KdiH

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11.4.37. Paris, Bibliothèque nationale de France, ms. allem. 106

Bearbeitet von Ulrike Bodemann

KdiH-Band 1

Datierung:

15. Jahrhundert (3. Viertel); 1490 (160ra); 16. Jahrhundert.

Inhalt: Astrologisch-mantische Sammelhandschrift; darin:
1. 19v–160ra ›Astrolabium Planum‹
2. 171r–174r Die vier Complexionen
Bildreihe ohne Text
3. 175ra–197vb Johannes Hartlieb, ›Mondwahrsagebuch‹
Bearbeitung
4. 198r Die Planeten und St. Michael
Bild mit Bildunterschrift
5. 202ra–205rb Von den sieben Planeten und ihren Kindern
Inc.: Saturnus ist der öberste planet ... Hessig nydig wust kalt mager gifftig grop vnd alt ... Mein kind seind siech bleich dur kalt ...
6. 205va–214ra Von den 36 Sternbildern (nach Michael Scotus)
Inc.: Hye vohent an die 36 viguren die beschribt vns der Meister ptholomeus ... Der clein bere ist wider mitternacht an dem hymel etc. Wer vnder dem grossen beren geborn wirt der wirt gar gewaltig in der welt ...
7. 217r–222r Kalender der Diözese Köln
8. 228v–246v Monatsregeln
9. 251v–254r Von den sieben Planeten
Inc.: SAturnus der oberste planete ist an syner nature kalt vnd drucken ...
10. 265v–324v Von den zwölf Tierkreiszeichen und ihrem Einfluß auf die Menschen
Inc.: Wirt eyn knabe geboren So die Sonne gat In dem wieder ... Zufugunge der zwolff zeichen. Das erste ist der wider der macht vil hares vnd ein lang redlich angesicht ... Wurt ein megtlin geborn Jm wieder Die wirt smehe ...
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 329 Blätter (Bl. 20 defekt), 265–270 × 180–185 mm, ein- und zweispaltig, Bastarda und flüchtige Kursive, drei Hände (I [3. Viertel 15. Jahrhundert]) Bl. 215–324, II [1490]: Bl. 20–214, III [16. Jahrhundert]: Bl. 1–19, 202–205 Ergänzungen, 326), rote Überschriften, passagenweise rote Unterstreichungen, Lombarden, Strichel, 20r farbige Initiale mit Rankenausläufern.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

135 kolorierte Federzeichnungen, acht zu Text 1 (19v, 28r, 37v, 50v, 62r, 62v, 74v, 93v), vier zu Text 2 (171r, 172r, 173r, 174r) 30 zu Text 3 (175ra, 175v, 176rb, 178ra, 178rb, 178vb, 179rb, 180ra, 180va, 181rb, 182ra, 182vb, 183va, 184ra, 185ra, 185vb, 186va, 187rb, 187vb, 188va, 189rb, 190rb, 191ra, 191vb, 192va, 193rb, 194ra, 194vb, 195va, 196rb, 197v), eine zu Text 4 (198r), 35 zu Text 6 (205va–214ra pro Textspalte ein Bild, 212rb zwei Bilder), zwölf zu Text 7 (217r–222v pro Seite ein Bild), zwölf zu Text 8 (228v, 230v, 232r, 233v, 235r, 236v, 238v, 239v, 241r, 242v, 244r, 245v), sieben zu Text 9 (251v, 252r, 252v, 253r, 253v, 254r, 254v), 25 zu Text 10 (265v, 266r, 269r, 270v, 271r, 274v, 275r, 279v, 280r, 284v, 285r, 289v, 290r, 294v, 295r, 300v, 301r, 305v, 306r, 310v, 311r, 315v, 316r, 320v, 321r), dazu ein kolorierter Holzschnitt (170v: Gottvater mit Adam und Eva im Paradies) und zu Text 5 sieben Leerräume (202ra, 202va, 203ra, 203va, 204ra, 204va, 205ra). Zwei Zeichner, I: Text 7–9, 10 (nur die Illustrationen auf den Rectoseiten im Text), II: Text 1–6, 10 (die ganzseitigen Illustrationen). Vom jüngeren Zeichner der Namenseintrag 270r Johannes Hessemannus hesse(?). Bl. 4r und 329r eingeklebte Blätter aus einer in Zürich gedruckten Bauernpraktik, mit Monatsbildern.

