14.0.1. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.3.2º III, Cod. 1.3.2º IV
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 2
Abgeschlossen am 13. Juni 1468 (I.3.2.o IV, 320vb: Textabschrift) und 6. Februar 1472 (I.3.2o IV, 2v: Illustrationen).
Regensburg.
Gewidmet dem Freiherrn Hans III. von Stauff zu Ehrenfels († 1478), Vitztum im Teilherzogtum Bayern-München, und seiner Frau Margarethe Schenk von Geyern (I.3.2o IV, 1v, 2v Portraits des Freiherrnpaars Stauff-Schenk).
Seit 1492 im Besitz Herzog Albrechts IV. am Wittelsbacher Hof in München (Übermalung der Bildnisse der ursprünglichen Besitzer I.3.2o III, 2v mit Zügen des Herzogspaars); Albrechts Witwe Kunigunde nahm die Handschrift 1508 mit ins Münchener Pütrich-(Franziskanerinnen-)Kloster, in dessen Besitz sie bis zur Säkularisierung 1802/03 blieb. 1813 wurde sie von Fürst Ludwig zu Oettingen-Wallerstein aus unbekanntem Vorbesitz erworben.
Cod. I.3.2o III (Bd. 1) | ||
2v | Sibyllensprüche | |
3ra–386vb | Epistola Hieronymi ad Paulinum (RB 284), Epistola Hieronymi ad Desiderium (RB 285), Gn, Ex, Lv, Nm, Dt, Mt 1,1–5,44, Iob, Tb, Idt, Est, I Par, I Mcc, II Mcc, I Sm, II Sm, III Rg, IV Rg, Ios, Idc, Rt | |
Cod. I.3.2o IV (Bd. 2) | ||
3ra–294ra | Ps, Prv mit Vorrede (vgl. RB 105,6–7), Ec, Ct, Sap, Sir, Is mit Vorrede (RB 480), Ier mit Vorrede (RB 486), Lam, Bar mit Vorrede (RB 491), Ez, Dn, Os mit Vorrede (RB 506), Ioel mit Vorrede (RB 510,1), Am, Abd mit Vorrede (RB 516), Ion mit Vorrede (RB 522), Mi mit Vorrede (RB 525), Na mit Vorrede (RB 527), Hab mit Vorrede (RB 529), So mit Vorrede (RB 532), Agg mit Vorrede (RB 535), Za mit Vorrede (RB 540), Mal mit Vorrede (RB 544) | |
294ra–320vb | Prologsammlung zu Büchern des AT und NT: Prologus galeatus (RB 323), Vorreden zu Par (RB 328, 327), I Esr (RB 330), Tb (RB 332), Idt (RB 335), Est (RB 341), Iob (RB 357, 349, 344), Ps (RB 430, 414), Is (RB 482, 480), Ier (RB 487), Bar (RB 491), Ez (RB 492), Dn (RB 494), Prophetae minores (RB 500), Os (RB 507), Ioel (RB 510, 511), Am (RB 512), Abd (RB 519), Ion (RB 524), Mi (RB 526), Na (RB 528), Hab (RB 530), So (Man vindett geschribenn das der prophett Sophonias hatt geweissagtt), Agg (RB 538), Za (RB 539), Mal (RB 543), Hab (RB 531), Mcc (RB 551), Ion (RB 521), Mc (RB 607), Mt (RB 590/591), Lc (RB 620, Theophile wiß das sicherlichenn vnd fürbar das ir sein vil gewesenn dye darnach haben gearbaitt), Io (RB 624), I Mcc (RB 547/7058), II Mcc (RB 553), Os (RB 504, 501), Ioel (Der prophett Johel offennbart mit seinem namen wer er sei wann Johell an der außtülmatschung haist ein herr, RB 508–509), II Th (RB 752) |
Pergament, I.3.2o III: 388 gezählte Blätter (richtig: 391, nach 292 ein Blatt, nach 383 zwei Blätter ungezählt), 380 × 283 mm, I.3.2o IV: 321 gezählte Blätter (richtig: 324, nach 123, 250, 256 je ein ungezähltes Blatt), 390 × 283 mm, zweispaltig, Bastarda, ein Schreiber: Georg Rörer aus Regensburg (I.3.2o IV, 320vb), die Bildbeischriften I.3.2o III, 2v und I.3.2o IV, 2v, 76r–83v von anderer Hand, zweispaltig, 40 Zeilen, Buchstabenschäfte in der obersten Zeile einer Seite oft kalligraphisch verziert; rote Strichel, Überschriften, Seitentitel, Lombarden (in Ps auch in Blau und Gold), an den Kapitelanfängen Deckfarbeninitialen mit Rankenwerk über vier bis sechs Zeilen.
