KdiH

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39.4.18. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2952

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

1457 (80v).

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Auftraggeber und erste Besitzer unbekannt; nach einem Eintrag im vorderen Spiegel ol. Lunslac 4o. 202 aus dem Benediktinerkloster Mondsee; dort jedoch frühestens im 16. Jahrhundert zugegangen, da der typische Mondseer Einband fehlt, mit dem Abt Benedikt Eck (1463–1499) alle Codices neu binden ließ; im Mondseer Handschriftenverzeichnis von 1749 unter dem Eintrag Tractatus de propugnaculis & armamentis bellicis. Chartac. 4 aufgeführt, vgl. Mantissa Chronici Lunae-Lacensis Bipartita cuius Pars Prior descriptionem Jubilei Millenarii recens celebrati: Pars Posterior Catalogum Manuscriptorum Lunaelacensium. o.O. 1749, S. 410; mit den anderen Mondseer Handschriften nach der Auflösung des Klosters 1791 nach Linz und dann nach Wien gelangt (Katalog in Cod. Ser. nov. 2162).

Inhalt:
1. 3r–8r Register
2. 9r–31r Anonymus, Taktik der Fehde; ed. Wedler (siehe unten Literatur)
3. 31v–80r ›Feuerwerkbuch von 1420‹
4. 80rv Gewichtslehre

›Hie nach staut geschriben das gewicht, das sol duͤ Eben mercken vnd war niemen‹

5. 80v–84r Pulverrezepte

›Wiltuͤ machen ain puluer das wasser anzundet‹

6. 87r–95v Kriegstechnischer Bildkatalog mit Beischriften

Büchsen, Schirme, Quadranten, Steigleitern; 82r Kämpfer mit Feuerkugel, 87v befestigtes Feldlager, 88r befestigte Burg mit Verteidigern, 88v einfache Tarrasbüchse, 89rv Quadranten, 90r Fässerbrücke ähnlich ›Bellifortis‹ (Quarg [1967] 61r), 90v Fußeisen ähnlich ›Bellifortis‹ (Quarg [1967] 126r), 91r Steigzeug ähnlich ›Bellifortis‹ (Quarg [1967] 71r), 91v–94v Schirme, in den Beischriften meist als Büchsenschirme bezeichnet, ähnlich einigen Schirmen in ›Bellifortis‹ (Quarg [1967] 32r–40r), 95v Lafette für Mörser

7. 98r–105v Jagdtraktat

›von des hirß wandlung Nun will ich leren wa von man den hirß erkennen sol‹

8. 105v–106v Sakramentslehre

›vom Sacrament. Es ist daz hail‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 105 + 1 Blätter (Foliierung von moderner Hand mit Blei beginnt mit Vorsatzblatt und zählt auch einen dahinter eingeklebten Zettel mit, springt ohne Textverlust von 99 auf 101, ein nicht foliiertes Nachsatzblatt; nach 1 ist ein Blatt herausgerissen, ebenso nach 92, 93 und 95, nach 96 fehlen wahrscheinlich vier und nach 106 zwei Blätter), 215 × 150 mm, durchgehend Bastarda, einspaltig, von vier Händen: I. 3r–84r, 30–31 Zeilen und die Bildbeischriften bis 95v, Lombarden und Rubrizierungen, II. 89r–105v, 20 Zeilen Rubrizierungen, III. 105v–106v, 29 Zeilen, Rubrizierungen, IV. nur Nachtrag 107r.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

18 Seiten mit aquarellierten Federzeichnungen (90v, 91r und 95v mit mehreren Einzelzeichnungen) von vermutlich einer (schwäbischen?; nach Unterkircher [1957], S. 88: österreichisch um 1500) Hand; bestenfalls die etwas aufwendigeren Illustrationen mit Personendarstellungen 87r–88r von einer anderen Hand; Bildbezug in den Beischriften; dazu noch 107r aufgeklebte schematische Darstellung eines Kleeblatts ain dreyfach klee blatt.

Format und Anordnung:

Ganzseitig 140 × 90 mm bis 215 × 150 mm, ungerahmt, unter zwei- bis achtzeiligen Beischriften, meist beginnend mit Das ist ain sin.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Büchsen und Schirme entweder in seitlicher Ansicht oder in leicht erhöhter Perspektive mit Ansätzen perspektivischer Darstellung, teilweise noch zur geklappten Perspektive tendierend; die Darstellungen eines Feldlagers (87v) und einer belagerten Burg (88r) in der Vogelperspektive mit schematischen Befestigungswerken; Schattierungen teilweise durch Federzeichnung (bes. 87rv), sonst abgewandte Konstruktionsteile entweder durch Schraffuren oder durch dunklere Kolorierung angedeutet; Kolorierung meist flächig, angedeuteter Rasengrund über die ganze Seitenbreite, nur 88v, 93r, 94v und 95v Geräte auf einem ausgehobenen Rasenstück; als Vorlage kommt für die Schirme, Leitern und die Brücke teilweise der ›Bellifortis‹ in Betracht, ansonsten sind insbesondere für die Lafetten und Büchsen neben einer allgemeinen Verwandtschaft mit frühen Formschneider-Abbildungen (Nürnberg, Hs 719 [siehe Nr. 39.5.6.]) keine unmittelbaren Vorlagen auszumachen; eine Parallelhandschrift in Berlin, Bibliothek der Artillerie- und Ingenieurschule, Heeresbücherei, C. no. 1617 – Hs. 1170 ist seit 1945 verschollen und gilt als vernichtet.

Farben:

Rot, Blau, Ocker, Rosé.

Literatur:

Tabulae 2 (1868) S. 160; Menhardt 1 (1961) S. 657 f.; Unterkircher (1957) S. 88. – Köhler: Eine Handschrift über Kriegskunst aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit N. F. 17 (1870) Sp. 6–10. 37–41. 73–79. 113–118 (mit Abdruck von 9v–21v; Essenwein (1872) Tafel A XXVI; Jähns (1889) S. 321–323; Gottlieb (1900) S. 143; Hassenstein (1941) S. 87 (Nr. c5); Quarg (1967) S. XXX; Rainer Wedler: Die »Taktik der Fehde«. Leuvense Bijdragen 57 (1968) S. 52–74 (Edition von 9v–21v); Schmidtchen (1980a) Sp. 731; Schmidtchen (1990) S. 135 mit Anm. 433. 165 mit Anm. 504; Gundolf Keil: Taktik der Fehde. In: 2VL 9 (1995), Sp. 589 f.; Hall (1979) S. 133; Leng (2000a) S. 19; Leng (2002) Bd. 2, S. 327–330.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXIIa: 87v. Anonymer kriegstechnischer Bildkatalog: Provisorisch befestigtes Heerlager zur Belagerung einer Burg.

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Taf. XXIIa.