KdiH

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2.4.23. Manchester, The John Rylands University Library, German Ms. 1

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

15. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Bayern.

Besitzgeschichte:

Früher in Wigan, Bibliotheca Lindesiana, Ms. German. 8.

Inhalt:
1. 1v Alchemistische Gedichte, lateinisch und deutsch
2. 2r–6v Alchemistische Bilderreihe mit teilweise gereimten Erklärungen und Reimprolog, darunter ›Das nackte Weib‹ (2rv)
3. 7r–11r Alchemistische Bilderreihe mit Erklärungen und Prolog, am Schluß gereimt
4. 14v Alchemistische Einträge, darunter Alphabet mit alchemistischen Zeichen
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 14 Blätter, 217 ×181 mm, Bastarda, mindestens zwei Hände, mehrere Nachtragshände des 16. Jahrhunderts (1v, 14v), einspaltig, 2r zweispaltig, 29–34 Zeilen, schwarze und rote Schrift, rot durchstrichene Buchstaben, rote Überschriften.

Schreibsprache:

bairisch-österreichisch.

II. Bildausstattung:

18 kolorierte Federzeichnungen (2v, 3r, 3v, 4r, 4v, 5r, 5v, 6r, 6v, 7v, 8r, 8v, 9r, 9v, 10r, 10v, 11r, 13v), eine Haupthand, 13v wohl von anderer Hand.

Zwei D-Initialen mit einfachem Fleuronéewerk (2r achtzeilig; 7r sechszeilig, Buchstabenkörper am linken Rand in Blattranken auslaufend).

Format und Anordnung:

17 ganzseitige Illustrationen mit zahlreichen In- und Beischriften in Schwarz und Rot (auch mit Zusätzen späterer Hände), z. T. senkrecht stehend oder in Schriftbändern, auch mehrere Schriftzeilen über und/oder unter der Zeichnung; 7r halbseitig schriftspiegelbreit unter dem Textblock.

Bildaufbau und -ausführung:

Ungerahmte Federzeichnungen; oft frontalsymmetrische Kompositionen; einfache, saubere Umrißlinien, keine Strichelung, Modellierung durch verlaufende Farbtöne meist entlang der Innenränder der Körper, freigelassene Lichter. Parallele Röhrenfalten, Faltenbrüche durch kräftige Pinsellinien angedeutet. Gesichter und Körper sauber, aber steif gezeichnet, ohne Körperlichkeit, starre Bewegungen; perspektivische Darstellungen (z. B. 5v) ungeschickt.

Bildthemen:

Allegorie auf die Vollendung des alchemistischen Werks: nackte gekrönte weibliche Figur mit Fackeln in Händen auf zwei Öfen mit Destillierkolben stehend, dahinter ein Baum mit einem Vogel in der Krone sitzend, fliegende Vögel, Sonne und Mond (2v). Halbkreisförmig angeordnete Destillierkolben über einem Brunnentrog mit zinnenbekränzter Rundsäule, auf dem Brunnenrand Vögel, vor dem Brunnen zwei Löwen, links und rechts je eine Figurengruppe; dem rechten Löwen werden die Vorderpranken mit dem Schwert abgeschlagen (3r). Konjunktion: unter einem Spruchband links übereinander zwei je einen Kreis bildende, sich in den Schwanz beißende Vögel; rechts ein nacktes gekröntes Paar (Venus und Mars = Kupfer und Eisen) in einem Destillierkolben (3v). Liegender Drachen, an den Enden der beiden Schwänze ein männlicher und ein weiblicher Kopf, darüber Bügelkrone auf Sockel (4r). Luziferische Rebis-Trinität: gekrönter, geflügelter Hermaphrodit auf Drachen stehend (4v). Alchemistische Rebis-Trinität: gekrönter, geflügelter Hermaphrodit, Drachen, Sonnen- und Mondbaum (5r). Hermes Trimegistos mit Schülern: in vorne offenem gotischem Architektur-Gehäuse sitzt frontal ein in einen Kapuzenmantel gekleideter Gelehrter, der eine Tafel mit den sieben Planeten vor sich hält; darüber mit Pfeilen schießende Vögel, rechts zwei Meister, links drei Jünger der Kunst (5v). Solutio: rechts und links je ein gotisches Brunnenhäuschen, aus einem Mondkopf links und einem Sonnenkopf rechts fließt das Wasser in zwei Brunnenbecken, in denen nackte Frauen baden; zwischen den Brunnen sitzt oben auf einer Plattform eine Königin, darunter eine männliche Figur (6r). Allegorie auf die Vereinigung der Gegensätze oder der sieben Elemente: zwei Wappenschilde mit Drachen und Vögeln, als Zimiere links eine nackte Frau mit Sonne und Mond in den Händen, rechts eine Königin in Flammenglorie (6v). Rechts ein Ofen mit drei Kolben, links die Schlange (als gekröntes Weib), die Adam die Lanze in die Brust stößt, dazwischen Eva (7v). Auf geradem Bodenstück gekrönter Hermaphrodit mit Zepter (8r). Forma speculi trinitatis: gekrönter Adler mit drei Vögeln (8v). Marienkrönung, darunter Maria mit Schmerzensmann hinter Adler im Wappenschild, in den Ecken die vier Evangelistensymbole (9r). Auf einem Drachen sitzend ein zweiköpfiger Adler, darum kreisförmig angeordnet sechs Planeten, mit Merkur im Zentrum durch Strahlen verbunden (9v). Flos sapientium: der sich in den Schwanz beißende Drache Urobos im Kreis, aus dem eine Blume mit drei Blüten wächst, unten Mond, Sonne und Stern (10r). Gekrönte weibliche Figur auf zwei kleinen, geflügelten Brunnenbecken stehend, die Erdscheibe und einen Drachen in den Händen haltend (10v). Alchemistische Rebis-Trinität, etwas abweichend von 5r (11r). Destilliervorgang: Ofen mit drei Kolben (13v).

Eine ikonographische Übereinstimmung des gesamten Bilderzyklus bis auf geringe Abweichungen in der Reihenfolge mit Basel, L IV 1, S. 263–297 (Nr. 2.4.3.), und mit Leiden, Cod. Voss. Chym. F 29, 89r–96r (Nr. 2.4.16.). Die im vorliegenden Manuskript wohl von einer Nachtragshand stammende Darstellung eines Destilliervorgangs 13v ist in Basel, S. 271, in den Zyklus integriert. Die Illustrationen 4v, 5r, 7v, 8v, 9r und 11r sind eng mit der Ikonographie des ›Buchs der heiligen Dreifaltigkeit‹ (2.1.) verwandt.

Farben:

Rot, Blau, Grün, Gelb, Hellbraun.

Literatur:

Priebsch 1 (1896) Nr. 186. – Joachim Telle in 2VL 6, Sp. 849–852.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 24: 3r. Vollendung des alchemistischen Werks (Destillierkolben und Vögel über einem Säulenbrunnen).

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Abb. 24.