KdiH

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2.4.4. Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Ms. germ. quart. 848

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 1

Datierung:

1. Viertel 16. Jahrhundert.

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Aus dem Besitz des Direktors der Kgl. Preußischen Porzellanmanufaktur, Georg Friedrich Christoph Frick (1781–1848), 1873 von der Kgl. Bibliothek erworben.

Inhalt:
1. 1r–49v ›Aurora consurgens‹, deutsch
2. 51r–61r Ps.-Albertus Magnus, ›De alchimia‹, deutsch,
daran anschließend kleinere Texte über Farben, Quecksilber etc.
3. 63r–70v ›De natura solis et lunae‹, deutsch
4. 71r–72r ›Putrefactio, das ist die feulung‹
5. 72r–77v Michael Scotus, ›De transmutatione metallorum‹, deutsch
6. 78r–82r Ortulanus, ›Uber die ußlegung der heimligheit Hermetis‹
7. 82v–86r Geber, Auszüge aus ›De inventione veritatis‹ und der ›Summa perfectionis magisterii‹, deutsch
8. 86r–97v Auszüge aus dem ›Thesaurus philosophiae‹, deutsch
I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 96 Blätter (von den 99 gezählten Blättern fehlen drei), 210 × 150 mm, Fraktur, eine Hand, einspaltig, 32 Zeilen, rote Kapitelüberschriften und Initialen, rote Foliierung, Strichelung, gegen Ende der Handschrift fehlend.

II. Bildausstattung:

31 Deckfarbenminiaturen zu Text 1 (Iv, 4r, 6r, 7v, 8v, 9v, 10v, 13r, 16r, 18r, 20v, 22r, 23v, 24v, 25v, 27v, 28v, 29r, 30v, 31v, 32r, 34v, 35v, 36v, 37v, 39r, 39v, 40v, 45v, 47v, 50r), eine Hand.

Zwei Initialen (1r, 51r) zu Beginn der Texte 1 und 2: Auf quadratischer gerahmter Fläche von zehn Zeilen Höhe aus Akanthusblättern und Blüten gebildeter Buchstabenkörper. 72r und 86r sechszeilige quadratische Leerräume für Initialen zu Beginn der Texte 5 und 8.

Format und Anordnung:

Stets textspiegelbreite, gerahmte Miniaturen, querrechteckig, quadratisch und hochrechteckig, 2/5–3/5, oft 1/2 Schriftraumhöhe (65–110 × 100 mm), drei ganzseitige Miniaturen (Iv, 4r, 7v), 6r kreisförmig. Die Bilder, meist am Kopf oder am Fuß der Seite, seltener in der Seitenmitte zwischen dem Text, stehen stets am Anfang des Kapitels, das sie illustrieren, nur 10v innerhalb des Textes.

Bildaufbau und -ausführung:

Schmaler, von doppelter Linie eingefaßter farbiger Rahmen. Die Szenen spielen meist auf einem grasbewachsenen Bodenstück vor einem unbestimmten, aus einer abgestuften Farbfläche gebildeten, in die Tiefe gehenden Raum, zuweilen durch bizarre Felsbildungen oder Bäume im Vorder- und Mittelgrund belebt. Gut proportionierte, meist schlanke Figuren mit geschmeidigen Bewegungen; Röhrenfalten, weicher Faltenwurf, modische Frisuren. Die wenigen Architekturdarstellungen von guter Perspektive. Bemerkenswerte Aktdarstellungen: plastisch geformte, bewegte Körper. Glaskolben von vorzüglicher Plastizität und durchsichtiger Wirkung. Flächiger Farbauftrag in weichen Abstufungen, Grashalme u. a. mit feinen Pinselstrichen aufgesetzt.

Der Bilderzyklus folgt – wie der gesamte Textbestand der Handschrift – sehr eng dem lateinischen Codex Zürich, Zentralbibliothek, Cod. Rh. 172. Möglicherweise italienische Vorbilder, besonders in der modischen Akzentuierung der Personendarstellung. Qualitätvolle und geschickt gemalte Miniaturen mit einem den ›Splendor Solis‹-Illustrationen vergleichbaren Repräsentationsanspruch.

Bildthemen:

Allegorische Darstellungen alchemistischer Prozesse, so u. a.: Hermaphrodit im Adlernest mit einem Adler auf den Schultern (Iv: Titelminiatur); der Weise mit der Flasche (4r, vgl. dazu auch Nr. 2.3.: ›Splendor Solis‹); Planetenrad (6r); Trinität, drei Vögel im Kolben (9v); Vögel mit Armbrüsten über einer Säulenhalle (13r); gekrönte Frau in einem Bottich über Feuer (16r); ein nacktes Paar auf einem Bett im Wald (18r); Lanzenturnier zwischen Sol und Luna (22r); Tierkreiszeichen um eine sitzende Person (23v); zwei Männer trinken an den Brüsten einer gekrönten Frau, der Mutter Alchemie (25v); eine sitzende nackte Person reicht einer zweiten ein Herz: Vergleich der Alchemie mit den menschlichen Organen (31v); Vogel mit Schlangenschwanz und zerstückelte Schlange (32v); Schlange, am Himmel fünf nackte Kinder (35v); Vogel im Nest und Bergleute (37v); Münzenschläger (39r); Baum mit Krone um den Stamm, daneben ein Mann im Garten (39v); Frau auf Mond stehend (45v); zwei Vögel im Kolben, daneben ein geflügeltes Mischwesen mit Schwert und Pfeil (47v); zwei Ritter töten einen Drachen (50r). Vgl. zu dieser Bilderfolge auch Nr. 2.4.16.

Farben:

Grün, Blau, Zinnober, Rosa, Grauweiß, Gelb in verschiedenen Ausmischungen.

Literatur:

Degering 2 (1926) S. 147f. – Otto Behrendsen: Darstellungen von Planetengottheiten an und in deutschen Bauten. Straßburg 1926 (Studien z. deutschen Kunstgesch. 236), Taf. 8–10; (Iv, 23v, 6r, 9v, 22r, 45v, 47v); Ploss u. a. (1970) S. 211, Abb. S. 22 (34v, 50r); Zimelien (1975) Nr. 120.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 18: Iv. Hermaphrodit im Adlernest.

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Abb. 18.