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100.6.2. Karlsruhe, Badische Landesbibliothek, Cod. St. Peter pap. 32

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 10

Datierung:

Um 1490.

Lokalisierung:

Bodenseegebiet (wohl Konstanz).

Besitzgeschichte:

Auftraggeber der Handschrift war Konrad Grünemberg (sein Wappen auf 50v). Nach Niebler (1969, S. 51) war auf dem heute abgelösten hinteren Spiegel zu lesen: Emit Reverendissimus ac Amplissimus D. D. Philippus Jacobus Monasterii S. Petri in nigra Silva Abbas. Anno 1764. Die Handschrift wurde demnach unter Abt Steyrer für das Benediktinerkloster St. Peter im Schwarzwald erworben. Nach der Aufhebung des Klosters 1806 kam sie in die Hofbibliothek nach Karlsruhe.

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, I + II + 53 + I Blätter, 320 × 215 mm, Bastarda, eine Hand (dieselbe wie in Nr. 100.6.1.), einspaltig, 32–36 Zeilen, zahlreiche rote, blaue, gelbe, selten grüne Initialen und Cadellen über drei bis sieben Zeilen, Rubrizierung (v. a. Tau, Kreuze, Bildbeischriften).

Schreibsprache:

schwäbisch-südalemannisches Übergangsgebiet.

II. Bildausstattung:

31 kolorierte Federzeichnungen, darunter auch das Wappen (50v). Die Bilder auf der Doppelseite 33v (Reinigungsbrunnen) bis 34r (Moschee bei Ramla) werden hier als eine zusammenhängende Abbildung gezählt. Eine Werkstatt (die auch Nr. 100.6.1. bebildert hat, der Karlsruhe als Vorlage diente).

Format und Anordnung:

Die Bilder variieren in der Größe, nur wenige Illustrationen sind halbseitig (30v, 35r, 47r, 47v, 50v). Einzelne Gebäude nehmen für gewöhnlich eine Seite ein (z. B. 5r Markusdom, 44r Grabeskirche). Die meisten Abbildungen erstrecken sich über eine Doppelseite hinweg, v. a. die zahlreichen Stadtansichten, aber auch das Schiff der Reisegesellschaft (5v–6r). Die Bilder sind so in den Text eingefügt, dass man beim Lesen die genannten Reisestationen betrachten und mit dem Auge durchschreiten kann. Außerdem sind die Ansichten meist mit Inschriften versehen, die wichtige Orte innerhalb der Stadt kennzeichnen. Zusätzlich sind die Städte durch ihre jeweiligen Wappen identifiziert, die über den Orten schweben.

Bildaufbau und -ausführung:

Der Betrachter nimmt in der Regel einen erhöhten Standpunkt ein, so dass die Gebäude und Städte von oben zu sehen sind (von der Seite z. B. der Markusdom 5r). Die Städte erstrecken sich bis weit in die Landschaft, die nach hinten verblaut wird, wodurch ein tiefer Raum entsteht (ebenso in Nr. 100.6.1. zu beobachten). Durch die hohen Horizontlinien wirken die Städte aufgeklappt. Im Vordergrund der Städte fließt Wasser, über das Schiffe ankommen. Es sind praktisch keine Menschen zu sehen (größere Figuren z. B. die Pilger auf dem Schiff 5v und Verkäufer bei Salina auf Zypern 24v), selten deutet die Umrisszeichnung einer Figur die Größenverhältnisse an. Hierin sind die Darstellungen der menschenleeren Städte und Schiffe im ›Libro d’Oltramare‹ (siehe Nr. 100.3.1.) vergleichbar.

Bildthemen:

mit Konkordanz zu Nr. 100.6.1. siehe Denke (2011) S. 483–508. Es ist auffällig, dass die Ansicht des Markusdoms (5r) und das türkische Schiff vor Modon (50r) in Nr. 100.6.1. nicht übernommen wurden. Dafür wird dort die Stadtansicht von Venedig (Gotha 7v–8r) gezeigt und eventuell als Ersatz für das türkische Schiff, jedoch an anderer Stelle, die türkischen Reiter (Gotha 23r). Beide Motive sind Kopien aus dem gedruckten Reisebericht von Bernhard von Breydenbach (Mainz: Erhard Reuwich, 11.2.1486; GW 5075).

Ungewöhnlich für dieses Bildprogramm ist das Fehlen von Tier- und Pflanzendarstellungen sowie fremden Alphabeten und Völkern (vgl. Nr. 100.3.1. und Nr. 107.), die in der Gothaer Handschrift ergänzt wurden. Einzige Ausnahme bilden die anguri oͤpffel (Wassermelonen), die auf einem Hügel vor einer Moschee wachsen und die extra im Bild beschriftet wurden (34r). Der Schwerpunkt der Illustrationen liegt deutlich auf Gebäuden und Stadtansichten. Eine Besonderheit ist hierbei die detaillierte Darstellung von Ruinen (z. B. 25v Constantina, 35r Emmaus, 47r Bethlehem, 47v Haus des Zacharias). Im Vergleich dazu werden in der Gothaer Handschrift die Gebäude in weniger ruinösem Zustand dargestellt.

Eine ausführliche Beschreibung der Abbildungen geben Reichert/Denke (2015, S. 44–75).

Farben:

Blau-, Grün-, Grau- und Brauntöne; daneben kräftige rote und wenige gelbe Akzente.

Faksimile:

Reichert/Denke (2015) [Reproduktion der Handschrift mit Kommentar und Übersetzung].

Literatur:

Niebler (1969) S. 50f. – Betschart (1996) S. 300–309; Timm (2006) S. 91–93 u. ö.; Denke (2011) S. 93–98; Welterfahrung und Innovation (2015) S. 12–17.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 8: 33v–34r. Moschee mit Reinigungsbrunnen bei Ramla.

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Abb. 8.