Format und Anordnung:

Text 2 ganzseitig gerahmt, die folgende Versoseite ist stets für den zu ergänzenden Text freigeblieben, Text 4 ungerahmt, ca. ¾seitig. Für die Illustrationen zu Text 5 sind mit doppelter, bereits farbig ausgefüllter Federlinie eingefaßte Rundbilder vorgesehen, jedoch nicht ausgeführt: je ein großes Rundbild für den Planeten (70–75 mm Dm), darunter nebeneinander zwei kleinere (35–40 mm Dm) für seine Häuser. Zu Text 6 Rundbilder, spaltenbreit (ca. 75 mm Dm), mit doppelter bis vierfacher Federlinienrahmung, farbig ausgefüllt. In Text 9 rahmenlose Zeichnungen in 10–15-zeilige Freiräume zu Beginn des zugehörigen Textes links in den Schriftspiegel eingerückt und nur durch einen einfachen Federstrich von Text abgesetzt. Zu Text 10 jeweils recto am Seitenkopf vor Textanfang Tierkreiszeichendarstellung, vor rechteckiger Rahmung (40–45 × 50–55 mm), diese jedoch überschneidend, gegenüber verso ganzseitige, mit breitem Pinselstrich gerahmte Zeichnungen.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Zu Text 2 für die Complexionen nackte männliche Gestalten, den Elementen zugeordnet, mit Schriftband über dem Kopf; Flegmaticus im Wasser stehend, sehr füllig, mit Becher und Stock, rechts freischwebend eine Flasche; Melancholicus auf der Erde stehend, mit Spaten und Sichel; Colericus im Feuer stehend, mit Schwert; Sanguineus jung, auf Wolken stehend, mit Blütenkranz im Haar, Stab und Notenblatt in den Händen. Zu Text 4 arenaartig ummauerte Grasfläche, in der Maueröffnung vorn nackter Knabe mit Kirchenfahne auf Steckenpferd, hinter der Mauer in der Mitte Erzengel Michael mit geöffnetem Buch, flankiert von den sieben Planetengöttern.

Zu Text 6 Sternbilder mit eingezeichneten Sternen, meist auf grasbewachsenem Bodenstück, die antiken Figuren nackt; 205va Großer und Kleiner Bär mit Schlange; 206ra Drache; 206rb Herkules: mit erhobenem Schwert und abgeschlagenem Haupt nach rechts gegen die um einen Baum gewundene Schlange; 206va Krone: sternenbesetzter Kranz mit Bändern; 206vb Serpentarius: weiblich (!), die Schlange um Leib und Beine gewunden, auf Skorpion stehend; 207ra Boetes: mit Lanze und Sichel; 207rb Agitator: im Wagen stehend mit Stock, nach rechts zwei Pferde, deren Zügel der Agitator in der Linken hält, davor zwei Ochsen; 207va Cepheus: in sehr modischer Kleidung mit bodenlangen Ärmeln; 207vb Cassiopeia: in langem Kleid auf dem Thron sitzend, die Hände an die Pfosten der Rückenlehne gebunden, aus der Rechten tropft Blut; 208ra Pegasus: Pferd mit Schulterflügeln in Halbfigur; 208rb Andromeda: männlich, in knielangem Kleid und Umhang, über Feuerstelle stehend, die Hände an Baumstämme rechts und links gebunden; 208va Perseus: mit nach hinten wehendem Tuch, Schwert in der Rechten, abgeschlagenes Haupt in der Linken; 208vb Triangel; 209ra Pleiaden: Halbbilder von sieben Frauen in zwei Reihen übereinander (vier und drei); 209rb Lyra: als Orgel mit Blasebalg; 209va Schwan; 209vb Vultur volans; 210ra Vultur cadens: kopfüber nach unten fliegend, ohne Jupiter; 210rb Eridanus und Walfisch: Eridanus fast bäuchlings im Wasser liegend, über ihm der Fisch; 210va Delphin; 210vb Joculator: sitzend, in langem Gewand, auf T-förmigem Saiteninstrument vor seiner Brust zupfend; 211ra Orion: in Rüstung, mit erhobenem Schwert und Wappenschild, als Wappenbild ein diagonaler Balken; 211rb Großer Hund; 211va Hase; 211vb Schiff Argo: Ruderschiff mit Mastbaum in der Mitte und gehißtem Segel, im Heck Mann mit Segelleine; 212ra Astronothus: nacktes Centaurenweibchen; 212rb [1] Daemon meridianus: rechts sternenbesetzte Mandorla, links daneben sitzendes Liebespaar; 212rb [2] Großer und Kleiner Fisch; 212va Puteus: rundes Flammenbecken auf Stufensockel, oben und unten rechts und links Teufel, auf dem Becken aufgemalt zwei weitere; 212vb Centaurus: nackter Pferdemensch, Stab über der Schulter, daran hängt ein Hase, auf der rechten Hand liegt auf dem Rücken ein weiterer Hase; 213ra Schlange: um einen Baum gewunden, unten am Boden Gefäß und Rabe; 213rb Kleiner Hund; 213va Tarabellum; 213vb Equus secundus: Pferd mit Flügeln an den Schultern, nicht an den Füßen; 214ra Vexillum.

