KdiH

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22.1.20. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. med. et phys. 2º 14

Bearbeitet von Norbert H. Ott

KdiH-Band 3

Datierung:

Um 1440.

Lokalisierung:

Elsaß, Werkstatt des Diebold Lauber.

Besitzgeschichte:

Zwischen 1474 und 1477 erhielt Graf Heinrich von Württemberg die Handschrift vom luxemburgischen Rentmeister als Geschenk, der ihn offenbar auch über die weiteren Vorbesitzer informierte (Besitzereintrag im Spiegel des hinteren Deckels: Iste Liber Est Mey Hainri Comitis in Wirtenberg. Diß buͦch ist gewesen kayser sigmuncz vnd ist darnoch worden ainer frauen von bayern die och ain fro zuͦ luczenburg waz [Elisabeth von Görlitz, Tochter Johanns von Böhmen, Nichte Kaiser Siegmunds, Erbin von Luxemburg (1390–1451), in erster Ehe (1409–1415) mit Antoine Duc de Bourbon, in zweiter (1418–1425) mit Herzog Johann von Bayern-Straubing verheiratet] vnd von danen kamß dem rentmayster zuͦ luczenburg der selbig mir eß in minr gefengnuste hat dun schencken alß ich zu luczenburg in sinem huͦß gefangen lag Ja noch lig [...]). Heinrich, der seit 1473 mit der Grafschaft Mömpelgard auch burgundische Lehnsherrschaften innehatte, wurde im April 1474 von Herzog Karl dem Kühnen von Burgund bis zu dessen Tod 1477 in Luxemburg, Granges, Maastricht und Boulogne gefangengesetzt: Stoßgebete und andere marginale Eintragungen von seiner Hand (u.a. 167r, 213v, 235r, 258r, 295v, 302r). Irtenkauf (1985) S. 70 hält Kaiser Siegmund für den Auftraggeber der Handschrift, während Hayer (1998) S. 211 wegen der Datierung des Papiers (Wasserzeichen Ochsenkopf von 1438, Tod Siegmunds 1437) Zweifel anmeldet.

Inhalt:
1. 1v–2r Naturkundliche und medizinische Notizen Heinrichs, meist aus dem ›Buch der Natur‹
2v–4v leer
2. 5ra–423ra Konrad von Megenberg, ›Buch der Natur‹
Einzel-Inhaltsverzeichnisse vor den 13 Teilen, 8rv Prolog
Prologfassung
I. Kodikologische Beschreibung:

Papier, 424 Blätter, Blattverlust (je zwei Blätter zwischen 93 und 94 sowie 137 und 138), Leerseiten vor und nach den Registern (54rv, 47r–48r, 90v–91v, 93v, 135rv, 188v–190v, 192r, 202r–203v, 205r, 220v–223r, 224v, 247v–250r, 251v, 272v–274v, 325v–328r, 365r–366v, 368v, 401r–403v, 411r–414r, 423v–424v), 402 × 295 mm, Bastarda, eine Hand, zweispaltig, 28–31 Zeilen, Prologverse 5r in Textura, Nachträge von der Hand Heinrichs von Württemberg (1v, 2r, Spiegel des hinteren Deckels, Marginalien im Text), Rubrizierung, rote Kapitelzahlen und Überschriften, rote Strichelung und Unterstreichungen, fünf- bis sechszeilige rote Lombarden, zum Textbeginn der Teile spaltenbreite, über den Text (in Spalte b) teilweise bis zur Blattmitte ragende rote Lombarden, dreizeilige Lombarden zu Beginn der Register (191r, 223v, 328v nicht ausgeführt).

Schreibsprache:

elsässisch.

II. Bildausstattung:

47 kolorierte Federzeichnungen (48v, 98v, 102r, 106v, 110v, 117r, 123v, 128v, 145v, 154r, 163r, 168v, 174r, 181r, 183r, 192v, 205v, 214r, 217v, 225r, 230r, 234r, 239r, 243v, 252r, 260r, 263v, 275r, 278v, 281v, 287r, 289v, 297v, 305r, 311r, 316v, 321v, 330r, 336v, 340r, 346r, 350r, 357v, 361r, 369r, 405r, 415r), zwei Zeichner (Meister B und Meister I).

