26A.14.12. London, The British Library, Add. 16579
Bearbeitet von Ulrike Bodemann
KdiH-Band 3
15. Jahrhundert (nach 1442 [
Alemannisch.
Vorbesitzer: 1558 Hans Christian von Särntheim zu Kellerburg († 1573) (Eintrag 189v: 15.M.58 praeteritum H.C.B. Serntein z. Keller. etc. 15.HC.58 B.H.N.M.V. Serntein etc.), 1588 durch Schenkung Christoph Friedrich Fiegers von Friedberg (1557–1602) an dessen angeheirateten Verwandten Christoph von Wolkenstein-Rodenegg (1560–1616) gekommen (Eintrag Vorderdeckel innen: Diss Puech ist mier Christoffen Fh zu Walkhenstain etc. von meim lieben schwager Christoff Fridechen fieger Juhnher der herschafft Tanfers(?) denn lestenn Julij des 1588 Jares verhett warden; gedrucktes Exlibris des Wolkensteiners von 1594 auf dem ersten Vorsatzblatt 1r (aus Wolkenstein-Besitz stammen drei weitere Handschriften der Chronik: Innsbruck, Universitätsbibliothek, Cod. 255, ebd., Cod. 905 und Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 33731 [Fragment]). 1847 vom British Museum bei Asher (Berlin) erworben (Eintrag 2r).
3r–181v |
Leopold von Wien, ›Österreichische Chronik von den 95 Herrschaften‹ |
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181v–189r |
Königsfelder Chronik, Auszüge 181v–182v Von küng Ottoker Tochter genant agnes ein stücklin wirdig ze wüssen. 182v–183r Von hertzog Albrecht des römischen küngs albrechts fünfter Sun wie es im vf ain mal ergieng von aine[m]vntrüw[e]n Burg[er] zu wien der in boßlich wolt ertödten. 183v–184r Von der küngin Elizabethen küng Albr[echts]des römischen küngs eliche wittwe vnd den swestern von seflingen vn[d] vo[n] de[m] Clost[er] küngsfeld[en]. 184r–184v Hie nachuolget aber etwas von dem buw daselbs. 184v–188r Von küngin Agnesen von Vngern. 188v Wenn die stat waldshut gebuwen syg. 188v Von ainem kalten winter. 189r Vonn ainem grossen stryt des selben Jars. |
Papier, 189 gezählte Blätter (moderne Foliierung bezieht zwei Vorsatzblätter ein, der ursprüngliche Buchblock umfaßt außer diesen 187 von ehemals 189 Blättern; alt in römischen Ziffern gezählt i–clxxxxix; es fehlen die Blätter li [zwischen neu 52 und 53] und clxxxiiij [zwischen neu 184 und 185], dazu 16 leere Nachstoßblätter), 275 × 188 mm, Bastarda, ein Schreiber (vermutlich ein Franziskaner), einspaltig, 21–24 Zeilen, rote Strichel, Überschriften, Unterstreichung, Caput-Zeichen, rot-blaue Lombarden über zwei bis drei Zeilen, an den Buchanfängen mehrfarbig ornamentierte Initialen über fünf bis sechs Zeilen, 23v E-Initiale über fünf Zeilen mit Schriftband Osterrich. Korrekturen von Schreiberhand.
alemannisch (mit bairisch-österreichischen Spuren).
