Balthasar Boehm (um 1462–1530) wurde wohl im unterfränkischen Steft bei Kitzingen geboren, studierte Theologie in Erfurt und legte die Profess im Augustiner-Chorherrenstift in Rebdorf ab. Über seine Ämter im Stift wissen wir nichts. Er verfasste »mehr als zweitausend lateinische Predigten und gehört damit zu den produktivsten ›Autoren‹ dieser Gattung, vergleichbar mit Jacobus de Voragine oder Johannes Herolt« (Falch [2018] S. 7). In deutscher Sprache sind 37 Predigten (entstanden zwischen 1517 und 1522 vgl. Falch [2018] S. 8f.) in vier Handschriften erhalten, die sämtlich im KdiH erfasst sind (Nr. 103.11.1., Nr. 103.11.2., Nr. 103.11.3., Nr. 103.11.4.). Die Predigten sind, wie man heute annimmt (Falch [2018] S. 9–11), als Autografe überliefert und lassen Überarbeitungsstufen erkennen. Zweifel an der Verfasserschaft dürften heute ausgeräumt sein (Falch [2018] S. 10–14). Illustrationen, die einen konkreten Text-Bild-Zusammenhang erkennen lassen, gibt es in den Handschriften nur wenige, Boehm versieht aber eine Reihe von deutschen Predigten (20 von 37, vgl. Falch [2018] S. 177) in auffälliger Weise mit Schemata und Notarika und visualisiert so den Inhalt der jeweiligen Textstelle; er gibt damit dem Leser mnemotechnische Mittel an die Hand, die Hilfe bei der Lektüre und der Interpretation der Predigten anbieten. Die genannten Auszeichnungen sind daher weit mehr als nur »literarische Spiele« (Fink-Lang [1985] S. 69).