KdiH

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100.6.1. Gotha, Forschungsbibliothek, Chart. A 541

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 10

Datierung:

Um 1490 (Wasserzeichen).

Lokalisierung:

Bodenseegebiet (wohl Konstanz).

Besitzgeschichte:

Auftraggeber der Handschrift war Konrad Grünemberg (sein Wappen auf 96r). Wenige Federproben und Nachträge aus dem 16. Jahrhundert (vgl. Eisermann [2022] S. 114), darunter: 97v Er Georg Hofmann Löhner mpp / Coburgk / a. [oder ao] 1.5.97. Erster Nachweis der Handschrift in Gotha durch Bibliothekar Friedrich Jacobs (Direktor von 1810 bis 1841).

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 103 Blätter (nach Bl. 52 und 90 jeweils ein Blatt ohne Textverlust ausgeschnitten, hinzugefügt wurden Bl. 20, 45, 57 mit Teilen von Bild 9, 24, 31; vgl. Eisermann [2022] S. 108), 305 × 210 mm, Bastarda, eine Hand (dieselbe wie in Nr. 100.6.2.), einspaltig (10r untere Hälfte: zweispaltige Teilnehmerliste, 96va–97va dreispaltiges arabisch-deutsches Wörterverzeichnis), 28–40 Zeilen, rote Auszeichnungsschrift und z. T. Schriftbänder für die Bezeichnung von Orten, neue Abschnitte durch vier- bis neunzeilige Initialen und Cadellen in Blau und Rot (83v Grün) markiert (Cadelle zu Beginn des Textes nahezu identisch mit der in Nr. 100.6.2.), auf 97v wird auf einem Schriftband die Jahreszahl MCCCLXXXVI durch Ornament- und Werkzeugformen gebildet, Tau und Kreuze in roter Tinte, Rubrizierung.

Schreibsprache:

schwäbisch-südalemannisches Übergangsgebiet.

II. Bildausstattung:

48 kolorierte Federzeichnungen, darunter auch das Wappen (96r), hinzu kommen sechs Alphabete verschiedener Sprachen. Eine Werkstatt (die auch Nr. 100.6.2. bebildert hat, die als Vorlage diente).

Format und Anordnung:

Die Bilder variieren in der Größe, nur wenige Illustrationen sind halb- (23r, 30v, 71r) oder ganzseitig (30r, 40r, 47v, 51r, 53r, 69r, 84r, 85r, 96r). Die meisten Abbildungen erstrecken sich über eine Doppelseite hinweg, v. a. die zahlreichen Stadtansichten, aber auch das Schiff der Reisegesellschaft (10v–11r) oder die fremden Tiere (34v–35r). Gegenüber Nr. 100.6.2. sind kleinere Illustrationen eingefügt worden, die eine Spalte breit und nur wenige Zeilen hoch sind und die spezifische Details (31r Olivenzweig, 39v eine zerfallene steinerne Brücke, 71r Heiliges Grab) oder fremde Völker zeigen. Die Bilder sind so in den Text eingefügt, dass man beim Lesen die Begebenheiten der Reise direkt nachvollziehen kann. Außerdem sind die Stadtansichten meist mit Inschriften versehen, die wichtige Orte innerhalb der Stadt kennzeichnen. Zusätzlich sind die Städte durch ihre jeweiligen Wappen identifiziert, die über den Orten schweben.

Bildaufbau und -ausführung:

Die Gebäude und Städte sind von oben zu sehen, wobei der Betrachter einen erhöhten Standpunkt außerhalb der Stadtmauer einnimmt. Durch die hohen Horizontlinien wirken die Städte aufgeklappt. Man blickt auf eine weite Landschaft, die nach hinten verblaut wird. Dabei deuten insbesondere blaue Punkte Baumreihen in der Ferne an. Diese Art der Raumdarstellung findet sich ebenso in Nr. 100.6.2. wieder. Auch die Farbpalette ist ähnlich, wobei in Gotha stärkere Umrisslinien auffallen.

Bildthemen:

siehe Denke (2011) S. 483–508: mit Konkordanz zu Nr. 100.6.2. und im Vergleich mit dem gedruckten Reisebericht von Bernhard von Breydenbach, der nicht immer exakt kopiert wurde (Mainz: Erhard Reuwich, 11.2.1486; GW 5075). Im Gegensatz zu den praktisch menschenleeren Abbildungen in der Karlsruher Handschrift wird eine Vielzahl an Figuren dargestellt. Fremde Völker werden gezeigt (diese Illustrationen kopierte man hauptsächlich aus dem Reisebericht von Bernhard von Breydenbach) und ihre Rituale (z. B. 30r griechisch-orthodoxe Messe); viele Orte sind mit großen Menschenmengen besiedelt (Betende, Reiter, Krieger etc.; auf 54r Hirten mit Kamelherde). Neben den fremden Völkern werden Alphabete in der jeweiligen Sprache wiedergegeben, außerdem sind die in Reiseberichten (vgl. Nr. 100.3.1. und künftig Nr. 107.) typischerweise anzutreffenden fremden Tiere auf einer Doppelseite zu sehen (34v–35r, diese zum Teil aus Bernhard von Breydenbach).

Auch in dieser Handschrift ist wie bei Nr. 100.6.2. vereinzelt das Interesse an Ruinen zu erkennen. Auf 39v wird eine zerfallene steinerne Brücke bei Constantina zusätzlich zur Stadtansicht herausgegriffen und dargestellt. Allerdings sind hier sämtliche Orte und Gebäude in einem weniger zerfallenen Zustand abgebildet und vor allem mit ihren Bewohnern gezeigt, so dass sich eher ein Interesse an fremden Sitten, Völkern und Tieren offenbart, das auch im Text wiederzufinden ist (siehe Einleitung zur Untergruppe 100.6.).

Farben:

Rot-, Blau-, Grün-, Grau- und Brauntöne; daneben kräftige rote und wenig gelbe Akzente.

Literatur:

Eisermann (2022) S. 108–116. – Betschart (1996) S. 300–309; Denke (2011) S. 98–101. Siehe auch Nr. 100.6.2.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus; Manuscripta Mediaevalia.

Abb. 7: 53r. Moschee mit Reinigungsbrunnen bei Ramla.

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Abb. 7.