9.1.4. Cambridge (Massachusetts), Harvard University, Houghton Library, MS Ger 74
Bearbeitet von Norbert H. Ott
KdiH-Band 1
1444–1446.
Ostfranken, vielleicht Nürnberg (Teil IV). 1458–1476. Schwäbischalemannisches Grenzgebiet und Ostschwaben (Teile I–III).
Die vier Teile der Handschrift wurden mit erheblichen Blattverlusten noch im 15. Jahrhundert zusammengebunden; zahlreiche Nachträge von insgesamt neun Händen des 15. und 16. Jahrhunderts lassen auf häufigen Besitzerwechsel oder auf eine hausbuchartige Benutzung durch mehrere Generationen schließen. 1954 aus Mailand vom Antiquariat William H. Schab, New York, gekauft, 1955 von der Houghton Library erworben.
40r–40v | ›Die Greisenklage‹ |
Papier, 71 Blätter, Blattverluste, 204 × 149 mm, Bastarda, fünf Hände (I: 3r–11v, 18r–33v, 34v–40v; II: 1r–2v, 10v–11v [Korrekturen], 12r–15v, 33v–34r; III: 42r–51v; IV: 53r–55r; V: 62r–71r) und neun Nachtragshände des 15. und 16. Jahrhunderts; einspaltig, 20–32 Zeilen, rote Strichelung, Überschriften und Unterstreichungen, einfache rote Initialen, keine Rubrizierungen in den von den Händen II und V geschriebenen Teilen.
schwäbisch (Hand IV), schwäbisch mit alemannischen Einschlägen (Hände I und II), ostschwäbisch (Hand III), nordbairisch-ostfränkisch (Hand V).
Eine kolorierte Federzeichnung zur ›Greisenklage‹ (40r); sechs weitere, teilweise kolorierte Federzeichnungen (1r oben rechts am Blattrand lineare Zeichnung einer Hand, die einen Trinkbecher hält, zu Hans Rosenplüts Weingruß Nun grieß dich got du edels getranck; 22r–23r vier Zeichnungen in brauner und roter Feder jeweils am rechten Blattrand zum ›Schwäbischen Weihnachtsspiel‹ [22r Praecursor in kurzem Rock mit Federhut und Heroldsstab auf hohen Holzschuhen; 22v Kaplan mit Krummstab und gesiegeltem Brief; 23r oben Isaias, den rechten Arm ausstreckend, über der Brust Schriftband mit Inschrift Ecce uirgo con; 23r unten Engel mit ausgebreiteten Flügeln]; 30v mit dem Lineal gezeichnete Geißel, unkoloriert, ganzseitig, Beischriften mit Farbangaben: der zwifel strick ain tail rot vnd guldin der ander tail ytel gold, die stang swartz vnd rot).
Illustration zur ›Greisenklage‹ links im ausgesparten Schriftraum, ungerahmt, doch rahmenartig senkrecht am linken Bildrand und an der Oberkante des Schriftspiegels Textzeile: wie gern wir nu werden alt/wann es dann kommet so ist eß zebald. Alter Mann mit schwarzem Bart in bäuerlicher Kleidung (kurzer Rock, Mütze, in Stiefeln steckende Hosen), am Gürtel ein Messer, in der linken Hand ein Rosenkranz, die rechte auf einen Stock gestützt, auf gestricheltem, unkolorierten Bodenstück nach links gehend. Nur Umrißlinien, eckiger Faltenbruch, unsicher gezeichnete Hände. Kolorierung in Rot und laviertem Sepia. Gleiche Hand wie die vier Illustrationen zum ›Schwäbischen Weihnachtsspiel‹.
Rot, Sepia. (22r–23r nur Orange für Inkarnat.).