100. Pilgerbücher
Bearbeitet von Pia Rudolph und Nicola Zotz
KdiH-Band 10
Diese Stoffgruppe umfasst deutschsprachige Texte, die eine Pilgerfahrt nach Jerusalem oder Rom beschreiben und mit Illustrationen versehen sind. Sie sind sämtlich in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden. Abgefasst sind sie häufig in Berichtsform, wobei sie anleitenden Charakter haben können.
Die Berichte der Pilgerfahrten nach Jerusalem sind standardisiert aufgebaut (zum Ablauf der Reise und zur Route siehe
Die Reihenfolge der Untergruppen orientiert sich an der Entstehungszeit der Texte, wobei zunächst die sieben Jerusalem-Pilgerberichte berücksichtigt sind und am Ende die ›Mirabilia Romae vel potius Historia et descriptio urbis Romae‹, deutsch (Untergruppe 100.8.), der einzige Rompilgerführer.
Viele der Handschriften blieben, besonders wenn ihr Berichtscharakter im Vordergrund stand, an ihren Verfasser rückgebunden und befanden sich über Generationen im Familienbesitz (z. B. Untergruppe 100.5., 100.7.). Dem stehen Anleitungen für Pilgerreisen gegenüber, die sich an ein größeres Publikum richten und für die Vorbereitung der Reise gedacht waren; sie können in mehreren Handschriften überliefert sein. Besonders ausgeprägt ist dieser Zug bei den ›Mirabilia Romae‹, die eine bedeutende Drucktradition aufweisen.
Innerhalb der sehr breiten handschriftlichen Überlieferung ist eine Ausstattung mit Illustrationen eher die Ausnahme. Von den zwölf erhaltenen bebilderten (oder im Fall von Nr. 100.5.1. zur Bebilderung vorgesehenen) Handschriften mit Pilgerbüchern enthält ein Großteil architektonische Darstellungen (von einzelnen Bauwerken bis hin zu Stadtansichten; allgemein zur Darstellung von Architektur des Heiligen Lands siehe
Auf manchen der Bilder sind Figuren in die architektonischen Darstellungen eingefügt. Dies kann biblisches Personal sein, was zu einer Charakterisierung der Orte beitragen kann (Nr. 100.3.1.), oder auch fremde Völker, was den Pilgerbericht in die Nähe eines Reiseberichts rückt (Nr. 100.6.1.; zum Reisebericht siehe unten und künftig Stoffgruppe 107.). Auch die Darstellung des Pilgers selbst kann seine Rolle als Reisender hervorheben, so bei Nr. 100.7.1.; demgegenüber erinnert die Art, wie der betende und mit seinem Wappen gekennzeichnete Jörg Mülich vor der Heilig-Grab-Kapelle kniet (Nr. 100.2.1.), eher an Stifterbildnisse.
Innerhalb dieser Stoffgruppe werden nur illustrierte Beschreibungen berücksichtigt, deren zentraler Aspekt die Pilgerfahrt ist. Die Grenzen zum Reisebericht sind dabei fließend (siehe künftig Stoffgruppe 107.). Aufgrund der fehlenden Gattungsumrisse klassifiziert
Da Drucke, die keine handschriftliche Texttradition aufweisen, im Katalog nicht berücksichtigt werden, ist der berühmte Reisebericht von Bernhard von Breydenbach nicht aufgenommen. Er wurde vom Autor von Anfang an als Druckwerk auf Latein (Mainz: Erhard Reuwich, 11.2.1486; GW 5075) und Deutsch (ebd., 21.6.1486; GW 5077) konzipiert und mit Holzschnitten von Erhard Reuwich ausgestattet, der den Mainzer Domdekan auf seiner Fahrt begleitete (vgl.
Für umfangreiche Vorarbeiten zur Stoffgruppe danken wir Ulrike Bausewein.
Siehe die jeweiligen Untergruppen-Einleitungen.