Eine ganzseitige Initiale (8r) zum Prologbeginn, 13 ca. halb- bis dreiviertelseitige Leerräume zwischen Überschriften und Beginn der Register (5r, 46r, 92r, 136r, 191r, 204r, 223v, 250v, 272v, 328v, 367r, 404r, 414v), möglicherweise für Illustrationen oder Zierinitialen vorgesehen. Fünf ca. halbseitige Leerräume zwischen Überschrift und Textbeginn der Teile II, III A, III B, III C und III D (49r, 94r, 138r, 193r, 206r), wohl ursprünglich für Zierinitialen vorgesehen (ab 225r dort die Titelbilder eingefügt); die sechs Leerseiten 7v, 93v, 137v, 224v, 251v und 274v wohl für die Titelbilder der Teile I, III A, III B, III E, III F und IV vorgesehen (zu I, III A und III B nicht ausgeführt, zu III E, III F und IV in die Zwischenräume 225r, 252r und 275r eingefügt); die Register der Teile V–VIII reichen bis auf die linken Seiten 329v, 368v, 404v und 414v, Titelbilder dazu in den Räumen zwischen Überschrift und Textbeginn 330r, 369r, 405r und 415r.

Format und Anordnung:

Drei ganzseitige, ungerahmte, bis an die Blattränder reichende Illustrationen 48v, 192v und 205v (Titelbilder zu II, III C und III D) auf linker Seite gegenüber Textbeginn rechts; die übrigen ⅔–¾ Textspiegelhöhe, ungerahmt, bis an die Blattränder reichend (davon sieben Titelbilder zwischen Überschrift und Textbeginn zu III E–VIII und 37 Kapitelillustrationen), meist am Kopf der Seite, darüber Überschrift in der Funktion einer Bildbeischrift, Initiale des Kapitelbeginns darunter z. T. in die Illustration ragend. Einzelillustrationen 192r, 230r und 298v am Seitenfuß, ca. ⅘ Blatthöhe, darüber Schlußzeilen des Vorkapitels, Textbeginn auf der gegenüberliegenden Seite; Titelbild 369r von einfacher Federlinie gerahmt.

Bildaufbau und -ausführung:

Flache, unregelmäßige, an den Rändern ausgezackte Bodenstücke, darauf in den Pflanzenkapiteln seitlich eine zwei- bis vierköpfige Figurengruppe, mit Zeigegesten auf die (maßstäblich oft zu großen) Pflanzen weisend, seltener die Pflanze allein im Bildzentrum (287r, 289v, 297v, 311r, 340r). V. a. in den Tierkapiteln an den Seiten zu Felsbildungen hochgezogene Bodenstücke mit Baumbewuchs, mitunter auch mit Architekturen; in der Bildmitte steht oder liegt wie in einer Mulde (häufig maßstäblich zu groß, z. B. 243v Skorpion, 260r Kröte, 263v Hornisse) das vorgestellte Tier. Auch bei Illustrationen von im Wasser lebenden Tieren mit Ausnahme des Titelbilds zu III D (205v) meist ein baumbewachsenes Bodenstück als Bildrahmen, darin ein Teich (z. B. 214r, 225r). 369r (Titelbild zu VI) Blick durch einen Architekturrahmen in einen Innenraum.

Strenge, kantige Umrißlinien, keine Strichelung. Kaum bewegte, gedrungene, statisch wirkende Figuren mit runden Köpfen, steif zu Boden fallende Gewänder mit parallelen Röhrenfalten; kulissenartige Bildbühne, durch Bäume und Architektur auf der starr umgrenzten Steinplatte des Bodenstücks in die Tiefe gestaffelt. Durchsichtige Lavierung mit ausgesparten Lichtern, Deckfarbenverwendung bei den oft nur mit dem Pinsel angelegten Pflanzen.

