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100.3. Niccolò da Poggibonsi, ›Libro d’Oltramare‹, deutsch

Bearbeitet von Pia Rudolph

KdiH-Band 10

Bei der Londoner Handschrift Egerton 1900 (Nr. 100.3.1.) handelt es sich um einen Pilgerreiseführer für Gabriel Muffel. Der Text geht auf eine anonyme deutsche Übersetzung des italienischen Pilgerberichtes von Niccolò da Poggibonsi, des ›Libro d’Oltramare‹, zurück. Der Franziskaner war 1346 bis 1350 nach Jerusalem und zum Berg Sinai gereist und hatte seinen Pilgerbericht wohl von Anfang an mit Illustrationen konzipiert. Damit hätte er den ersten bebilderten Pilgerreiseführer in einer Volkssprache geschaffen (Moore [2009] S. 409f.). Erst Anfang des 21. Jahrhunderts wurden von Moore vier illustrierte Handschriften des ›Libro d’Oltramare‹ entdeckt, drei in der Nationalbibliothek Florenz (II. IV. 101, Ms. Panciatichi 78 und Ms. Panciatichi 79) und eine in der Spencer Collection der New York Public Library (Ms. 62). Zuvor war man davon ausgegangen, dass nur die deutsche Übersetzung bebildert war und diese für den italienischen Druck zurück übertragen wurde. Die Neufunde machen deutlich, dass die italienischen Versionen die Grundlage bilden für die Illustrationen von Nr. 100.3.1. (größte Übereinstimmung mit New York, Ms. 62) und den gedruckten Pilgerreiseführer Viazo da Venesia al sancto Iherusalem (Bologna: Giustiniano da Rubiera, 1500), wie Moore aufzeigt. Dass es sich bei den illustrierten Handschriften um Vorlagen für den gedruckten Reiseführer von Bernhard von Breydenbach (1486) handeln würde, wie häufig zu lesen ist, kann nach Moore nicht bestätigt werden. Ausführlich zu den Zusammenhängen: Moore (2009) und Moore (2013).

In der deutschen Übersetzung des ›Libro d’Oltramare‹, die einzig im Pilgerbuch von Gabriel Muffel erhalten ist (London, Egerton 1900; Nr. 100.3.1.), gibt es Verweise auf die Stadt Passau. Daher kann man davon ausgehen, dass die Übersetzung ursprünglich dort erfolgte. Da allerdings die Hinweise auf Passau in Muffels Exemplar fehlerhaft sind, ist Passau als Entstehungsort der Handschrift auszuschließen (Cossar [1985] S. 14–17). Das Pilgerbuch für Muffel (Nr. 100.3.1.) entstand wohl in dessen Auftrag vielmehr in seiner Heimatstadt Nürnberg und war für ihn als Reiseführer bestimmt.

Muffel reiste mit Gabriel Tetzel im Gefolge des böhmischen Barons Leo de Rozmital durch Europa; letzterer machte bereits in Venedig wieder kehrt. Am Ende des Codex wird Muffels Anwesenheit im Heiligen Land für das Jahr 1464 festgehalten (156r): anno 1464 die octauo decembris iuit ad terram sanctam gabriel muffel filius minor nicolai muffell. Außerdem wird sein Name im Verzeichnis der Nürnberger aufgeführt, die am Heiligen Grab zum Ritter geschlagen wurden (Huschenbett [1987] Sp. 970; in der Forschung besteht Uneinigkeit darüber, ob Muffel überhaupt im Heiligen Land war: Cossar [1985] S. 3; Betschart [1996] S. 278).

Editionen:

Cossar (1985).

Literatur zu den Illustrationen:

Betschart (1996) S. 278–288; Moore (2009); Moore (2013).