KdiH

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74.9.12. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, HB XIV 20,2

Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt

KdiH-Band 8

Der zweite Teil einer zweibändigen Handschrift von ›Der Heiligen Leben‹. Illustriert ist im zweiten Band nur die Eingangslegende zu Ambrosius.

Datierung:

1456 (219r).

Lokalisierung:

Schwaben.

Besitzgeschichte:

Die Angabe des Schreibers Johannes Linder legt nahe, dass die Handschrift ursprünglich in einem schwäbischen Deutschordenshaus entstanden (siehe unten I.) und von dort in das Benediktinerstift Zwiefalten gelangt ist (Löffler [1931] S. 75f. [Nr. 64]). Bis auf wenige Handschriften werden heute alle Zwiefaltner Codices in der Württembergischen Landesbibliothek aufbewahrt.

Inhalt:
1v–219r ›Der Heiligen Leben‹
S2 (Williams-Krapp [1986] S. 229); 1v–6v Inhaltsverzeichnis; 8r–219r Sommerteil Nr. 1–126
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 222 Blätter (alte Foliierung I–CCXII), 400 × 285 mm, Gotico-Antiqua von mehreren Händen (219r: Anno domini MºCCCCº quinquagesimo sexto finitus est liber ist feria sexta ante conuersionem sancti Pauli per me Fratrem Johannes Linder ordinis Theutonicorum [...]), zweispaltig, 45–50 Zeilen, Überschriften und Zeilenzahlen rot, abwechselnd rote und blaue Lombarden, gerahmte Ornamentalinitialen mit Rankenausläufern oder Fleuronné-Initialen unter Verwendung von Gold.

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

Eine kolorierte Federzeichnung (8r).

Format und Anordnung:

Eine gerahmte Miniatur, 17 Zeilen hoch, eine Spalte breit, vor dem Textbeginn (8r): Hier hebt sich an das passional von den hailigen Vnd ist das summer tail Das ist die legend von sancto Ambrosio dem hailigen Bischoff [...]

Bildaufbau und -ausführung, Bildthemen:

Ambrosius liegt in einem Zimmer auf dem Sterbebett und diktiert einem Schreiber, der neben dem Bett sitzt. Er ist nur bis zur Brust zugedeckt, der Oberkörper ist unbekleidet, auf dem Haupt trägt er die Mitra, auf deren Spitze eine goldene Krone (Pinselgold) thront. Der Kopf und der Oberkörper des Heiligen werden durch zwei untergeschobene Kissen gestützt. Die Haut des Oberkörpers sowie die gestikulierenden Arme sind weiß, das Gesicht fiebrig gerötet. Das Diktat an den Schreiber wird durch strahlenförmig aus dem Mund quellende, in Pinselgold gezeichnete Striche markiert. In gleicher Weise zeigt sich der göttliche Segen in den Sonnenstrahlen, die als dünne, graue Strahlen mit darauf gemaltem Pinselgold durch das Fenster dringen. Die rosafarbene Decke, unter der Ambrosius liegt, ist mit aufgetragenen Strichen und Schraffuren im Faltenwurf sorgfältig gezeichnet, ebenso wie das blaue Gewand des mit einer roten Kappe ausgestatteten Schreibers mit durch Weißhöhungen verstärkten Faltenwurf, dem schmalen weißen Rand des Unterrocks sowie dem weißen Kragen detailliert ausgestattet ist. Die Freude am Detail zeigt der Maler auch an der Raumausstattung: Vor dem Bett steht eine Beichtbank, am Fußende eine Truhe, das Bett selbst ist mit einem hölzernen, in der Holzmaserung genau erfassten Baldachin versehen, der mit kleinen hängenden Zapfen verziert ist. Zwei Fenster, perspektivisch unrichtig gezeichnet, eröffnen den Blick nach draußen, wo man Bäume und Wiesen erkennen kann, der Himmel ist leicht blau laviert. Der Farbauftrag ist mit sicherem Strich sorgfältig mit genauer Modellierung vorgenommen, die Gesichter fein gezeichnet, mit niedergeschlagenen Lidern. Nur in dieser Handschrift wird für Ambrosius dieses Bildthema gewählt, ansonsten wird seine Funktion als Kirchenlehrer bildlich umgesetzt. In Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod 152, 4ra (Nr. 74.9.1.) wird er mit Stab und Buch gezeigt, in Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2º Cod 154, 4ra (Nr. 74.9.2.) am Schreibpult, in den Handschriften der ›Elsässischen Legenda aurea‹ jeweils mit Schülern (Heidelberg, Cod. Pal. germ. 144, 256v [Nr. 74.7.3.], München, Cgm 6, 79v [Nr. 74.7.7.]).

Farben:

Blau, Braun, Grün, Rot, Rosa, Grau, Weiß, Pinselgold.

Literatur:

Löffler (1931) S. 75f. (Nr. 64); Buhl/Kurras (1969) S. 111. – Firsching (1973) S. 75 (Nr. 35); Williams-Krapp (1986) S. 229; Der Heiligen Leben (1996) S. XXV.

Abb. 95: 8r. Ambrosius diktiert auf dem Sterbebett einem Schreiber.

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Abb. 95.
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Abb. 95 Detail.