KdiH

KdiH

_ (der Unterstrich) ist Platzhalter für genau ein Zeichen.
% (das Prozentzeichen) ist Platzhalter für kein, ein oder mehr als ein Zeichen.

Ganz am Anfang und ganz am Ende der Sucheingabe sind die Platzhalterzeichen überflüssig.

ß · © ª º « » × æ œ Ç ç č š Ł ł ́ ̀ ̃ ̈ ̄ ̊ ̇ ̋ ͣ ͤ ͥ ͦ ͧ ͮ Α Β Γ Δ Ε Ζ Η Θ Ι Κ Λ Μ Ν Ξ Ο Π Ρ Σ Τ Υ Φ Χ Ψ Ω α β γ δ ε ζ η θ ι κ λ μ ν ξ ο π ρ σ ς τ υ φ χ ψ ω ͅ ̕ ̔

39.4.13. New York, The New York Public Library, Spencer Collection, Ms. 104

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Um 1445 (Datierung als Gußinschrift auf einem Geschütz 150v anno domini 1445 ior [nachgetragen?], Wasserzeichen diverse Marken vorwiegend süddeutscher Raum 1425–1453, vgl. Splendor [2005] S. 350). Südwestdeutschland (Einband Holzdeckel mit im 19. Jahrhundert teilweise ergänztem Schloß, Leder mit Namensstempel und Einzelstempeln aus der Werkstatt des Basler Buchbinders Johannes de Pulco/Putro, vgl. z. B. Flechtbandknoten übereinstimmend mit München, Clm 21661; EBDB s011918, http://www.hist-einband.de und Splendor [2005] S. 350).

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt; die Einträge auf Vor- und Nachsatzblättern lassen darauf schließen, daß sich die Handschrift in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Kassel befand: [1r] Bemerkungen des Kasseler Generalstabsmitglieds Wiegrebe zum Nachstehenden, datiert 20. August 1828, mit Verweisen auf die Einschätzung des Manuskripts durch den Bibliothekar [Jakob] Grimm, Hinweisen auf Datierung, Wasserzeichen, dialektale Einordnung (norddeutsch!); [3r–6r] anonyme Bemerkungen zum Inhalt Ende 18. Jahrhundert, 181v Bemerkungen von Hoche mit Hinweisen auf die Erwähnung der Handschrift in der Geschichte der Kriegskunst II (1800) und in der Deutschen Monatsschrift September 1792.

Inhalt:
1. 1r–55r ›Feuerwerkbuch von 1420‹,
2. 56r–136r Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹, lateinisch-deutsche Bearbeitung

›Dis ist küng Allexanders sig van‹

3. 136v–156v Bildkatalog Hebezeug und Büchsen mit Beischriften

›Dis ist gar ein brüchlicher zug. der mastbom stat still‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 7 + 181 Bätter (sieben neue Vorsatzblätter nicht foliiert, eine neuere Bleistiftfoliierung, die mit Teil 2 neu einsetzt [diese mit Lücken, wonach sich je ein herausgeschnittenes Blatt nach neu 57, 65, 69, 87, 120, 155 und 157 sowie zwei herausgeschnittene Blätter nach neu 147 ergeben], darüber eine durchgehende neue Bleistiftfoliierung), 283 × 202 mm, drei Hände: Hand I 1r–48v und Hand II 49r–55r Bastarda, rubriziert, Zwischenüberschriften in rot, ganz in roter Tinte 1r–2r und 40v–42r, jeweils 21–23 Zeilen und zwei- bis dreizeilige rote Lombarden, Hand III Beischriften bis 14 Zeilen in Bastarda 56r–156v, nicht rubriziert.

Schreibsprache:

alemannisch (nach Splendor [2005] S. 349 südlich von Stuttgart und östlich von Augsburg, wohl Bodenseegebiet nähe Konstanz).

