KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

38.2. Anonymus, ›Gladiatoria‹

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Vollständige Überlieferungen der ›Gladiatoria‹ umfassen über 100 jeweils mit Beitexten versehene Abbildungen. Zu den festen Bestandteilen gehören vier umfangreichere Komplexe: 1. Der Kampf zu Fuß im vollen Harnisch mit Spieß, Tartsche, Schwert und Dolch; meist sind sämtliche Waffen gleichzeitig abgebildet, einige davon werden weggeworfen, liegen auf dem Boden und werden in verschiedenen Stadien des Kampfes wieder aufgenommen. 2. Der Kampf zu Fuß im vollen Harnisch mit den langen Schwertern, einschließlich Ringen. 3. Der Kampf zu Fuß im vollen Harnisch mit dem Dolch. 4. Zuletzt stehen mehrere Varianten zum Festhalten des zu Boden geworfenen Gegners mit dem Anbringen des tödlichen Dolchstoßes. Einzelteile können wegfallen oder anders gegliedert werden.

Nahezu vollständige Überlieferungen liegen in zwei Handschriften vor (Nr. 38.2.2. und 38.2.4), zu denen vermutlich noch eine verschollene Überlieferung hinzuzuzählen wäre (Nr. 38.2.1.). Nur wenige Bestandteile, z. B. die Varianten zum Halten und Töten, fehlen in zwei weiteren Handschriften (Nr. 38.2.5. und Nr. 38.2.6.), während die relativ späte Fassung im ehemals Donaueschinger Fechtbuch (Nr. 38.2.3.) nur einen kurzen Auszug überliefert. Die zugehörigen Texte fehlen in zwei Handschriften ganz (Nr. 38.2.3. und Nr. 38.2.5.), eine weitere Handschrift besitzt zwar knappe Beitexte, die jedoch mit dem ursprünglichen Text nichts gemein haben (Nr. 38.2.6.).

Die Überlieferung beginnt noch kurz vor Talhoffers Fechtbüchern um 1430; bis um 1450 entstehen drei Handschriften (Nr. 38.2.2., Nr. 38.2.4., Nr. 38.2.5.), und auch die weitere Überlieferung liegt noch vor 1500. Im 16. Jahrhundert leben einzelne Abbildungen aus der ›Gladiatoria‹ fort, werden jedoch in neue Kontexte übernommen. Besonders in den sämtlich aus Augsburg stammenden Handschriften von Jörg Wilhalm und Paulus Hector Mair finden sich kleinere oder größere Entlehnungen aus der ›Gladiatoria‹ (Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.6.4º5 [Nr. 38.7.3.], München, Staatsbibliothek, Cgm 3711, bes. 52r–58v [Nr. 38.7.4., ähnlich auch Nr. 38.7.5.], Dresden, Sächsische Landesbibliothek, C 93/94 [Nr. 38.8.3.], Wien, Nationalbibliothek, Cod. 10825/10826 [Nr. 38.8.4.] und Augsburg, Stadtarchiv, Reichsstadt, Schätze 82 [Nr. 38.8.1.]).

Die drei ältesten Überlieferungen stammen aus dem süddeutschen Raum und sind möglicherweise auf eine Wiener Werkstatt zurückzuführen (38.2.1., 2. u. 4.); Übereinstimmungen einzelner Zeichner und Schreiber lassen eine arbeitsteilige Werkstattproduktion erkennen. Damit korrespondiert auch das vergleichsweise hohe Niveau jener Zeichnungen. Die Rüstungen sind überaus sorgfältig und detailreich gestaltet, die Kämpfer tragen wehende, schalartige Waffenröcke mit differenziertem Faltenwurf; Rasengrund mit naturalistischem Pflanzenwuchs, Zierschilde in den Ecken sowie sorgfältige Disposition und Kolorierung (teils Deckfarben und Malgold) der Bilder deuten auf geübte Illustratoren. Auffällig ist auch die Verwendung von Pergament bei insgesamt vier Überlieferungen (38.2.1.2., 4.5.).

Editionen:

Hans Peter Hils: »Gladiatoria«. Über drei Fechthandschriften aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Codices Manuscripti 13 (1987), S. 15–31 (Texte nach 38.2.2. und 38.2.4., unter Heranziehung rekonstruierter Teile von 38.2.1.).

Literatur zu den Illustrationen:

Guldolf Keil: Gladiatoria. In: 2VL 3 (1981), Sp. 48; Hans Peter Hils: »Gladiatoria«. Über drei Fechthandschriften aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Codices Manuscripti 13 (1987), S. 1–15.