38.2.3. Paris, Musée national du Moyen Âge (Musée de Cluny), Cl. 23842 (olim Donaueschingen, Cod. 862)
Bearbeitet von Rainer Leng
KdiH-Band 4/2
Ca. 1480–1500 (
Oberdeutschland.
Vorbesitzer unbekannt, bis Ende der 1980er Jahre in der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen, beim Verkauf der Bibliothek 1993 an das Land Baden-Württemberg nicht mehr unter den Donaueschinger Beständen (
1. | 12r–57v | Bildkatalog Bloßfechten zu Fuß mit dem langen Schwert |
2. | 60r–69v | Bildkatalog Bloßfechten zu Fuß mit dem langen Messer, einschließlich Ringen, nach Vorlagen von Hans Lecküchner, ›Kunst des Messerfechtens‹ in der Bearbeitung von Peter Falkner |
3. | 72r–87v | Bildkatalog Bloßfechten zu Fuß mit dem Dolch, einschließlich Ringen und Entwinden der Waffen |
4. | 95r–114v | Bildkatalog Ringen, zuletzt (114v) gegen zwei Gegner |
5. | 118r–131v | Bildkatalog Bloßfechten zu Fuß mit Buckler und dem langen Schwert |
6. | 133v–148r | Bildkatalog Kampf eines Ungewappneten gegen einen Gewappneten zu Pferd mit Spießen und Schwertern, zuletzt (146v–148r) ein ungewappneter Fußkämpfer mit Spieß gegen einen gewappneten Reiter mit Spieß oder Schwert |
7. | 149r–176r | Bildkatalog Kampf zu Fuß im vollen Harnisch mit Spießen (149r–150r) und langen Schwertern (150v–176r) mit auffälligen Parierstangen |
8. | 177r–178v | Bildkatalog Kampf zu Fuß im vollen Harnisch mit dem langen Schwert |
9. | 180r–194v |
Bildkatalog Kampf mit verschiedenen Waffen
180r Kampf zweier Männer im langen Rock mit Kukullen (Mönche?) mit Stechschild und Keulen 180v–181v Kampf mit Stechschilden und Dolchen 183r–184v Bloßfechten zu Fuß mit dem Luzerner Hammer 185r–186v Bloßfechten zu Fuß mit Streitkolben 187r Kampf im Harnisch zu Fuß mit dem Stechschild 187v–189r Kampf im Harnisch zu Fuß mit der Hellebarde, mit tödlichem Ausgang 190r–191v Bloßfechten zu Fuß mit Spießen 194r Kampf zweier Männer im Lendenschurz mit dem Rasiermesser 194v Kampf Mann gegen Frau, er in der Grube mit einer Keule, sie im langen Gewand mit einem tuchumwickelten Stein |
10. | 195r–212v | Anonymus, ›Gladiatoria‹, textloser Auszug |
Papier, 223 Blätter (moderne Foliierung mit Blei), 218 × 158 mm, nur kürzere nachgetragene Bemerkungen und Beischriften von zwei Händen in Bastarda vom Ende des 15. Jahrhunderts mit kursiven Elementen; Hand I: 12r, 13v, 15rv, 16r, 19r, 22v, 29rv, 33r, 34r, 35v, 43r, 48r, 170v, 171v, Hand II: 14rv, 16r, 17r–18r, 20rv, 22v, 27r–30r, 33rv, 36r–37v, 40v, 41r, 44r–47r, 56r, 83r, 195r; keine Lombarden, Initialen oder Rubrizierungen; lediglich 17v, 29rv und 83r Beischriften in heller roter Tinte, 195r von einer weiteren Hand Am Ander weldelß blind in Bastarda eingedrückt.
oberdeutsch, den marginalen Notizen nach eher bairisch als schwäbisch.
356 aquarellierte Federzeichnungen von zwei Zeichnern (»Swabian tradition of drawing« laut Antiquariat Dr. Jörn Günther, Nr. 25; zweifelhaft, nordbayerisch ebenfalls möglich), Zeichner I: 12r–194v, Zeichner II: 195r–212v (abweichende Aufteilung
Durchgehend 90–140 mm hohe Kämpferpaare, rahmenlos in der unteren Seitenhälfte mit spärlichen Beischriften meist am unteren Seitenrand, selten auch über den Kämpfern oder in Freiräumen der Zeichnungen zwischen oder neben den Beinen, Abbildungen innerhalb der einzel-nen Bildfolgen am unteren Seitenrand mit Buchstaben bezeichnet und teilweise lateinisch/arabisch numeriert, meist durch Beschnitt weggefallen, 46r Malan-weisung … laß als malen nach denen zetel oder nach dem durchlaufen s. im zettel.
Statisch wirkende, umrißhafte Kämpferpaare (nur 114r drei Kämpfer) mit wenig Binnenzeichnungen (lediglich die Rüstungen etwas detailierter), stereotype Gesichter, meist eng anliegende Kleidung mit leichten bis stärkeren Schraffuren und schraffierend eingesetzter Kolorierung, leichte Proportionsschwächen insbesondere bei den Ringerpaaren (überlange Arme und Hände), sämtliche Figuren auf mit scharfer Linie begrenzten und nach unten verlaufend lavierten Rasengrund gestellt, ohne Schattenwurf; in den ›Gladiatoria‹-Partien von Zeichner II gröbere bis plumpe Figuren mit zahlreichen noch sichtbaren Korrekturen, von den Schilden in den Ecken häufig einer mit der Griffseite nach vorne abgebildet.
Kompilation aus zahlreichen, meist nicht präziser faßbaren Vorlagen, Nr. 1–6 und teilweise Nr. 9 auf dem Bildbestand der Handschriften von Paulus Kal (bes. Nr. 6) und Hans Talhoffer beruhend (hierzu evtl. der Textverweis 46r maister hans haist das den ochsen); Nr. 1, 2 und 9, 133v–148r und 183r–184v vermutlich unmittelbar nach der etwa zeitgleichen und evtl. vom selben Zeichner stammenden Handschrift Peter Falkners in Wien, KK 5012 (Nr. 38.1.5., Nr. 1, 2, 7 und 9), hierzu evtl. auch die Notiz 47r hije hebendt peters stuck an die swert nehmen mit pruchen vnd ringen …; Nr. 1 und 6–9 dienten ihrerseits den verschiedenen Arbeiten Jörg Wilhalms zur Vorlage.
Rot, Rosé, Gelb, Schwarz, Grün, Ocker, Blau.
Farbabbildungen (Paris, Musée de Cluny – Musée national du Moyen Âge): 33r, 39r, 50r, 64r, 75r, 84r, 101r, 112r, 114v, 119r, 127r, 133v, 140r, 140v, 145v, 150r, 152r, 153r, 157v, 175v, 177v, 178r, 180r, 181r, 183r, 185v, 186r, 187r, 189r, 191r, 194r, 194v, 195r, 198r
Abb. 7: 142r. Ringen.
Abb. 8: 180v. Kampf mit Stechschilden.