87.6.1. Erlangen, Universitätsbibliothek, MS.B 36 (früher MS 1708)
Bearbeitet von Pia Rudolph
KdiH-Band 9
Um 1489–1491.
Schwaben (wohl Augsburg).
Zur Herkunft der Handschrift ist nichts bekannt.
Zur Handschrift siehe auch Nr. 11.4.15.
Papier, 133 Blätter, 196 × 150 mm, Bastarda, eine Hand, hanns streller (131v u. ö.), einspaltig, 26–32 Zeilen, etwa acht- bis zehnzeilige Initialen mit Mustern und Ranken (1v, 3r, 5r, 8r, 118r, 130r), eine Seite mit Ornamentmotiven (10r), 17-zeilige D-Initiale mit Drachen im Buchstabenkörper, innerhalb der Initiale eine Burg (39r), 30-zeilige I-Initiale mit Spruchband (Neujahrswunsch, 131r), des Weiteren einfachere Initialen z. T. mit angedeutetem Fleuronné und Gesichtern.
schwäbisch.
Über 40 wenig oder nicht kolorierte Federzeichnungen, fünf Bildlücken. Ein Zeichner, der sich u. a. an schwäbischen Holzschnitten orientierte (einzelne Nachweise bei
Aufgrund der großen Diversität der Bilder ist das Programm der Handschrift nicht gut zu erfassen. Die Formate reichen von ganzseitig bis hin zu Randzeichnungen, viele Darstellungen sind gerahmt. Die meisten Illustrationen haben einen direkten Textbezug, bei manchen Abbildungen ist der Bezug zum Inhalt völlig unklar. Thematisch erstreckt sich das Programm von höfischen über medizinische bis zu sakralen Bildthemen. Dadurch erschließt sich der Auswahlprozess des Auftraggebers nicht. Der durchaus geschickte Zeichner (siehe beispielsweise auf 3v die Drehungen und Verkürzungen beim Hirsch) hat manche Abbildungen direkt von Holzschnitten übertragen, wodurch sich sein Stil je nach Vorlage ändert. Da wenig oder keine Farbe zum Einsatz kommt, erinnern nahezu alle Darstellungen an Holzschnitte.
Ganzseitig: 1r Liebespaar (orientiert an Stichen des Hausbuchmeisters), am Hosenbein des Mannes ein Band mit den Buchstaben AM (eine Signatur des Zeichners?), darüber und darunter ein C und ein I (für den Namen der Frau?), Widmungsbild?; 4r Arzt bei der Harnschau, daneben stark vergrößert: ein Nuppenglas, ein Zinnkrug und Instrumente für einen Einlauf im Text zu den gebrannten Wassern.
Nimmt die Höhe des Schriftspiegels ein und ein Drittel der Breite: 34r Frau mit Schale (darin steht: von der arztnei) und Becher in der Hand (Personifikation der Medizin? vgl. New York, The Pierpont Morgan Library, M.900, 119r) beim Text zu den Harnfarben.
Halbseitig: 54v fünf Vögel beim Text zum Vogelfang; 106v Martyrium des hl. Sebastian, darunter ein Gebet an den Heiligen zum Schutz vor der Pest.
13–15 Zeilen hoch, etwa ein Drittel des Schriftspiegels breit: 108r thronender König als Ain maýster?; 113r Gelehrter mit Blume zur gold wurtz (Lilie).
93r vier gerahmte Bildlücken, nehmen nebeneinander die Breite des Schriftspiegels ein, etwa quadratisch angelegt: zum Text von den vier Elementen.
Kleinformatige Darstellungen, drei bis zehn Zeilen hoch: 3r Hirsch zum Hirschzungenwasser; 28v–30r zwölf Tierkreiszeichen, siehe Nr. 11.4.15.; 58r–65v vier Darstellungen von Meistern und König Salomo, von denen auch im Text die Rede ist (Gestalt auf 65v unfertig), sowie 94r eine Bildlücke im gleichen Format, daneben: maister ipocras; 109r Rose zum Rosenwasser; 121r Ochse zur Ochsenzunge; 129r ein Fisch beim Text zum Fisch; 129v Nessel beim Text zur Nessel.
Randzeichnungen: 113v Schlange zur nautter wurtz, die gegen Schlangengift helfen soll; zum Text zu Augen und Salben: 115v Augen und ein Salbgefäß, 116r Augen und Vogel, 119v Salbgefäß; 121r Hand und Fuß (Textbezug unklar) sowie eine Eichel beim Text zur Eichel; 129r ein Ring beim Text zum Ring.
Unklarer Textbezug:
- Darstellung von drei Jünglingen in etwa gleicher Größe, ein Drittel des Schriftspiegels breit und ca. 17 Zeilen hoch: 46r am Beginn des ›Arzneibuchs‹ steht ein Jüngling (die Buchstaben AM am Band um das Bein wie bei 1r), der modisch gekleidet und nicht als Autorität dargestellt ist, weshalb er nicht als König Salomo oder Ortolf von Baierland, die im Text benannt sind, identifiziert werden kann; 105r ein Jüngling beim Text zu edlen Wassern; 128r ein Jüngling beim Text zu Verbenen.
- 51r fast ganzseitig: Reitergruppe, im Hintergrund eine Jagdszene (
Lutze /Kyriss [1936] S. 143: »aus der Komposition einer Kreuzigung«) zu Neujahrsprognosen. - 52v schriftspiegelbreit, etwa ein Drittel des Schriftspiegels hoch: zwei nackte Knaben mit (leeren) Wappen und Fahnen zum Text zum Aderlass.
- 74v kleinformatig, sechs Zeilen hoch: vier Winde (?) beim Text zum Aderlass.
- 124r elf Zeilen hoch, etwa ein Viertel des Schriftspiegels breit: Vogel (Pfau?) beim Text zu Salben für Frauen.
reduzierte Farbigkeit: Brauntöne, wenig Blau und Rot.
siehe Nr. 11.4.15., ferner
Abb. 108: 4r. Arzt bei der Harnschau, daneben medizinische Geräte.