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39.4.14. olim Ramsen, Antiquariat Bibermühle (Heribert Tenschert), Kat. XXV, Nr. 21 (jetzt Privatbesitz)

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

Vor 1439 (Leuchtendes Mittelalter [1990] 224).

Lokalisierung:

Wien (?).

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt; nach dem Ledereinband des 18. Jahrhunderts mit den Wappen der Grafen von Trautson und des Wiener Erzbischofs Johann von Trautson (1751–1757) aus der Zeit vor dessen Erhebung zum Kardinal 1756 im 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Trautson; Anfangs des 20. Jahrhunderts im Besitz des Münchener Antiquars Jacques Rosenthal (Jacques Rosenthal, Cat. 36, Nr. 219; dazu Mehring [siehe unten Literatur] S. 502); später ›Sammlung Gutmann‹ (Schmidtchen [siehe unten Literatur] S. 294ff.), dann erworben von Heribert Tenschert, inzwischen in Schweizer Privatbesitz.

Inhalt:
1. 1v–64v Johannes Hartlieb, ›De Iconismis bellicis‹

1v–9r Planetenbilder mit Versen: 1v/2r Saturn, 2v/3r Jupiter, 3v/4r Mars, 4v/5r Sonne, 5v/6r Venus, 6v/7r Merkur, 8r Mond, 9r Kreis für nicht ausgeführten Planeten

11r Männer mit Steigleitern an der Rückseite einer Burg, 12r Ersteigung einer Burgmauer mit Wurfleiter, 13r Durchbrechung einer Burgmauer unter einem Schutzschild, 14r Angreifer mit geflochtenen Schutzschilden vor einer Burg, 15r Herunterreißen einer Zugbrücke mit Stangen, 16r Verteidiger versuchen, Angreifer mit Schutzschilden abzuwehren, 17r drei nackte junge Männer mit Steckenpferd, Kerze und Fanfare, 18r Burg mit einem Hornbläser auf den Zinnen, 19r Angreifer besteigen einen Burgberg vor einer falschen Brücke, 20r Steckleitern, 20v/21r Leitern mit Stange zum Verschieben, 21v/22r Speere mit Bohrungen für Sprossen, Mauerhaken, Leiter mit Mittelbalken, 22v/23r Steckleitern, 23v/24r Strickleitern mit Mauerhaken, 24v/25r Strickleiter mit Rundhölzern und Mauerhaken, dreistangige Leiter, 25v/26r Steckleitern, 26v/27r Steckleitern mit Mauerhaken und Gerät, 27v/28r Zweiläufige Leiter mit Mauerhaken um Balkenkern, 28v/29r Schlange für Angreifer mit Details, 29v Schlange mit Stricken, 30r Schlange, Handschuhe, Steigschuhe und ähnliche Hilfsmittel, 30v/31r Strickleiter mit Mauerhaken und Stange, 31v/32r Bestandteile einer Leiter, 32v/33r Bestandteile zweier weiterer Leitern, 33v/34r Leiter mit Riemen, 34v/35r Strickleiter mit Zahnrädern und Spannvorrichtung, 35v/36r Steigstangen, Handschuhe, rutschsichere Leibbinden, 36v/37r Leiterstangen, Mauerhaken, Einzelteile einer Winde für das Hochziehen von Soldaten an Mauern, 37v/38r Mauerhaken und andere Geräte mit Details, 38v/39r Strickleiter mit Rohrsprossen, 39v/40r Strickleiter mit Eisenringen und Metallsprossen, 40v/41r Fahrbarer Kasten mit Luken, darauf Steigbaum mit Mauerkralle, 41v/42r Löffel mit Leiter und Mauerhaken, 43v–50r Werkzeuge mit Erläuterungen: Krampen, Spitzhacken, Schaufeln, Hebeisen, Brechstangen, Geißfüße, Feilen, Sägen, Bohrer, 50v/51r Burg, geschützt von Fußeisen, Glöckchen und Palisaden, 51v/52r Schranken, verschiedene Spanische Reiter, 52v/53r Burg mit Dornenwehr und hervorstehenden Fässern, 53r Burg mit Steinkörben, 53v Burgturm mit Dornenwehr, 54v Flaschenzug mit Bediener, 56r Zange und andere Werkzeuge, 57v/58r Aufzüge mit Gewinden zwischen Halterungen, 58r Haken, Ösen und ähnliches Beiwerk, 59v Katze, Ebenhöhe mit wippendem Löffel (nur in Umrißen), 60r große Steinschleuder auf Kasten ohne Räder, 60v Große Blide, 61r Vorzeichnung für ein Gerät wie Brückenwagen oder Tunnelwippe, 61v–63r Schwimmgürtel