Zwei historisierte Initialen (3r, 5r); 24 Illustrationen im Text (6v, 9r, 10r, 14r, 18r, 20v, 77r, 83r, 94v, 96v, 98v–99r, 99v, 105v, 111r, 114r, 119r, 120r, 124r, 125r, 126v, 138v, 151v, 153r, 177r); 83 von ursprünglich 85 Wappen (Herrschaft 50 [2] und 51 [2] fehlen; 24r, 24v, 25r, 26r, 26v, 27v, 28v, 29r, 29v, 31r, 31v, 32r, 32v, 33v, 34r, 34v, 35r, 35v, 36r, 36v, 37v, 38r, 38v, 39r, 39v, 40v, 41r, 42r, 43r, 43v, 44r, 45r, 45v, 46r, 46v, 47v, 48r, 48v, 49r, 49v, 50r, 50v, 51v, 52r, 52v, 53r, 53v, 54r, 55r, 55v, 56r, 56v, 57r, 58r, 58v, 59r, 59v, 60r, 60v, 61r, 61v, 62r, 62v, 63v, 64r, 64v, 65r, 66r, 66v, 67r, 67v, 68r, 68v, 69r, 69v, 70r, 70v, 71r, 71v, 72r, 72v, 73v, 80v); kolorierte Federzeichnung, ein Zeichner.
Initialen ungerahmt über sechs (3r) bzw. acht Zeilen (5r), Bilder schriftspiegelbreit, als Bildraum steht ca. die Hälfte bis die volle Höhe eines Schriftspiegels zur Verfügung, vor allem ganzseitige Bildräume werden jedoch nicht voll genutzt (96v, 99v, 126v, 177r), meist mit einfachem Pinselstrich eingefaßt (10r ungerahmt, 119r fehlt die obere Einfassung), zwischen dem Text; ohne Beischriften. Wappen halbseitig zwischen dem Text, ungerahmt, mit Bildüberschriften des Typs Frow Sanna hertzogin von Behem Erb wap[en] (29v).
Das Bildprogramm entspricht dem der Handschrift Bern, Burgerbibliothek, Cod. A 45 (Nr. 26A.14.5.), die auf die gleiche Text- und Bildvorlage zurückgeht; in der Londoner Handschrift ist es jedoch wesentlich bescheidener ausgeführt. In den beiden ungerahmten Initia- len gelingt die Integration von Bild und Buchstabe nur ansatzweise mit der Seneca-Darstellung 3r, die einfach über das S gelegt ist; der Gnadenstuhl 5r dagegen steht unverbunden neben dem I. Schilde, Helme und Helmzier anders als in Bern stets nach rechts geneigt, Schilde halbrund, leicht gebogt, Bügelhelme, Helmdecken als in stets vier Enden auslaufende Akanthusranken, Helmzier geht gelegentlich in die Helmdecke über, menschliche Helmzierfiguren dabei meist als Rumpffiguren ohne Arme. Die 24 Federzeichnungen in dilettantischer Ausführung, die Figuren ungekonnt proportioniert, in linkischer Gestik, Gesichtszeichnung auf Hakennase, Knopfaugen und (Doppel-)Strich für den Mund reduziert, in den Kampfdarstellungen sind die Personen gänzlich beziehungslos auf der Bildfläche verteilt; so auch in den einander auf einer Doppelseite 98v–99r gegenüberstehenden Darstellungen der Heere Ottokars und Rudolfs, die sich, anders als in der Berner Handschrift, nicht in Kampfbewegung einander zuwenden, sondern aus statisch aneinandergereihten und voneinander abgewandten Kämpfergruppen bestehen. Komposition gegenüber Bern stark vereinfacht, Figurengruppen sind reduziert, Landschaft und Architekturen ohne jede Raumwirkung. Linkisches Bemühen um Raumdekor verraten die ebenfalls planlos nebeneinanderstehenden Blüten und Gräser im Vordergrund des Bildes 99v (Zweikampf Rudolf–Ottokar) oder 105v (Herzog auf dem Zollstuhl). Flächige Kolorierung, nachlässig mit viel freigebliebenem Papiergrund.
Vorwiegend Schwarz, Rot, Grün, Gelb, Blau; Weiß als freistehender Papiergrund. Gold wird durch Gelb dargestellt.
Abb. 149: 77r. Kampfszene (Bruderstreit zwischen den Markgrafen Leopold und Albrecht).
Abb. 150: 83r. zwei Paare, eine Frau wird in ein Haus gezerrt (Herzog Friedrich II. nötigt Frau Brunhild, zu ihm zu kommen).