Zu Text 9 Planetengötter, alle auf grasbewachsenem Bodenstück nach rechts stehend, als Beischriften astrologische Zeichen, von jüngerer Hand Zuordnung von Farben und Metallen; 251v Saturn: Hacke auf der Schulter, Sichel in einer, Krug in der anderen Hand; 252r Jupiter: am Gürtel Beutel und Dolch, die rechte Hand im Beutel, auf der Linken ein Falke, begleitet von Hund; 252v Mars: in voller Rüstung mit Schwert, dazu Fahne und Schild mit Flammenzier; 253r Sol: gekrönt, Zepter und Pokal in den Händen, begleitet von Hund; 253v Venus: Handglocke in der Hand, begleitet von nacktem Amor mit Windrad; 254r Merkur: als Gelehrter (Arzt) mit aufgeschlagenem Buch und Deckelkorb, ihm gegenüber Regal mit Flasche; 254v Luna: männlich, mit Wasserschaff in der einen Hand, in der anderen ein Horn, in das er gerade hineinbläst.

Zu Text 10 jeweils recto Tierkreiszeichen mit Dekangötter-, Planeten-, Complexionen- und Himmelsrichtungszuordnung als Beischriften, dazu auf der gegenüberliegenden Versoseite ganzseitig Zodiakalhäuser als pavillonartige Gebäude mit meist sechseckiger Grundfläche auf Bodenstück mit schollenartig gebogten Rändern, oben Erker, Türme oder Balkone, darauf die Dekangötter mit Fahnen; die Häuser an den vorderen drei Seiten geöffnet, darin das Tierkreiszeichen; ab 270v (Stier) mit weiblicher Begleitfigur rechts neben dem Haus (zum Widder ist die weibliche Figur auf dem eingelegten Blatt 269r separat beigegeben); 266r Widder, 265v Zodiakalhaus des Widders, 269r als Begleitfigur Mutter mit Rute und Mädchen neben zerbrochenem Krug, dazu die Beischrift: Wer ich nicht ein boses kindt, Recht ich nit vff meynn arm also geschwindt ...; 271r Stier, 270v Zodiakalhaus des Stiers, die weibliche Begleitfigur sitzend, mit Blume; 275r Zwillinge als nackte Kinder, 274v Zodiakalhaus, in dem die Zwillinge als nackte Kinder auf Kissen sitzen, einer reicht dem anderen ein Pedum, die weibliche Begleitfigur tritt mit einem truhenförmigen Kasten in den Händen hinzu; 280r Krebs, 279v Zodiakalhaus des Krebses, weibliche Begleitfigur nackt, auf einem Stuhl sitzend, mit Spinnrocken; 285r Löwe, 284v Zodiakalhaus des Löwen, weibliche Begleitfigur nackt, auf einer Ranke stehend; 290r Jungfrau kniend, 289v Jungfrau mit Eichenlaub in der Linken im Zodiakalhaus sitzend, weibliche Begleitfigur mit Blumenkranz im Haar, an Vorratstisch stehend; 295r Waage, 294v Zodiakalhaus der Waage, weibliche Begleitfigur mit Krug und Becher; 301r Skorpion, 300v Zodiakalhaus des Skorpions, weibliche Begleitfigur mit Laute; 306r Schütze (als Centaur ohne Vorderbeine), 305v Zodiakalhaus des Schützen (ebenfalls als Centaur), weibliche Begleitfigur sitzend, einem Säugling die Brust gebend; 311r Steinbock (Halbfigur), 310v Zodiakalhaus des Steinbocks, weibliche Begleitfigur an Mariensäule kniend; 316r Wassermann (in Narrenkostüm mit Wasserschaff), 315v Wassermann im Zodiakalhaus nackt am Boden sitzend, mit zwei Wassereimern, weibliche Begleitfigur mit Blumenkranz in der Hand; 321r Fische, 320v Zodiakalhaus der Fische, weibliche Begleitfigur mit Blume.

Die Figuren des älteren Zeichners in kräftiger (später nachgezogener?) Konturzeichnung, diejenigen des jüngeren Zeichners in der Manier der Holzschnitte um 1500 mit kräftigen Schraffurlinien, Kleidung in der patrizischen Mode der Zeit mit kantigen Faltenwürfen, runde Gesichter und füllige Körperformen.

Zu den Illustrationen der Texte 1, 3, 7 und 8 siehe Nr. 65: Kalender und Nr. 80: Losbücher.

Literatur:

Huet (1895) S. 53f. – Albert P. de Mirimonde: Astrologie et Musique. Genève 1977 (Iconographie Musicale V), S. 125 mit Abb. 67 (62r), S. 34 mit Abb. 9b (206r), S. 65 mit Abb. 28 (26v).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 211: 212r. Astronothus, Meridianus, Großer und kleiner Fisch.

Abb. 212: 315v + 316r. Links Wassermann im Zodiakalhaus, rechts Wassermann in Narrenkostüm mit Wasserschaff.

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Abb. 211.
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Abb. 212.