KdiH

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39.4.6. Innsbruck, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, FB 32009

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Ca. 1450–1460, Wasserzeichen Turm Piccard III, II, 332 (Innsbruck 1455).

Lokalisierung:

Süddeutschland.

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt; im vorderen und hinteren Deckel theologischer Text (1. Hälfte 15. Jahrhundert), als Vorsatzblätter Pergamenturkunde Erzbischof Dietrichs von Mainz (Promulgation einer Urkunde Friedrichs III.) aus dem Jahr 1442, im vorderen Deckel Vorbesitzerhinweis (?) mit Blei: 1834 Thurn & Taxis.

Inhalt:
1. 1r Nachträge: fünf kurze Notizen zum Verhältnis von Durchmesser und Kugelgewicht in Kupfer, Stein und Eisen nach Wiener Maß
2. 2r–161v Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹, lateinisch mit deutschen Ergänzungen
3. 165r–168v Philon, ›De ingeniis‹

›IN nomine domini pii et misericordissimi de spiritalibus ingeniis directe quoniam tuum amice in Marzoton iam noui desiderium ingenia subtilia voluntati tue obnixius interogatione …‹

4. 169r–172r Katalog von Zeichnungen zur Hydraulik
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, zwei Blätter Pergament (Urkundenvorsatz, nicht foliiert) und 180 Blätter Papier (modern foliiert mit Blei über alter roter Tintenfoliierung, beginnend nach den Planeten auf neu 13r mit 1, geführt bis 152 = neu 164), 308 × 215 mm, im wesentlichen von einer Hand mit anfangs ausgeprägterer Neigung zur Textura, im Laufe der Abschrift zur Bastarda wechselnd, einspaltig 30–33 Zeilen, teilweise rubriziert, Anfang und größere Überschriften in rot, dazu Nachtragshände: 27r, 30v, 56r, 72r, 100r, 101v, 172r mit einigen Zeichnungslegenden; 32v und 33v nachgetragener deutscher Text zu einer Blide; 52v, 53r, 58v, 61r, 64v, 66r, 69r, 72v, 84r, 93v, 96v, 138v, nachgetragene Erläuterungen zur Anwendung der dargestellten Geräte; 68r und 127r sowie in den folgenden Marginalien Nachträge von einer 108rv auch an der Textherstellung beteiligten Hand.

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

208 Seiten mit meist einer, gelegentlich mehreren Zeichnungen, überwiegend koloriert, gelegentlich nur teilweise oder gar nicht koloriert, stellenweise nur grobe Vorzeichnungen mit Silberstift; Zeichnungen von mehreren Händen, die sich teils enger, teils freier an der Vorlage orientierten; die einfachen technischen Geräte wohl von einer Hand, die aufwendigeren Zeichnungen mit Planenten- und Personendarstellungen (7r–15r, 21v, 30r, 38r, 46r, 53r, 55r, 58v, 65r, 70r, 76v, 90r, 91r, 93r, 95r, 97r, 99r, 100r, 101r, 102rv, 104r, 105rv, 115rv, 125r, 132rv) stammen von einer anderen Hand, die oft nur in die umrißhaften Vorzeichnungen eines Gesellen die Personendarstellungen mit leichter, schwungvoller und stark schraffierender Feder eingetragen hat – gelegentlich ist auch die umgekehrte Arbeitsreihenfolge zu beobachten: ausgeführte Personendarstellungen mit nur anskizzierten und nicht mehr ausgeführten Szenen (z. B. 38r); dazu nachgetragene Zeichnungen von späteren Besitzern und Benutzern der Handschrift, hinter denen sich die Textnachtragshände verbergen dürften: 33rv, 59r, 63v, 67v, 68r, 69v, 72v, 84v, 112r, 127r, 129r, 169r–172r.

Format und Anordnung:

Größe wechselnd von 45 × 30 mm großen Einzelzeichnungen bis ganzseitig, Zeichnungen teilweise auf eigener Seite, meist jedoch mit Text; Textposition schwankend unter oder über der Zeichnung; gelegentlich wie in Göttingen, 2º Cod. Ms. philos 63, Text in T-förmigen Doppellinien unter der Zeichnung abgeteilt; durchgehend rahmenlos.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Die technischen Geräte sehr einfach gezeichnet, durchgehend ohne Hintergrund oder Rasengrund in einfacher seitlicher Ansicht oder Draufsicht mit perspektivischen Schwächen; einige dort eng zusammenstehende Bilder sind hier auf einzelne Seiten verteilt; unfertiger Charakter, Illustrationen sind teils nicht oder nicht ganz ausgeführt, durchweg fehlt die szenische Gestaltung, die nach erhaltenen groben Vorskizzen wohl noch nachgetragen werden sollte; auffällig sind einige nachgetragene Detailzeichnungen zur Erläuterung technisch komplexerer Geräte, ebenfalls die deutschen nachgetragenen Erläuterungstexte (Friedrich [siehe unten Literatur] mit Teilabdrucken); Kolorierung meist einfach und flächig, nur in den Planetenbildern sorgfältiger und kräftig bis deckend; ursprünglich wohl nach einer der Göttinger Handschrift sehr nahestehenden Vorlage gearbeitet, nahezu kompletter Bildbestand, auch die Rahmentexte sind vorhanden.

Farben:

Rot, Braun, Gelb, Grün, Blau, Orange.

Literatur:

(teils noch unter Nennung der Altsignatur 16. o. 7): Kristeller 3 (1983) S. 18. – Franz J. Mone: Kriegsbuch des Konrat Kayser von Eichstädt. 1395. Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 7 (1838), Sp. 607; Jähns (1889) S. 257; Egg (1961) S. 10, Abb. 1 (107r); Quarg (1967) S. XXXII; Hall (1979) S. 125; Friedrich (1996) S. 205–208; Leng (2002) Bd. 2, S. 429.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXa: 66r. Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹ mit Kontaminationen: Aufblasbare und umschnallbare Schwimmhilfe.

Abb. 89: 68v. Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹ mit Kontaminationen‹: Doppelter Angelhaken (Blinker) aus poliertem Metall.

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Taf. XXa.
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Abb. 89.