100.3. Niccolò da Poggibonsi, ›Libro d’Oltramare‹, deutsch
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 10
Bei der Londoner Handschrift Egerton 1900 (Nr. 100.3.1.) handelt es sich um einen Pilgerreiseführer für Gabriel Muffel. Der Text geht auf eine anonyme deutsche Übersetzung des italienischen Pilgerberichtes von Niccolò da Poggibonsi, des ›Libro d’Oltramare‹, zurück. Der Franziskaner war 1346 bis 1350 nach Jerusalem und zum Berg Sinai gereist und hatte seinen Pilgerbericht wohl von Anfang an mit Illustrationen konzipiert. Damit hätte er den ersten bebilderten Pilgerreiseführer in einer Volkssprache geschaffen (
In der deutschen Übersetzung des ›Libro d’Oltramare‹, die einzig im Pilgerbuch von Gabriel Muffel erhalten ist (London, Egerton 1900; Nr. 100.3.1.), gibt es Verweise auf die Stadt Passau. Daher kann man davon ausgehen, dass die Übersetzung ursprünglich dort erfolgte. Da allerdings die Hinweise auf Passau in Muffels Exemplar fehlerhaft sind, ist Passau als Entstehungsort der Handschrift auszuschließen (
Muffel reiste mit Gabriel Tetzel im Gefolge des böhmischen Barons Leo de Rozmital durch Europa; letzterer machte bereits in Venedig wieder kehrt. Am Ende des Codex wird Muffels Anwesenheit im Heiligen Land für das Jahr 1464 festgehalten (156r): anno 1464 die octauo decembris iuit ad terram sanctam gabriel muffel filius minor nicolai muffell. Außerdem wird sein Name im Verzeichnis der Nürnberger aufgeführt, die am Heiligen Grab zum Ritter geschlagen wurden (