KdiH

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39.4.1. Basel, Universitätsbibliothek, L II 22

Bearbeitet von Rainer Leng

KdiH-Band 4/2

Datierung:

3. Viertel 15. Jahrhundert (Wasserzeichen Ochsenkopf, Piccard II,2, VII,143/144).

Lokalisierung:

Südwestdeutschland.

Besitzgeschichte:

Herkunft unbekannt; Schenkungsvermerk im Vorderdeckel von 1882 durch Prof. Dr. Jakob Maehly (1828–1902; Altphilologe an der Universität Basel von 1875–1890, vgl. Edgar Bonjour: Die Universität Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart 1460–1960. Basel 21971, S. 644f); Innendeckel und Vorsatzblatt Akzessionsnummer 1882.19 und ältere Signatur G2 II.78.

Inhalt:
1. 1r–5r Skizzen für verschiedene Maßwerkseinteilungen gotischer Spitzbogenfenster und Rosetten, textlos

Kurze Notizen des 16. Jahrhunderts 2r im Münster zu Basell im Xgang und 5r am letner und unden daran zu Basell verweisen auf Zeichnungen nach originalem Maßwerk im Basler Münster

2. 6r–21v Zeichnungen von Hebezeug, Kränen und Seilzügen

6r, 8r, 9rv, 10r, 11v, 12v, 13r, 14v, 15r Kräne, 7r und 21r Ramme, 7v, 10v, 11r Seitenansicht einzelner Gerüste für Kräne, 12r und 16v einfache Holzkreuze, 14v, 15v, 16r, 17r–18v, 19v, 20v Seilzüge mit Rollen (ohne Gestelle), 20r Brücke

3. 22r–52r Bildkatalog zu Kampfwägen, Schutzhütten und Schirme etc., überwiegend aus Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹, sowie weiteres Kriegsgerät, mit erläuternden Beischriften

›Dis ist ein kacz vnd vͦch ejn loͤffel mit einem snellen schüm mit dem man gewapent volk in eine zinnen hebet etc.‹

22r fahrbare Rampe mit Rammbock, 22v Kampfwagen und Streitkarren, fahrbare Schirme, 25v und 26r artesische Brunnen, 26v Aufzug, 27r Geschoß Sonifer, 27v–30r Streitkarren, Schutzwehren, Brücken, 30v Schöpfrad, 31r Heronsbrunnen, 31v– 38r Steigzeug, Hebezeug, Schirme, 38v Blide, 39r–41v Kampfwagen, Schiffe, Schirme, 42r Kran, 43v/44r Hebezeug für schweres Geschütz, 44v Mühle, 45v Handmühle, 46r Nürnberger Schere, 46v, 47r Kräne, 47v und 48r Schwimmbrücken, 48v fahrbares Steigzeug, 49rv Hebezeug, 50r–51r Streitkarren, 51v Blide, 52r Hebezeug

4. 52v Blatt aus einer anderen Handschrift, Eigenschaften der Januargeborenen

›Jenerus. Wer geboren wirt in den jener des nattur ist also‹

I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 2 + 52 Blätter (je ein modernes Vor- und Nachsatzsatzblatt, foliiert a und b, moderne Bleistiftfoliierung 1–52, darunter ältere Tintenfoliierung des 16. Jahrhunderts beginnend mit 2 auf 1r, es fehlt weiterhin Blatt 7, zahlreiche Blätter an neuen Falzen eingeklebt, teilweise an den Rändern ergänzte Blätter, Blatt 52 aus einer anderen Handschrift eingeheftet), 293 × 220 mm, beschrieben nur im kriegstechnischen Teil mit einspaltiger Bastarda von zwei bis 13 Zeilen, nicht rubriziert; beteiligt waren im Wesentlichen zwei Hände, Hand I Beischriften 30r–36r, 37r–40v, 46r–49v, daneben eine wohl etwas jüngere Hand, die einige weitere Beischriften teilweise auf denselben Seiten ergänzt hat 22r–29v, 35r–36v, 41rv, 47v, 48v, 50v–51v; diese Hand mit gelegentlichen groben Initialen 28r, 35r–36v, 47v, 48v, von denen 37r grün mit blauer Ausmalung, 35v grün mit blauen Konturen, 36r blau mit grüner Ausmalung, 36v blau und 48v grün mit Schraffuren und eingemalten vier Wappenfeldern mit Handwerkszeichen (?) gestaltet sind; 36r zwei Zeilen in grüner Tinte; Hand III 42r–45v nur grobe zweizeilige Beischriften; Hand IV nur 52v; zwei weitere Hände nur mit knappen Notizen 2r und 5r (s. o.) sowie 49v geht biß uff 53 bleter und 52r es sind als 54 bleter; auch im kriegstechnischen Teil einige textlose Seiten 24v, 46v, 47r, 50r, 51v, 52r; Leerseiten 1v, 4r, 5v, 6v, 8v, 13v, 40r, 42v, 43r, 45r, 49v.

Schreibsprache:

alemannisch.

