74.9.10. München, Universitätsbibliothek, 2º Cod. ms. 314
Bearbeitet von Kristina Freienhagen-Baumgardt
KdiH-Band 8
1467 (315rb).
Regensburg.
In Regensburg im Auftrag Sigmund Graners geschrieben von dem Schreiber Michael Schinbeis, die zeit Burger vnd diener der stat Regens[purg] (1ra). Sigmund Graner († 1483) gehörte dem ratsfähigen Regensburger Geschlecht der Graner an und erscheint 1455 als Brückenmeister der Steinernen Brücke und Hansgraf. Michael Schinbeis kam aus Hirschau nördlich von Regensburg. Von ihm sind weitere Codices bekannt (Clm 12236, Clm 1423, Clm 18408, Clm 21075, Clm 26633, Cgm 7376). In Cgm 7376 bezeichnet sich Schinbeis als Wachtschreiber des Regensburger Stadtkämmerers Lukas Pfister.
Die Handschrift befand sich wohl im 18. Jahrhundert im Besitz des Bibliothekars Ignaz Dominikus Cyriacus Schmid und gelangte über ihn in die Ingolstädter Artistenfakultät, von dort in die Universitätsbibliothek Landshut und zuletzt in die Universitätsbibliothek München.
1. | 1rb | Zwei Reimsprüche |
2. | 2ra–315rb |
›Der Heiligen Leben‹, Sommerteil, mit Legenden aus der ›Regensburger Legenda aurea‹
M46 (
|
3. | 315rb | Zwei Sprüche, deutsch und lateinisch |
4. | 315va–347ra | Heinrich von St. Gallen, ›Passionstraktat‹ |
347va–347vb | Inhaltsverzeichnis |
Papier, 347 Blätter, 295 × 217 mm, Bastarda, ein Schreiber, Michael Schinbeis (hat geschribenn Michel Schinbeis 1ra, 315rb), zweispaltig, 33–38 Zeilen, rote Initialen mit Ornamentik, Überschriften, Seitentitel rot, rubrizierte Majuskeln, Oberlängen und Majuskeln in den obersten Zeilen oft ornamental vergrößert, von jüngeren Händen Federzeichnungen (109v–179v) und Bleistiftzeichnungen (105v, 214v–216v).
bairisch.
Eine historisierte Initiale (3ra) in Deckfarbenmalerei. Der Illustrator ist dem Umfeld des Regensburger Buchmalers Berthold Furtmeyr zuzuordnen (vgl. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. I.3.2º III, 8r; Nr. 14.0.1.).
Die historisierte Initiale befindet sich am Beginn des Legendars, zwölfzeilig, spaltenbreit, doppelt gerahmt, quadratisch.
Der auferstandene Christus steht in einer blauen D-Initiale auf grünem Bodengrund vor dem Grab, die rechte Hand im Segensgestus erhoben, die Linke hält den mit Blattgold belegten Stab des Hirten. Der Binnengrund ist ebenfalls in Blattgold ausgeführt, der Buchstabenkörper in einem tiefen, durch wenige dunklere Ornamente gestalteten Blau (leicht abgeschabt), das als schmales Band unter dem Rahmen hindurchgeführt wird und sich in den Ranken am Blattrand fortsetzt. Die Initiale hat eine quadratische Form und ist in zweierlei Grüntönen doppelt gerahmt. Das Grab ist in verschiedenen Grautönen mit feiner Schraffur perspektivisch richtig erfasst. Christus ist nicht überproportional groß, in einen roten Umhang gekleidet, der am Hals zusammengehalten wird und den Blick auf den Oberkörper freigibt. Der Umhang fällt in großen, sorgsam mit feinen Stricheln modellierten Falten auf den Boden. Gesicht, Oberkörper, Hände und Füße sind in Weißtönen gehalten, das Gesicht zart modelliert, die braunen Haare und der braune Bart mit dichten Stricheln gezeichnet. Während die Initiale mit kräftigen Farben gezeichnet ist und dadurch Strahlkraft zeigt, sind die Grün, Rot, Braun, Grau und Gold gemalten Ranken deutlich gedämpfter. Die Initiale mit dem auferstandenen Christus illustriert die erste Legende der Sammlung, die (wie andere Texte auch) aus der ›Regensburger Legenda aurea‹ den Legenden aus ›Der Heiligen Leben‹ hinzugefügt wurde und von der vrstend vnsers herren handelt.
Rot, Grün, Blau, Braun, Grau, Weiß, Blattgold.
Abb. 94: 3r. Der auferstandene Christus.