bairisch.
Drei Vollbilder (I.3.2o III, 2v; I.3.2o IV, 1v, 2v); 556 (354 + 202) historisierte Initialen und Textillustrationen mit Rankenwerk (I.3.2o III, Epistola Hieronymi ad Paulinum: Initiale 3ra; Gn: Initiale 8ra, 35 Textillustrationen; Ex: Initiale 43va, 14 Textillustrationen; Lv: Initiale 71vb; Nm: Initiale 90rb, zwölf Textillustrationen; Dt: zwei Textillustrationen; Iob: Initiale 146vb, zwei Textillustrationen; Tb: Initiale 165ra, zwei Textillustrationen; Idt: Initiale 172ra, acht Textillustrationen; Est: Initiale 181va, fünf Textillustrationen; I Par: Initiale 190va, acht Textillustrationen; I Mcc: Initiale 209vb, sieben Textillustrationen; II Mcc: Initiale 233rb, vier Textillustrationen; I Sm: Initiale 249ra, 27 Textillustrationen; II Sm: Initiale 276ra, 19 Textillustrationen; III Rg: Initiale 297rb, 19 Textillustrationen; IV Rg: Initiale 323ra, 24 Textillustrationen; Ios: Initiale 347rb, 24 Textillustrationen; Idc: Initiale 366rb, 32 Textillustrationen; Rt: Initiale 384rb, eine Textillustration. I.3.2o IV, Ps: Initiale 3ra, eine Textillustration; Prv: Initiale 52vb; Ec: Initiale 67vb; Ct: Initiale 73rb, 32 halbseitige Textillustrationen auf 16 Bildseiten; Sap: Initiale 84ra; Sir: Initiale 94rb, fünf Textillustrationen; Is: Initiale 122rb, 23 Textillustrationen; Ier: Initiale 157rb, 31 Textillustrationen; Lam: zwei Textillustrationen; Vorrede Bar: eine Textillustration; Bar: Initiale 203ra, eine Textillustration; Ez: Initiale 207ra, 27 Textillustrationen; Dn: Initiale 247rb, 40 Textillustrationen; Os: Initiale 262vb; Ioel: Initiale 268ra; Am: Initiale 270ra; Abd: Initiale 274rb; Ion: Initiale 275ra, sechs Textillustrationen; Mi: Initiale 276vb; Na: Initiale 280ra; Hab: Initiale 281rb; So: Initiale 283ra; Agg: Initiale 284va; Za: Initiale 285vb, acht Textillustrationen; Mal: Initiale 292rb; Vorrede Is: eine Textillustration; Vorrede Par: eine Textillustration. Genaue Blattangaben: Furtmeyr-Bibel [1990] S. 125–135). In beiden Bänden z. T. gerahmte ornamentale und figürliche Bildleisten als Füllsel am Spaltende, gelegentlich mit naturalistischen oder Phantasietieren, nur ausnahmsweise als szenische Darstellung (I.3.2o III, 45rb Tiere im Wald). Illustrator: Berthold Furtmeyr (I.3.2o III, 2v und 388v: 1470; I.3.2o IV, 2v: 1472) und Werkstatt.
