-Bibliothek zu Graz. Eine Untersuchung zur Geschichte des Buchwesens im XV. Jahrhundert. Leipzig 1908, Taf. I (262rb). II (113ra). III (168rb). V (255va). VI (483ra). VII (Kopfinitiale); Zirnbauer [1927b], S. 40–63, Taf. 1 (482r). 13–16 (16r. 139r. 315r. 454r. 466r. 482r); Robert Graf: Eine Zeichnung Wolf Hubers aus dem Jahre 1518. Mitteilungen der Ges. f. vervielf. Kunst. Beilage der »Graphischen Künste« Wien 1927, Abb. S. 1 (647rb); Rost (1939) S. 328; Kurrelmeyer 10 (1915) S. XXX; Ferdinand Eichler: Eine Salzburger Prunkabschrift der von Johann Mentelin um 1466 gedruckten ersten deutschen Bibel. Gutenberg-Jahrbuch 1941, S. 68–75, Abb. 1 (331va). 2 (Vorderdeckel); Frisch (1949) S. 78. 82, Abb. 71 (315ra); Graz als Residenz. Innerösterreich 1564–1619. Katalog der Ausstellung Grazer Burg 6. Mai bis 30. September 1964. Graz 1964, S. 146, Nr. 360; Gotik in Österreich (1967) S. 170f., Nr. 109; Ausstellung Spätgotik in Salzburg. Die Malerei 1400–1530. Salzburg 1972 (Salzburger Museum Carolino Augusteum. Jahresschriften 17), S. 233, Nr. 272, Taf. 95a.b. (288vb. 327vb); Splett (1987) S. 41*, Nr. 112, Abb. 173/174 (522v–523r Textseiten); Wulf (1991) S. 24f. (Sigle g).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 63: 270va. Ijob aussätzig auf dem Misthaufen, daneben seine Frau und die drei Freunde, in A-Initiale.

Abb. 64: 521ra. Evangelist Matthäus ruhend, vor Stammbaum Jesu mit Bildnissen Davids, Marias und Jesu, in D-Initiale.

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Abb. 63.
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Abb. 64.