100.4.1. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. hist. 4º 141
Bearbeitet von Nicola Zotz
KdiH-Band 10
Bildteil 3. Viertel 15. Jahrhundert; Textteil um 1545 (Wasserzeichen).
Kilchberg (?).
Der Text wurde im 16. Jahrhundert abgeschrieben und mit dem möglicherweise aus dem Autograf stammenden Bildteil (
Georg von Ehingen, ›Reisen nach der Ritterschaft‹
S. 1–63 Text, S. 80–97 Abbildungen
|
Papier und Pergament, 40 bzw. zehn Blätter, 212 × 150–159 mm, paginiert und teilweise foliiert, Kursive für den Text, Textura für die Bildbeischriften, je eine Hand für den Text- und für den Bildteil, einspaltig, 20–22 Zeilen, kein Buchschmuck.
schwäbisch.
Neun kolorierte Federzeichnungen von zwei Händen. Eine Skizze (S. 87) von einer weiteren Hand (?).
Der Bildteil besteht aus fünf Doppelblättern, auf deren Innenseiten sich ganzseitige Illustrationen befinden (auf dem ersten Doppelblatt nur ein Bild links).
S. 84f., 88f., 92f., 96f.: Die Doppelseiten sind so gestaltet, dass die beiden Herrscher jeweils außen platziert sind und sich nach innen, also zueinander wenden; neben ihnen befinden sich ihre Wappen, gehalten von Wappenträgern, darüber die Beischrift. Die Herrscher stehen vor frei gebliebenem Pergamentgrund auf einem schmalen, von Rasen gesäumten Weg. »Die Kleidung folgt der in ganz Westeuropa tonangebenden burgundischen Mode des 2. Viertels des 15. Jh. mit einem schwarzen Käppchen, darauf ein breitkrempiger flacher Hut aus Pelz oder eine Haube mit Sendelbinde, plissiertem Wams mit kurzem Hüftröckchen und stark ausgepolsterten Schultern, dazu enganliegenden Strumpfhosen und Schnabelschuhen« (
Von diesen acht Porträts unterschieden ist die Darstellung von Ladislaus (S. 80): Ohne Gegenüber steht er auf der Innenseite des Blattes auf einer Art Gras-Insel und wendet sich nach außen. Er trägt einen pelzverbrämten Brokatmantel, auf den sein schulterlanges blondes Haar fällt. Die Linienführung ist weniger sicher als bei den anderen Bildern (vgl. die linke Hand, die sich in den Mantelsaum krallt), auch der Umgang mit Farbe unterscheidet sich (z. B. das Inkarnat). Deutlich werden die stilistischen Unterschiede auch beim Vergleich der beiden wappenhaltenden Engel auf S. 80 und 84. – Nur skizzenhaft erhalten ist eine wohl nachträglich eingefügte Herrscherdarstellung auf S. 87 ohne Wappen und ohne Beischrift (mit angedeutetem Wappenhalter-Engel).
Sorgfältig ist auch die Ausführung der Wappen (auch wenn Philipp das Wappen Johanns II. von Zypern beigegeben ist, vgl.
Miniaturen von Herrschern, die im Reisebericht erwähnt sind; nur das Bild Philipps von Zypern (S. 92; Text S. 28f.) ist auf den Abschnitt bezogen, der die Reise ins Heilige Land beschreibt.
S. 80: Ladislaus Postumus, S. 84: Karl VII. von Frankreich, S. 85: Heinrich IV. von Kastilien, S. 88: Heinrich VI. von England, S. 89: Alfons V. von Portugal, S. 92: Philipp von Zypern, S. 93: René I. von Sizilien und Kalabrien, S. 96: Johann II. von Navarra und Aragon, S. 97: Jakob II. von Schottland.
dunkle Palette von Schwarz, Brauntönen, Dunkelrot, auch leuchtendes Blau, Gold, Rot und Grün.
Abb. 6: S. 92. Philipp von Zypern.