2. 65r–68v Lateinischer mathematisch-geometrischer Traktat

›[S]equitur de quadrato geometrico componendo …‹

3. 69r–77v Johannes Hartlieb, ›Onomatomantia‹

›[V]olkomenhayt getzieret adels in hochgelobter tugent …‹

4. 78v–80r Feuerwerkbuch in Latein

›Ita est aqua conburens omnem murum et ardens et destillatus …‹

5. 80v–82r Buch der Büchsen

›[H]ie hebt sich an das puech der puchsen‹

6. 83v–94r ›Feuerwerkbuch von 1420‹ (unvollständig)

›[W]elich fürst her Ritter oder knecht oder stet besorgent vor iren veinden beligert‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Pergament, 94 Blätter (modern mit Blei foliiert, zu fehlenden Blättern Leuchtendes Mittelalter [1990] S. 224), 370 × 300 mm, Bastarda in Braun und Rot von einer Hand, wechselnde Zeilenzahl, rubriziert, Initialen zum Teil nicht ausgeführt (Teile 3, 4, 5, 6).

Schreibsprache:

bairisch.

II. Bildausstattung:

76 Federzeichnungen 1v–64v, 81v, mit gelegentlich mehreren Einzelzeichnungen pro Seite; nur eine Illustration völlig fertiggstellt, zwei fast vollendet, zwölf nur in Umrissen, die übrigen 62 in unfertigem Zustand teilweise mit Farben laviert), 20 bildmäßige Kompositionen mit etwas Gold, zusätzlich neun bis zu ganzseitige Diagramme und verschiedene Tabellen in den Teilen 2/3; Anzahl der beteiligten Zeichner ist nicht präzise festzustellen; in der Feinheit der Ausführung heben sich die Planetenbilder 2r–9r deutlich ab, an den übrigen Zeichnungen ist jedoch neben einem Hauptzeichner auch mit weiteren Beteiligten zumindest für verschiedene Stufen der Kolorierung zu rechnen, wie einige nur partiell in verschiedenen Arbeitsstufen fertiggestellte Zeichnungen zeigen.

Format und Anordnung:

Planetenbilder 2r–9r in ca. 285 mm großen kreisförmigen Rahmen mit jeweils verso gegenüberliegenden Versen, die übrigen Abbildungen jeweils rahmenlos von 120 × 150 mm bis ganzseitig 370 × 300 mm mit zwei- bis sechszeiligen Beischriften oberhalb der Zeichnung, teilweise auch textlos; in den Text eingestreute Zeichnung eines kleinen Geschützrohres nur 81v.

