KdiH

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22.1.24. Würzburg, Universitätsbibliothek, M. ch. f. 265

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1475.

Lokalisierung:

Schwaben.

Besitzgeschichte:

Besitzereinträge 129r (Joannes Blasius Weygant, 1669–1702 Professor institutionum in Würzburg) und 1r (Sehr nützliches weld Buch zu Sammen gesetzt von J. M. P. 1765 den 14 ten februar).

Inhalt:
2ra–246vb Konrad von Megenberg, ›Buch der Natur‹
2ra–5vb Register mit Blattverweis
Prologfassung
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 248 Blätter, Blattverluste, Blätter 36, 61, 76, 77, 199, 238 beschädigt, 1 und 247–248 leer, 312 × 207 mm, sorgfältige, textualisnahe Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 36 Zeilen, Rubrizierung, rote Überschriften und Unterstreichungen, dreizeilige rote Lombarden, 121va, 129va, 143va mit Fleuronnéefüllung, sechs- bis achtzeilige Fleuronnée-Initialen zum Beginn der Teile (29ra, 117va, 123va, 132va, 147va, 179va, 192ra, 217ra, 239ra).

Schreibsprache:

schwäbisch.

II. Bildausstattung:

29 kolorierte Federzeichnungen (29r, 36v, 67r, 82r, 93v, 95r, 104v, 117r, 121rb, 121v, 123rb, 123v, 129v, 132v, 136r, 138v, 143v, 147v, 163r, 179rb, 179v, 188v, 191vb, 192r, 197r, 208v, 214r, 216v, 239r), ein Zeichner. Am Textschluß vor den Illustrationen zuweilen sequitur figura.

Format und Anordnung:

25 von einfacher Federlinie gerahmte, schriftspiegelbreite, ca. ⅔ des Textraums hohe, nahezu quadratische Zeichnungen, meist am Kopf der Seite; vier ungerahmte, spaltenbreite, sich bis auf die Blattränder erstreckende Illustrationen am Spaltenende.

Bildaufbau und -ausführung:

Kräftige, durchgezogene Umrißlinien von durchgängig gleicher Stärke, keine Binnenstrichelung. Modellierung durch lavierten Farbauftrag. Leicht gewölbtes Bodenstück, darauf die Tiere und Pflanzen, Hintergrund nicht koloriert. Bei Wassertieren ist die Bildfläche durch gewellte Feder- und Pinsellinien übergangen. Im Bildaufbau wird – außer bei den vier einspaltigen, ungerahmten Zeichnungen – nicht unterschieden zwischen Titelminiaturen zu den Teilen und Kapitelillustrationen zu je nur einem Objekt, vielmehr ist in beiden – wie bei den Titelbildern der Lauber-Handschriften (Nr. 22.1.7., Nr. 22.1.9., Nr. 22.1.20.) – jeweils eine ganze Gruppe von Tieren oder Pflanzen vorgestellt; die Kapitelillustrationen beziehen sich also nicht unmittelbar auf das Kapitel, dem sie voranstehen, sondern verweisen auf die nachfolgende Kapitelgruppe: Auf dem Bodenstück im Vordergrund sind die Tiere in ihrem »natürlichen« Lebensraum gewissermaßen szenisch dargestellt, während der Himmel darüber mit weiteren Exemplaren, gleichsam katalogartig, »dekorativ« gefüllt ist. Die Pflanzen sind stets, mit einer Tendenz zu symmetrischer Anordnung, neben- und hintereinander aufgereiht und stark stilisiert, mitunter geradezu heraldisch vereinfacht. Auch die Tierdarstellungen zeigen weniger Interesse an anatomischer Korrektheit als vielmehr an einer dekorativ-ornamentalen Organisation der Bildfläche; auffällig ist zudem die Vorliebe für phantastische Tiere. Spontaner wirken die beiden ungerahmten Zeichnungen 121rb und 123rb (zwei Meerwunder), während die Ulme 179rb als heraldische Pflanze dargestellt ist. Der Gelehrte mit der Pflanze in der Linken und dem Zeigegestus 191vb könnte als Verweisfigur auf das 192r stehende Titelbild zum Kräuter-Teil V verstanden sein, so daß beide einander gegenüberliegenden Illustrationen sich zu einer Bildeinheit ergänzen würden.

Engen Textbezug zeigt das Titelbild zum Edelstein-Teil VI (216v) das mit Sonne und Mond über einem von zwei Pflanzen flankierten, hohen Felsen, der von Steinen durchwachsen ist, Konrads Aussage über die Beeinflussung der Steine durch die Gestirne reflektiert.

Drei Illustrationen fallen aus dem in der Handschrift üblichen Bildaufbau heraus: Die Titelbilder zu II (29r) mit dem Sphärenschema und zu VII (239r), ein Genrebild einer Schmiedewerkstatt, sowie die vor II,9 stehende Illustration der Vier Elemente (36v), die auch ikonographisch einzelgängerisch ist: In vier übereinanderliegenden Registern sind Feuer, Luft, Wasser und Erde (mit Beischriften fuir, lufft, wasser, Erde) Tieren zugeordnet, die ihre Namen Salamander (ein geißbockähnliches Tier), Samaleon (ein Vogel), par sissta (zwei Fische) und Molt werff (Maulwurf, Blatt an dieser Stelle zerstört) im Maul bzw. Schnabel halten.

Bildthemen:

Neun Titelbilder zu den Teilen II (29r), III C–F (117r, 123v, 132v, 147v), IV B (179v), V (191vb + 192r), VI (216v) und VII (239r), die übrigen fehlen durch Blattverlust. 19 Kapitelillustrationen, davon drei Darstellungen einzelner Tiere bzw. Pflanzen (121rb Ludlacher, 123rb testeum, 179rb Ulme), 16 Illustrationen von Tier- bzw. Pflanzengruppen und die Vier Elemente (36v).

Farben:

Laviertes Blau, Grün, Rot, Braun, Ocker, Gelb, Grau.

Literatur:

Thurn (1986) S. 99f. – I. Schwarz, Die medizinischen Handschriften der kgl. Universitätsbibliothek Würzburg. Diss. Würzburg 1907, S. 34–36; L. MackINNEY: Medical Illustrations in Medieval Manuscripts. London 1965, S. 185; Mälzer/Thurn (1982) S. 128f. mit Abb. (121v); Hayer (1998) S. 225f. 413f., Abb. 6 (129v). 7 (239r).

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 19: 121rb. Tier Ludolachra/ludlacher.

Abb. 21: 143v. Verschiedene Meerwunder.

Abb. 22: 191v/192r. Gelehrter mit Kräuterstaude; Kräuter, auf einem Hügel verteilt.

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Abb. 21.
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Abb. 22.