Die Illustrationen sind eine Gemeinschaftsarbeit der Meister B und I der Werkstatt: Von der Hand I stammt die Bildkonzeption, von B die Ausarbeitung (Saurma-Jeltsch [1991] Textbd. S. 365f. u. 394f.).

Bildthemen:

Titelbilder zu den Teilen II (48v Vier Elemente: Landschaft mit Fluß, links Feuer, darüber Sonne und Mond unter Wolkenband), III C (192v Meerwunder: keine Wassertiere, sondern drachenartige Wesen auf bis zum oberen Bildrand reichendem Bodenstück, hinten zwei Bäume und eine Burg), III D (205v Fische), III E (225r Schlangen), III F (252r Würmer und Insekten: auf Bodenstück mit Baum Würmer, Schnecken, Heuschrecke, darüber fliegende Insekten, Spinnennetz), IV (275r Bäume), V (330r Kräuter), VI (369r Edelsteine: Goldschmied in seinem Laden), VII (405r Erze: Schmied am Amboss, links Ladentisch mit Kannen) und VIII (415r Wunderbrunnen und -menschen: Hundköpfiger, Armloser und Vogelköpfiger, zwei Brunnenbecken), Titelbilder zu I, III A und III B nicht ausgeführt. Je sieben Kapitelillustrationen zu III A (98v Esel, 102r Kamel [gejagt von hornblasendem Jäger], 106v Hirsch [gehetzt von Jäger mit zwei Hunden], 110v Elefant [mit Stadt auf dem Rücken], 117r Löwe, 123v Maulesel, 128v Panther [feuerspeiend, Vogelkrallen vorne, Hufe hinten]) und III B (145v Storch [einen Fisch im Schnabel], 154r Phoenix [im Feuer sitzend], 163r Fasan, 168v Meergans, 174r Pfau, 181r Sittich [vier fliegende und auf Bäumen und Felsen sitzende Vögel], 183r Zahnklaffer [Stix, als Gans mit Drachenkopf), je zwei zu III D (214r Stör [mit Mann im Maul], 217v Meerschwein [als Stachelschwein]) und III F (260r Riesenkröte, 263v Hornisse), vier zu III E (230r Berus [schafköpfiges Tier mit Drachenkopf, daneben zwei Männer], 234r Drachenkopf [geflügelter Drache], 239r Salamander [schafähnliches Tier im Feuer sitzend], 243v Skorpion), neun zu IV (278v Hagedorn, 281v Quitte, 287r Maulbeerbaum, 297v Birne, 305r Rebstock, 311r Balsam, 316v Kürbis, 321v Pfefferstrauch), sechs zu V (336v Hauswurz, 340r Safran [im Vordergrund eine Safranwiese, zwei Bäume im Mittelgrund, hinten eine Kirche], 346r Fenchel, 350r Lilie, 357v Raute, 361r Immergrün). Keine Kapitelillustrationen zu den Teilen I, II, III C, VI, VII und VIII.

Farben:

Hell- und Dunkelgrün, Rot, Blau, Braun, Ocker, Gelb.

Literatur:

Irtenkauf (1985) S. 70; Hayer (1988) S. 420; Hayer (1988a) S. 481; Ratisbona Sacra (1989) S. 170 Nr. 89, Abb. S. 389 (102r); Saurma-Jeltsch (1991) Textbd. S. 363. 365–367. 393–395, Katalogbd. S. 211–213; Spyra (1993) passim; Hayer (1998) S. 209–212. 408–414, Abb. 4 (214r). 5 (330r).

Anmerkungen:

Vgl. auch die Lauber-Handschriften Nr. 22.1.7. und Nr. 22.1.9.

Weitere Materialien im Internet:

Handschriftencensus

Abb. 28: 316v. Kürbis und zwei Männer.

Abb. 29: 405r. Schmied bei der Arbeit am Amboss.

Abb. 30: 174r. Pfau.

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Abb. 28.
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Abb. 29.
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Abb. 30.