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Planetenbilder in feinster Gestaltung in mehrstufigen farbigen kreisrunden Rahmen mit jeweils zum in den Text genannten Farbzuordnungen flächig kolorierten Hintergründen; die Fahnen der Planetenfiguren überragen die Rahmen, dynamische Figuren auf springenden Pferden in auffälliger Ähnlichkeit zu den habsburgischen Reitersiegeln (Leuchtendes Mittelalter [1990] S. 250), feine Gesichtszeichnungen, Haar- und Barttracht, reicher Faltenwurf an Gewändern und Schabracken, reiche Binnenzeichnung an Kleidung- und Rüstungsdetails, sorgfältig durch Lavierungen schattiert, Lichterhöhung durch Deckweiß und Gold; die übrigen Darstellungen mit feiner Feder vorgezeichnet und insbesondere bei den Burgendarstellungen detailreich ausgeformt; Burgen meist auf Rasengrund oder Landschaftsausschnitten, die übrigen Geräte und Waffen frei im Raum stehend in seitlicher Ansicht; Kolorierung bei den Planetenbildern bis auf 6r fertiggestellt, in den übrigen Zeichnungen meist nur die roten Dächer der Burgen und das Mauerwerk sowie die ocker lavierten Holztöne der Geräte, Hintergründe und Landschaft meist nicht koloriert, nur gelegentlich in kräftigen Brauntönen mit reicher Abstufung. Im Gegensatz zu den verwandten Handschriften Berlin, Ms. germ. quart. 2041 (siehe Nr. 39.4.3.) und Wien, Cod. 3062 (siehe Nr. 39.4.19.) erscheinen hier die Planetenbilder zu einer eigenen Gruppe an den Anfang gestellt; eine partiell den Planeten zugeordnete Reihenfolge der übrigen Abbildungen ist jedoch trotz des unfertigen Charakters der Handschrift und der Blattverluste noch zu erkennen: 11r–50r zu Saturn mit Mitteln der Belagerung (Burgen, Steigzeug, Brechzeug, 42v Ander Teil Saturnus); ab 50v zu Merkur verschiedene Geräte und Befestigungsarten zur Abwehr des Einsteigens in Burgen, gegen Ende jedoch unter Verlust der Ordnung übergehend in weitere Bereiche der konventionellen Geschütz-, Wasser- und Tauchtechnik; Bildprogramm bis auf wenige Präzisierungen und Fortentwicklungen (insbesondere bei der Steigtechnik) dem ›Bellifortis‹ entnommen, jedoch mit freier gefaßten Beischriften; insgesamt abgesehen von Reihenfolge und Vollständigkeit gut übereinstimmend mit den anderen Hartlieb-Handschriften in Berlin, Ms. germ. quart. 2041 und Wien, Cod. 3062, hier jedoch in wesentlich qualitätvollerer Illustration und Ausstattung.

Farben:

Blau, Rot, Gelb, Braun, Grün, Weiß, Gold.

Literatur:

Leuchtendes Mittelalter (1990) S. 224–258. – Gebhard Mehring: Des Münchener Gelehrten Hans Hartlieb Angriffs- und Verteidigungskunst. Das Bayerland, Illustrierte Wochenschrift für Bayerns Volk und Land (1902), S. 501–503. 514f. Abb. S. 502 (15r). S. 514 (7r); Klaus Grubmüller: Hartlieb, Johannes. In: 2VL 3 (1981), Sp. 486; Volker Schmidtchen: Mittelalterliche Kriegstechnik zwischen Tradition und Innovation. In: Europäische Technik im Mittelalter. 800 bis 1400. Tradition und Innovation. Ein Handbuch. Hrsg. von Uta Lindgren. Berlin 1996, S. 295–297, Abb. 5 (52v). 6 (13r). 7 (11r); Leuchtendes Mittelalter (1990) S. 224–258, Abb. S. 225 (5r). S. 227 (2r). S. 229 (3r). S. 231 (4r). S. 233 (6r). S. 235 (8r). S. 237 (13r). S. 239 (12r). S. 241 (15r). S. 243 (17r). S. 244 (52v). S. 245 (51r). S. 247 (11r). S. 248 (53v). S. 249 (53r). S. 251 (19r). S. 253 (16r). S. 254 (40v). S. 257 (14r). S. 258 (18r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Taf. XXIa: 11r. (Pseudo-)Hartlieb, ›Iconismis bellicis‹: Einsteigen in eine Burg mit einer Leiter aus mehreren Segmenten.

Taf. XXIb: 19r. (Pseudo-)Hartlieb, ›Iconismis bellicis‹: Annäherung an eine Burg in einem Graben (unvollendet).

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Taf. XXIb.