Bildinitialen wie Textillustrationen in der Regel einspaltig, ca. 80–82 mm breit, auf nahezu quadratischem Grundriß, oft auch hoch- oder querrechteckig. Die Initiale I.3.2o III, 3ra hat lediglich ⅔ der Spaltenbreite (42 × 45 mm), das Buch Dt hat statt einer historisierten Initiale eine halbseitige Eingangsillustration I.3.2o III, 117v (150 × 185 mm), bei I-Initialen steht das Initialbild als Miniatur außerhalb des Buchstabenkörpers. Besonders im ersten Band I.3.2o III mehrfach vertikale Zusammenfügung zweier Illustrationen zu einem Doppelbild (10va, 16rb, 117rb), im zweiten Band I.3.2o IV wird diese Anordnung für die großformatigen Bildseiten (ca. 241–246 × 182 mm) zu Ct benutzt. Die Illustrationen sind in den fortlaufenden Text eingefügt und gehen in der Regel der illustrierten Textstelle voraus. Beide Bände werden durch ganzseitige Miniaturen eingeleitet: I.3.2o III, 2v (366 × 274 mm), I.3.2o IV, 1v (245 × 181 mm), I.3.2o IV, 2v (361 × 264–266 mm).
Die Kapitelinitialen aus Akanthusranken oder Flechtband meist auf quadratischer, oft mit punziertem Blattgold belegter Grundfläche, gelegentlich ist der Initialkörper aus Tiergrotesken (I.3.2o III, 341vb aus der Figur eines Engels mit ausgebreiteten Flügeln) gebildet, vereinzelt mit Frontal- oder Profildarstellungen menschlicher Köpfe gefüllt (I.3.2o III, 189rb, 192ra; I.3.2o IV, 9ra, 316va; vgl. Graz, Universitätsbibliothek, Ms. 48 [Nr. 14.0.3.]); Rankenausläufer. Die historisierten Initialen mit z. T. ausladendem Rankenwerk mit Blüten und Früchten, gelegentlich mit Vögeln, Tieren, Insekten, Wildmännern; oft um Stäbe gewunden; mehrfach statt der Deckfarbenranken Blattrispen in Gold (vgl. London, British Library, Egerton 1895. 1896 [Nr. 14.0.10.]). Initialen wie Illustrationen im Text in farbig profilierten Rahmen, die im ersten Band I.3.2o III aufwendiger sind. Reiche Figurenbilder auf punziertem Blattgold- oder damasziertem Farbhintergrund, gelegentlich auch Landschaftshintergrund mit lichtblauem, bergigem Horizont; die Personen nur in Ct sehr schlank und hoch mit feinen, ovalen Gesichtern, sonst gedrungener und mit klobigeren Gesichtsformen. Konturen sind nachträglich mit feinem Pinsel präzisiert. Großer Wert wird auf Dekoratives gelegt: Stoffmuster sind detailliert ausgeführt, die in der Regel nur gestrichelten Grasflächen sind oft mit sehr exakt gemalten Blattpflanzen bestückt. Farbliche Modellierung durch kurze Strichel und feine Schraffen.
(Bildthemenliste: Furtmeyer-Bibel [1990] S. 125–135): Bibelszenen. Die Bilder des Illustrationszyklus zu Ct (I.3.2o IV, 76r–83r) sind genaue Kopien der Holzschnittfolge aus dem erstmals um 1460/65 in Haarlem gedruckten ›Hohe Lied‹-Blockbuch. Ungeklärt ist die Ziffern- oder Buchstabenmarkierung, mit der ein Teil der Bilder in rückläufiger Zählung, im Rahmen oder neben der Miniatur stehend, versehen sind.
Auf sehr leuchtendem Tiefblau, Grüntönen und meist blassem Karmin abgestimmte kräftige Palette, dazu Blatt- und Pinselgold, sehr deckweißhaltige Inkarnatfarben mit dunkler Untermalung von Schattenpartien.
Cod. I.3.2o III: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:384-uba002001-4
Cod. I.3.2o IV: https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bvb:384-uba002002-0
Abb. 54: Cod. I.3.2o III, 323r. Boten an Ahasjas Krankenbett, in U-Initiale.
Abb. 55: Cod. I.3.2o IV, 301ra. Salomos Urteil.