II. Bildausstattung:

Insgesamt 198 Seiten mit meist einer, gelegentlich mehreren einzelnen kolorierten Federzeichnungen 56r–140r, 141v–149v, 150v–154v, 156r; die einfacheren Zeichnungen von Geräten überwiegend von einer unbekannten Hand, davon zu scheiden eine weitere Hand, die die aufwendigeren und kräftiger kolorierten Planeten- und Burgenbilder anfertigte (56r–75r, 76v, 78v, 80v–86v, 103r, 117r–121v) und wohl auch für Personendarstellungen in anderen Partien zuständig war; eine dritte Hand sorgte für die Ergänzungen 136v–156r; ergänzend war eine Hand über weite Partien in Teil 2 durchgehend für die Anfertigung von Rasen- und Hintergründen zuständig, eine weitere Hand (Nachtrag?) tritt durch Illustrationen unter Verwendung kräftig grüner Deckfarben in Teil 2 und 3 hervor (86v–87v, 100r, 116v, 139v, 144v, 150v, 151r, 152v, 153v, 154r); unbekannte schwäbische Werkstatt, nach Splendor (2005) S. 350 Nähe zu olim Donaueschingen, Cod. 860, darüber hinaus fallen noch inhaltliche und zeichnerische Übereinstimmungen zu Karlsruhe, Cod. Durlach 11 (siehe Nr. 39.4.7.) und Köln, Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 7020 (W*) 232 (siehe Nr. 39.4.10.), auf, ohne daß diese jedoch derselben Werkstatt zugehören müssen.

Format und Anordnung:

Wechselnde Formate ab 70 × 70 mm bis ganzseitig, doppelseitig nur ein Schirm 151v/152r, durchgehend ungerahmt, Geräte meist frei im Raum platziert mit gelegentlichem Rasengrund in kräftiger Kolorierung und mit stilisiertem Bewuchs, Ansätze zu Landschaftshintergrund vorwiegend in den Planetendarstellungen und Burgenbildern, Texte meist über der Zeichnung postiert, gelegentlich auch in den Freiräumen rechts daneben; anhand der Textverteilung läßt sich auch auf eine Anfertigung der Illustrationen vor der Beschriftung schließen; vereinzelte Textverweise in Teil 2 (78r man sol machen zwen wegen vff diese noch gemolte form), regelmäßiger in Teil 3.

Bildaufbau und -ausführung:

Einfache Geräte meist in Seitenansicht oder Draufsicht ohne Ansätze zur Perspektive und in großer Nähe zur Vorlage, wenig Binnenzeichnung, selten Schraffuren (vorwiegend zur Andeutung von Holzmaserung), überwiegend flächig und leicht abschattierend koloriert (perspektivischer Grund mit Rautenmuster nur 106r), Rasengründe überwiegend sehr kräftig bis deckend in rascher Werkstattarbeit, Personen stereotyp und statisch mit scharfen Konturen, Binnenzeichnung nur bei Rüstungen, häufig mit gezaddelten Waffenröcken.

Bildthemen:

Planetendarstellung an den Anfang gestellt 56r–59r, gefolgt von Burgenserie 60r–69v, Badehaus, Küche, ab 71v mit gelegentlichen Störungen in der Reihenfolge Streitkarren, Büchsen, Brücken, Schutzhütten, Türme, Taucher, Werkzeug, Feuerwerk, Spannhilfen, Pfeile, Sturmzeug, Armbrust; deutsche Texte nach Friedrich/Rädle (1995) S. 25 auf gemeinsamer Vorlage mit Göttingen, 2° Cod. Ms. philos. 64 beruhend, jedoch mit größeren Abweichungen, Abbildungen nicht verwandt, unmittelbare Vorlage nicht auszumachen. Zeitgleich oder nur wenig später hinzugefügter Anhang 136v–138r Hebezeug, 138v–139v Tarrasbüchsen, 140r–147v feste und fahrbare Kräne und Hebezeug, 148r–151r Geschützrohre und Mörser (darunter zweiteilige Mörser mit parallel und rechtwinklig zum Rohr angebrachter Pulverkammer), 151v/152r Schutzschirm, gefolgt von Kampfwagen, Lafette und Ramme 156r; bei den Zügen teilweise größere Ähnlichkeiten zu den etwas jüngeren Formschneider-Abbildungen; durchgehend ausführliche Beischriften mit Hinweisen zu Bauart und Anwendung.

Farben:

Grün in verschiedenen Mischungen, Blau, Rot, Rosé, Gelb, Ocker, Braun.

Literatur:

New York Public Library (1971) S. 904. – Kristeller 5 (1990) S. 328; Friedrich/Rädle (1995) S. 10; Leng (2002) Bd. 2, S. 434. 457; Splendor (2005) Nr. 79, S. 344–352, Abb. o. Nr. 64v/65r, 78v/79r, Einband vorn.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 94: 121r. Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹: Reitender Wächter, beistehend Rezepte zum Schläfrigmachen und Wachhalten von Wächtern.

Abb. 95: 140r. Bildkatalog Hebezeug und Büchsen mit Beischriften: Fahrbarer Kran.

39.4.13._Abb._94.jpg
Abb. 94.
39.4.13._Abb._95.jpg
Abb. 95.