II. Bildausstattung:

101 Federzeichnungen, davon 65 zum Teil kolorierte, zum Teil schraffierte im kriegstechnischen Teil; 1r, 2r–3v, 4rv, 5r, 6r, 7r–8r, 9r–13r, 14r–20r, 21v–39v, 40v–42r, 43v–44v, 45v–52r; 19r eine grobe und kaum noch erkennbare Silberstiftvorzeichnung, eventuell noch zum Architekturteil gehörig; Anzahl der Zeichner ist nicht präzise zu bestimmen, die Architekturzeichnungen 1r–5r von einer Hand, die Maschinen- und kriegstechnischen Zeichnungen mit einiger Sicherheit ebenfalls von nur einer Hand, lediglich einige gröbere eingeschobene Zeichnungen ab 22r könnten von einem weiteren Zeichner stammen, tragen aber auch immer wieder fein mit Lineal und Zirkel konstruierte Details, die den Zeichner der Maßwerke auszeichnen; von einer späteren Hand nachgetragen nur einige Züge 52r auf einem Blatt aus einer anderen Handschrift.

Format und Anordnung:

Durchgehend rahmenlos, Größe schwankend von 150 × 150 mm bis seitenfüllend, im kriegstechnischen Teil durchgehend ganzseitig mit Ausnahme von 12r, 16v und 24r; Beischriften überwiegend am oberen Seitenrand, gelegentlich auch unten oder innerhalb der Zeichnung; eine Abbildung je Seite mit Ausnahme von 24r (3), 25r (2), doppelseitig nur 43v–44r; die Bilder auf 38v, 44v–45r und 45v stehen auf dem Kopf, 28v Querformat.

Bildaufbau und -ausführung:

Zeichnungen durchgehend mit feiner Feder, Lineal und Zirkel konstruiert, nur gelegentlich freihändige Linien und Schraffuren; durchgehend ohne Horizont oder Hintergründe, Andeutungen von Landschaftshintergrund bzw. Rasengrund nur 25v und 26r; 28v und 47v grob koloriertes Wasser und Bäume, 41r und 48r koloriertes Wasser; insgesamt mit wenigen Ausnahmen nur schwache Lavierungen für Holzteile und etwas kräftigeres Blau nur für größere Metallteile; Geräte überwiegend in einfacher Seitenansicht oder aus leicht erhöhter Perspektive, selten von oben; insbesondere bei den komplexeren Kränen oder Mühlen bestehen erhebliche zeichnerische Schwierigkeiten, von den Wellen lotrecht abzweigende Zahnräder oder Haspeln werden meist in geklappter Perspektive dargestellt, für die Konstruktion der Maschinen nicht maßgebliche Details, wie externe Antriebsmechanismen (z. B. Treträder) werden teilweise verkleinert anskizziert; nur selten und insbesondere bei kleineren Laufrädern gelingt die perspektivisch korrekte, teilweise durch andere Bauteile verdeckte Darstellung; hohes Gewicht legt der Zeichner vor allem im Maschinenteil 6r–21v auf die präzise Wiedergabe der Holzverbindungen, gelegentlich werden Seitenansichten der Grundgerüste von Kränen gezeichnet, die nichts anderes als statisch günstige Verbindungen der Trägerbalken zu vermitteln scheinen (7v, 10v, 11r); das Hebezeug erreicht sowohl in den großen Kränen mit einfachen Haspelantrieben als auch bei den einzeln gezeichneten Flaschenzügen mit bis zu 12 Rollen große Komplexität.

Bildthemen:

Der Maschinenteil 6r–21v erinnert ohne unmittelbare Verwandtschaft an den ›Hussitenkriegsingenieur‹ (München, Clm 197 [siehe Nr. 39.1.7.]), die Geräte sind jedoch technisch und zeichnerisch wesentlich weiter entwickelt; die beiden Rammen (7r, 21r) treten in ganz ähnlicher Form regelmäßig im Formschneider-Umkreis auf; die Abbildungen im kriegstechnischen Teil 22r–52r sind leicht erkennbar überwiegend dem ›Bellifortis‹ entnommen, wobei die Auswahl ausschließlich Kampf- und Streitwagen, Hebezeug, fahrbare Schutzhütten und Schirme sowie etwas Wassertechnik betrifft; als Vorlage dürfte ein textloses Exemplar anzunehmen sein, da die Beischriften durchgehend eigenständige Kommentare zu Sinn und Zweck, Bauweise und Einsatzgebieten der Darstellungen ohne Anklang an andere lateinische oder deutsche ›Bellifortis‹-Überlieferungen sind; einige Abbildungen der Vorlage werden dabei selbständig variiert, auch erscheinen häufiger Aufnahmen von Abbildungen aus dem Formschneider-Umkreis, etwa bei den Mühlen (44v, 45v).

Farben:

Gelb, Ocker, Braun, Blau, Grün, Rot.

Literatur:

Eine gedruckte Handschriftenbeschreibung existiert nicht; dreiseitige Beschreibung als Typoskript in der Universitätsbibliothek Basel. – Alfred Mutz: Mittelalterliche Maschinenentwürfe in einer unveröffentlichten Basler Handschrift. Humanismus und Technik 17 (1973) S. 57–78, Abb. 1 (13r). 2 (7r). 3 (42r). 4 (45v). 5 (23v). 6 (51v). 7 (37v). 8 (22r). 9 (47v). 10 (42v/43r); Rudolf Sonnemann (Hrsg.). Geschichte der Technik. Leipzig 1978, Farbabb. S. 164, Nr. 189 (23v). S. 165 (13r). S. 168, Nr. 194 (47v). Schwarzweißabb. S. 167, Nr. 193 (37r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 85: 11v. Zeichnung eines Krans.

Abb. 86: 43v/44r. Bildkatalog, überwiegend aus Konrad Kyeser, ›Bellifortis‹: Hebezeug zur Beförderung eines schweren Geschützes auf einen Berg.

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Abb. 85.
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Abb. 86.